@Motorcyclemylife hat auf seinem Blog die Änderungen der 2027er Regeln für die MotoGP, soweit jetzt bekannt, zusammengefasst. Weil sein Blog meinen Kommentar gefressen hat, schreibe ich ihn hier nochmal.
Die GPS-Daten werden für alle Fahrer freigegeben
Ducati teilt alle GPS Daten (und überhaupt alles, was die Telemetrie aufzeichnet) mit allen Ducati-Fahrer und hat mit acht Mopped am Start einen großen Vorteil gegenüber den anderen Marken, die nur vier oder zwei Moppeds stellen.
Wie viel es einem Fahrer hilft, wenn er sieht an welcher Stelle des Kurses ein anderer wie schnell ist, kann ich nicht beurteilen, aber helfen wir es auch ohne die anderen Telemetriewerte wie Drosseklappenstellung, Schräglage, Einstellungen von Motorbremse, Schlupfregelung, Federweg usw.
Warum werden die Daten aber nicht gleich ganz öffentlich gemacht, gerne auch nach dem Wochenende? Dann können Daten-Nerds und Freizeitfahrer sich damit austoben und sehen, wie schnell die Moto-GP-Fahrer wirklich sind. Wie cool wäre es denn, bei einem Renntrainig auf dem Sachsenring zu gucken, wie schnell #MM93 an der Stelle ist, an der man sich selbst super schnell findet?
Verbot Rideheight- und Holeshot-Device
Ja bitte. Besonders das Rideheight-Device hat einen deutlichen Einfluss auf die Rundenzeiten und wahnsinnigen Höchstgeschwindigkeiten, die dafür sorgen, dass die aktuellen Sturzräume zu klein werden. Die Reifen werden stärker belastet (sagten die Experten beim besten MotoGP-Sender TNT), was zu den aktuellen Reifendruckregeln geführt hat. Brauchen wir nicht. Außerdem funktionieren die Rideheight-Devices inzwischen bei allen Hersteller gleich gut, so dass dadurch aktuell niemand einen Vorteil hat und demnach auch niemend einen Nachteil erleidet, wenn es verboten wird.
850 ccm Motoren
Vor den aktuellen 1.000ern und nach den 990ern gab es in der MotoGP eine Phase mit 800 ccm Motoren, eine Zeit mit eher langweiligen Rennen. Es wird also interressant zu beobachten, ob die neuen Motoren weiterhin so spannende Rennen wie jetzt ermöglichen. Ich bin da eher zuversichtlich, waren die 800er-Motoren deutlich kurzhubiger mit 81 mm Bohrung als die neuen mit 75 mm. Es ist auf jeden Fall mit einer reduzierten Spitzenleistung zu rechnen, bei ähnlichen Drehzahlen.
Aerodynamic
Hier hätte ich mir mehr Regeln gewünscht, und hier denke ich wird auch noch etwas kommen. Aerodynamic ist gerade ein großer Kostentreiber und das Gebiet, auf dem sich Hersteller am leichtesten einen Vorsprung erarbeiten können.
Verwirbelungen hinter dem Mopped können es schwerer machen, dicht hinter dem Vordermann zu bleiben und ein Überholmanöver vorzubereiten. Überholmanöver wollen wir aber sehen.
Das ist auch das Feld, dass es Neueiensteigern in die MotoGP am schwersten macht, den Vorsprung der aktuellen Teams aufzuholen.
Zusammenfassung
Ich glaube schon, das es mit den neuen Regeln gelingen wird, die Geschwindigkeiten zu reduzieren und die Rundenzeiten zu verlängern, zumindest vorübergehend. Und das ist auch nötig, denn die heutigen Sturzräume sind nicht für 360 km/h und mehr ausgelegt.
Liberty Media (sozusagen der Veranstalter) wird aber mit Sicherheit wollen, dass die Rundenzeiten der Superbikes nicht schneller sind, als die der MotoGP. Es wird also nicht so viel langsamer werden (außer die Superbikes werden ebenfalls eingebremst).
Wird die MotoGP jedoch auch sicherer? In den Sprintrennen und Startphasen teilen sich, bei den aktuell sehr eng beieinanderliegenden Rundenzeiten, bereits viele Moppeds wenig Platz auf der Strecke. Ein Sturz mitten in einer Gruppe ist mitunter das Gefährlichste, das im Rennen passieren kann. Ein noch engeres Feld und noch mehr Überholmanöver machen den Sport also nicht sicherer.
Ein anderes Ziel sollte meiner Meinung nach sein, die MotoGP für weitere Hersteller zu öffnen. Das wird in den aktuell verbreiteten Pressemeldungen zu den neuen Regeln jedoch nicht erwähnt. Hier wird eine Chance für die Zukunft ausgelassen. Was passiert, wenn Ducati die Lust oder das Geld verliert? Was, wenn der Einstieg von BMW, den die Gerüchteküche beschlossen hat, nicht stattfindet? Es gäbe mit Kawa und Suzuki zwei etablierte Hersteller, denen die MotoGP zu teuer ist. Indische und chinesische Hersteller wären mit Sicherheit auch geeignete Kandidaten für die MotoGP, braucht man dafür doch keine 1.000er Supersportler im Programm (die sich gerade fast nirgendwo auf der Welt in ordentlichen Stückzahlen verkaufen lassen), wie bei der WSBK. Kove ist zwar inzwischen bei der WSSP300 mit einem eigenen Modell vertretent und CF Moto ist in der Moto3 und Moto2 zumindest mit eigenen Sponsor-Aufklebern am Start, in der MotoGP sehe ich sie 2027 nicht.
Und würde Liberty sich nicht freuen, wenn sich ein US-Amerikanischer Hersteller in der MotoGP versuchen würde?
P. S.
Ja, ich habe lange nichts mehr geschrieben und vielleicht kommt hier demnächst wieder ein bisschen mehr.