Warum ich kein Moto3 mehr gucke

Ich gucke gerne Moppedrennen: MotoGP, Suberbikes, Langstreckenrennen. Ich mag es, wenn es auf der Strecke richtig eng ist und der Sieg erst in der letzten Kurve entschieden wird. Enge Rennen und die Entscheidung in der letzte Kurve ist genau das, was so ziemlich jeden Moto3-Rennen bietet. Trotzdem hatte ich bei den Rennen immer ein mulmiges Gefühl, denn in meinen Augen waren die Rennen zu eng.

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Sicherer als viele glauben

Motorradsport ist gefährlich, gefährlicher als viele andere Motorsportarten. Das ist mir klar, aber das gibt mir nicht den Kick. Ich gucke die Rennen nicht, um Stürze zu sehen. Ich kotze regelmäßig, wenn ich Zusammenfassungen aus Servis TV oder auch die offiziellen Videos der MotoGP sehe, die nur aus Start, Stürzen und Zieldurchfahrt bestehen. Wenn es nach mir gehen würde, ich hätte jede Wiederholung eines Sturzen in den Medien verbieten. Ich weiß aber auch (und finde es scheiße), dass viele Menschen genau das sehen wollen.
Ich weiß auch, dass ein Sturz mit dem Mopped nicht so gefährlich ist, wie Joe Publlic und Otto Normal glauben. Ein Lowsider ist ein Sturz auf 50 cm Höhe. Der anschließende Rutscher in der mit Protectoren und Airbag ausgestatteten Lederkombi ist auch nicht sehr gefährlich, solange keine Hindernisse in Weg stehen.
Auf einer modernen und sicheren Rennstrecke gibt es Sturzräume, Airfences und andere Dinge. Auf der Landstraßen gibt es in der Regel nur gefährliche Leid-Planken. (Das ist ein Shout-Out und Danke in Richtung MERHSi.)

Was ist zu eng?

Gefährlich wird es für die Fahrer also vor allem dann, wenn sie nicht ungestört durch die Gegend rutschen können. Bei der Streckenplanung wird berücksichtitg, dass möglichst keine festen Hindernisse im Rutschweg stehen. Kiesbetten sollen den Rutscher bremsen, Reifenstapel und Airfences den Einschlag. Die fehlenden Sturzräume sind das, was alte Strecken, Stadtrennen und Road Racing so gefährlich machen.
Neben den festen Hindenissen gibt es da noch die beweglichen: Moppeds und Fahrer. Und je enger das Rennen und je größer die Gruppe, in der die Fahrer fahren, desto größer die Chance, das Fahrer, Gestürzter und rutschendes Mopped aufeinander treffen.
Ein Sturz in der Gruppe ist immer haaarstreubend. Das gilt gleich mehrfach, wenn ein Fahrer einen Highsider am Kuvenausgang hinlegt und nicht weg von der Rennstrecke rutscht, sondern entlang der Strecke. Die nachfolgenden Fahrer haben wenig Chancen, einem Gestürzten und seinem rutschenden Mopped auszuweichen. Und wenn dann gleich mehrere Mopped Seite an Seite fahren, ist es noch schwerer überhaupt ausweichen zu können. Wenn 15 Fahrer innerhalb von 1.5 Sekunden fahren, dann ist es sehr gefährlich, wenn einer von ihnen stürzt. Ich brauche hier sicherlich nicht im Detail erklären, was alles passieren kann.
Wer für mehr Sicherheit sorgen will, muss dafür sorgen, dass die Abstände im Rennen größer werden und die Pulks kleiner. Gerade gegen Ende des Rennes, wenn die Leistungsfähigkeit nachlässt, Die Zielflagge näher ist und sich ein höheres Risiko mehr lohnt. Das Moto3 Reglement ist jedoch darauf ausgelegt, dass es möglichst lange, möglichst eng bleibt.

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Wird es nicht langweilig, wenn die Abstände größer werden?

Kurze Antwort: Nein. Man muss nur einmal ein Rennen in der Moto2 oder der Moto GP gucken. Auch dort liegen die Rundenzeiten der Schnellsten sehr eng beisammen, aber im Rennen gibt es dann größere Abstände und kleinere Gruppen.
Es ist immer so gewesen, dass sich die schnellsten Fahrer durchsetzen, deshalb sind es immer wieder die gleichen Namen, die auf den Siegerlisten stehen, auch in der Moto3.
Im TV wird in der Regel immer nur die Spitze des Pulks gezeigt (außer jemand stürzt), mehr als drei Fahrer sind nur selten zu sehen, wenn sie nicht gerade durch eine Schikane fahren. Ein großer Pulk macht die Bilder nicht spannender, außer man möchte Stürze sehen.

Warum jetzt?

Erinnert Ihr euch noch an den Horror-Crash am Red Bull-Ring in der MotoGP leztes Jahr? Morbidellis Mopped räumt nach dem Sturz beinahe Vinales und Rossi ab, als es quer durch das Feld fliegt.
Damals wurden große Versprechungen gemacht diesen Streckenabschnitt für die Fahrer sicherer zu machen. Fragt mal die Fahrer, was getan wurde. Nix!
Trotzdem finden zwei Renn-Wochenende auf dem Ring statt.
Diese Ignoranz gegenüber der Sicherheit der Fahrer war der letzte Tropfen, den ich brauchte.

Warum nur die Moto3?

In der Moto3 gibt es neben den im technischen Reglement festgeschriebenen Risiken seit vielen Rennen zusätzlich den erkennbaren Willen der Rennleitungen und Reglementmachern, gefährliches Verhalten auf der Rennstrecke nicht zu bestrafen.
Viele Moto3-Piloten bummeln im Qualifying über die Strecke, stehen auf der Ideallinie herum und warten darauf, dass sie einen Windschatten von einem schnellen Fahrer bekommen können. Dieses Verhalten ist gefährlich und wurde immer wieder in allen Medien aufgegriffen und kritisiert (in den Medien, die davon leben, über möglichst spektakulären Sport zu berichten). Dennoch passiert nichts. Weder drakonische Strafen, noch eine Änderung des Qualifying-Formats oder anderes.
Die Show ist wichtiger als die Sicherheit. Also gucke ich die Show nicht mehr.

Was könnte getan werden?

Zum ersten, wie bereits oben erwähnt, könnte gefährliches Verhalten auf der Strecke härter bestraft werden.
Rennstrecken, die Sicherheitsmängel nicht ausräumen, könnten nicht mehr gefahren werden.
Das technische Reglement der Moto3 könnte geändert werden.
Das möchte ich ein bisschen ausführen.

Die Technik und die Regeln – macht die Moppeds schneller!

Diese Forderung läuft am Sicherheitsverständnis von Joe und Otto wohl vollkommen vorbei, kennen sie doch aus dem Straßenverkehr immer nur die Reaktion: Tempolimit veringert, wenn es sicherer werden soll (was fast immer totaler Unfug ist).
Ich versuche es mal so zu formulieren. Wenn der Fahrer schneller als das Mopped ist, dann kann er das Maximum aus dem Mopped herausholen. Das Maximum wird durch das technische Reglement vorgegeben.
Je mehr Fahrer schneller sind als ihr Mopped, desto mehr Fahrer können sehr ähnliche Rundenzeiten fahren, desto mehr Fahrer können sehr ähnliche Rennzeiten fahren.
Wenn der Fahrer schneller als das Mopped ist, ist es egal, ob er 0,1 Sekunden schneller ist als das Mopped oder 1 Sekunde.
Schnellere Moppeds würden dafür sorgen, dass weniger Fahrer ähnliche Rundenzeiten fahren können, die Pulks werden kleiner. In den schnelleren Klassen sind die Moppeds schneller als die Fahrer, dagilt es , sich möglichst nahe an das Mopped-Maximum heran zufahren ohne das das Talent ausgeht.
Unter Journalisten wurde in den vergangenen Wochen darüber diskutiert, 450er Motoren aus dem Motocross zu verwenden. Das hätte den Vorteil, dass nicht nur KTM und Honda Motoren liefern könnten. Ich denke nicht, dass genau das die Lösung ist, bin aber auch nicht Experte genug, um einen besseren Vorschlag zu machen.
Niemand hatte jedoch eine andere Idee, als schnellere Moppeds.
Neben schnelleren Moppeds könnte es auch helfen, wenn die Moppeds unterschiedlicher sind. Technisch weitgehend gleiche Moppeds sind auf jedem Streckenabschnitt gleich schnell, was auch dazu führt, dass der Pulk nicht aufgebrochen wird.

ERGÄNZUNG

Jurgen van den Goorbergh, früher 500er, dann Dakar und jetzt Vater eines Moto3 Fahrers in der CIV, hat sich Gedanken gemacht. Er sieht das Hauptproblem in der Getriebeabstufung der Moto3. Durch die weite Spreizung der oberen beiden Gänge sind die Fahrer auf Windschatten angewiesenm im Rennen und auch in Qualifying. Mit einer Regeländerung, die die Spreizung der Gänge limitiert, könnte das gelöst werden.

Den ganzen Text, allerdings auf englisch, findet ihr hier: https://www.motorsportmagazine.com/articles/motorcycles/motogp/how-to-fix-the-moto3-nightmare

Warum Twitter manchmal cool ist

Normalerweise nutze ich Twitter nicht über deren Website, sondern via Hootsuite. Dort sehe ich meine Timeline chronologisch und nicht so, wie ein Algorithmus denkt, dass ich sie sehen sollte. Manchmal bin ich aber doch direkt bei Twitter, so wie heute. Und da finde ich dann diesen Thread:

Der Account von der Superbike WM postet ein Video, in dem Michael van de Mark und Johnny Rea sich ein bisschen überholen.

vdM fragt darauf hin JR: „Warum hast Du gewheelt, als ich Dich überholt habe?“ Und der antwortet: „Weil die Kawa so viel Dampf hat, dass die noch im 5. steigt“.

Das ist wahrscheinlich eines der Gespräche, die im Parc Fermé geführt werden, aber nie ins TV kommen.

Das konnte ich nur so sehen, wegen dem Algorithmus.

Hier das Video:

Und der Screenshot.

#Dakar2020

Nach langer Zeit endlich mal wieder ein neuer Beitrag.

Na klar, den Start der Mopped-Saison am Neujahr habe ich verpasst, aber zum Start der Mopped-Renn-Saison bin ich wieder hier. Dieses Jahr jedoch unter erschwerten Bedingungen, denn die Dakar findet in Saudi Arabien statt.

Erschwert sind die Bedingungen vor allem für mich, weil das Rennen während der normalen Bürostunden läuft und da im Büro sitze und mühsem jeden Cent zusammenschufte. Die Zeitverschiebung nach Südamerika war da besser.

Updates gibt es hoffentlich zwischendurch trotzdem auf Twitter.

Wichtige Änderungen – Das Roadbook

Ausschnitt von der Präsentation

Die Roadbooks werden jetzt in Farbe gedruckt.
Was sich in Zeiten von IPv6 und Internet of Things IoT, das S steht für Sicherheit) wie ein längst fälliger Schritt in die Modenre anhört, ist in Wahrheit sehr umstritten.
Noch stärker umstritten ist die Änderung, das Roadbook an den letzten vier und zwei weiteren Etappen erst kurz vor dem Start zu verteilen.

Die Fahrer kennen die Strecke nicht und müssen sich anhand des Roadbooks orientieren. Im Roadbook stehen sind auch Gefahrenstellen notiert. In der guten alten Zeit bis 2019 bekamen die Fahrer das schwarz-weiße Roadbook undam vorabend der Etappe und haben es durchgearbeitet. Jeder Fahrer hate sein eigenes Farbsystem, mit dem er Abbiegungen, Kompasskurse, Kontrollpunkte, Gefahren und Anderes markierte. Bilder und Texte wurden mit Textmarkern markiert, mit buten Eddings wurde Kästen um andere Informationen gemalt und ander Infos wurden groß und teilweise auch als Vorwarnung an anderer Stelle eingefügt.
Dieses jahrelang, individuell optimierte System funktioniert nun nicht mehr. Die Dakar ist ein Rennen, daher versuchen die Fahrer möglichst kurz aufs roadbook zu gucken und nehmen möglichst viele Infos mehr intuitiv auf. Bei dem geänderten System ist das nun nicht mehr so leicht möglich, die Sicherheit der Fahrer wird eingetauscht gegen bunte Bildchen. Hrmpf!
Je besser das Roadbook vorbereitet wurde, um so besser kann man die Etappe fahren. Das hat bei den Werksteams dazu geführt, dass ganze Teams die Roadbooks in Karten, Google Earth und andere Systeme übertregen haben. So konnten Sie den Fahrern zusätzliche Hinweise geben und mehr als einmal Abkürzungen finden. Klar, das war nicht im Sinne der Rally, aber hätte auch sehr viel besser gelöst werden können als mit dem bunten Roadbook zum Start.

Gegen die Abkürzungen hatte die Dakar bereits versteckte Wegpunkte eingeführt. diese konnte man nur treffen, wenn man immer auf dem Weg blieb. wer eine Abkürzung fuhr riskierte Zeitstrafen für verpasste WPs.
Wenn die ASO (das ist der Veranstalter) einfach dafür gesorgt hätte, dass die Fahrer die Roadbooks nicht vor dem Start mitnehmen dürfen, sie diese jedoch jederzeit unter Aufsicht und alleine bearbetien können, wäre der Sicherheit mehr gedient gewesen.

Wie sich diese Änderungen auswirken, werden wir schon morgen sehen können, denn auf Etappe 2 gibt es das RB erst 25 Minuten vor dem Start.

Wichtige Änderungen – Twitter, YouTube und die Website

Außer dem Roadbook-Bullshit hat die ASO jedoch wirklich einen Schritt in die Gegenwart getan. nun ist es am ersten Abend der Rally noch zu früh für ein Fazit, aber nicht für einen ersten Eindruck. Die ASO nutzt Ihren Twitter-Kanal deutlich besser, meldet aktueller und schafft es sogar kurze Filme oder GIFs zu zeigen.

Auf dem YouTube Kanal gibt es jetzt neben französischen, englischen und spanischen auch noch arabische Filmchen. Inhaltlich gab es vor dem Rennen hauptsächlich Zeitlupen-Kram für die Leute, die das in den letzten hubdert Jahren noch nicht genug gesehen haben. Aber: Der Dakar für Newbies Film [englisch] zeigt, dass es Potential gibt!

Die Website hat heute ordentliches Live-Timing gezeigt, fast so gut wie Mischas Trackingdakar.com die seit vielen Jahren der privat entwickelte und betriebene Ort ist, an dem man die Dakar am besten verfolgen kann. Viele Teams nutzen die Seite und lassen die offizielle links liegen, wie man immer wieder auf deren Posts im Hintergrund erkennen kann.

Wichtige Änderungen – Zuschauer

In Peru letztes Jahr standen tausende von Fans an der Strecke und streamten was das Zeug hält. In Saudi Arabien wohl nicht so. Ich habe noch keine wirklichen Zuschauer gesehen. Auch der gestrige Vorstart war wohl extrem wenig besucht. Ich lasse mich da jedoch gerne eines besseren belehren, wenn jemand andere Infos hat.
Wegen der vielen Zuschauer vor Ort war die Informationsdichte in meiner Lieblings-Dakar-Informations-Quelle, der ADV Rider F5irehose im letzten Jahr deutlich höher.
Auch die Zahl der aktiven Foren-nutzer ist dieses Jahr deutlich geringern. Die Dakar läuft zur nächtliches Stunden in den Amerikas.

In Europa haben wir jedoch den Vorteil, dass die vielen TV-Sender nun mehr Zeit haben, ihre Berichte und Filme zu verfassen. Wer also spanisch, französisch oder holländisch kann und und weiß, wie man ein Geo-Blocking umgehen kann, wird deutlich besser informiert. die anderen gucken halt so lange Snooker auf Eurosport.

Wichtige Änderungen – Deutsche Werksfahrer

Jeder Deutsche Moppedfahrer bei der Dakar ist ein Werksfahrer, das kann keine andere Nation von sich behaupten. 100% Quote!
Zwei kleine Einschränkungen: Mit Sebastian Bühler [englisch] fährt nur ein einziger Deutscher mit und der lebt, fährt und trainiert in Portugal. Aber hey! Er fährt im Hero-Werksteam! Letztes Jahr, bei seiner ersten Dakar, wurde er zwanzigster. Ich wünsche ihm, dass er dieses Jahr wieder ins Ziel kommt und sich sogar noch verbessern kann.

Die Favoriten

Alles andere als ein Sieg von KTM wäre ein große Sensation. Wer von den drei schnellen KTM Jungs letztendlich vorne stehen wird ist derjenige, der das wenigste Pech hatte. Bleibt also die Frage nach der besten nicht KTM. Husqvarna oder Gasgas (die werden die Damen-Wertung gewinnen) fahren auch KTM, auf die wette ich jedoch nicht. Honda und Yamaha schafften es in der Vergangenheit immer wieder Ihre Moppeds und Fahrer zu verheizen, statt auf Gesamtsieg zu fahren, und so tippe ich darauf, dass sie es dieses Jahr auch wieder tun.

Ich tippe, die schnellste Nicht-KTM wird eine Hero.

Vorschau #Dakar2020

Ja, wirklich 2020; noch bevor 2019 getartet wurde, wirft die 20er Ausführung schon erste Schatten voraus.

Und zum Schluss noch eine persönliche Bemerkung zur #Dakar2019

Ich fange am 1. Januar eine neue Stelle an [#Yeah!] und muss dazu 500 km weit umziehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich keine Zeit für weitere Blogbeiträge vor dem Start haben werde. Ich bin mir nicht mal sicher, wie intensiv ich dem Rennen folgen kann und ob ich zwischendurch twittern kann.

 

Zwischenbericht, bevor es los geht #Dakar2019

Eigentlich wollte ich was über die Hersteller und Teams, die in der Peru-Dakar um Platz und Sieg rennen und eventuell etwas zu den Favoriten schreiben, aber dazu müsste ich erstmal wissen, wer überhaupt startet.

Was bisher geschah

Nachdem die Fähre mit allen europäischen (und mindestens einem mongolischen) Rennfahrzeugen in Le Havre abgelegt hat, gab es erstmal einen Motorschaden und das Schiff wurde ins Dock von Brest geschleppt. Inzwischen ist der Schaden repariert und die Heritage Leader bereits südwestlich der Azoren [Live Tracking]. Es sieht so aus, als kämen diese Fahrzeuge rechtzeitig an. Die Dakar kann wohl starten.

Derweilen ist #002 Gonk bei einem Lauf zur Portugiesischen Meisterschaft gestürzt und ihm musste die Milz entfernt werden. Ich habe dazu nur einen portugisischen Link gefunden, den Google für mich übersetzt hat, also ohne Gewähr.
Letztes Jahr hatte Gonk sich ebenfalls kurz vor dem Start verletzt, damals musste er auf seine Teilnahme an der Dakar verzichten.
HRC hatte dann ganz kurzfristig einen anderen Fahrer aus dem Hut gezaubert und der hat seine Sache so gut gemacht (Platz 10), dass er dieses Jahr fester Bestandteil des Teams ist. Nacho startet mit der Nummer #010.
Das ist eine Elite-Nummer. Um die zu bekommen, muss die Orga denken, dass Du nicht nur schnell bist, sondern verdammt schnell. Werksfahrer allein reicht nicht, selbst dann nicht, wenn man es im Vorjahr in die Top 20 geschafft hat, fragt mal Andrew Short #029.
Ich traue Andrew in diesem Jahr einen Platz in den Top 10 zu und hätte ihm eine Elite Nummer gegeben.
Zurück zum Gonk. Es gibt noch keine offizielle Erklärung von HRC, dass er verletzt ist und ob das Einfluss auf seinen Start hat. Ich drücke ihm alle Daumen, denn der Gonk ist derjenige, den ich gewinnen sehen möchte.
Go Gonk gogogooooooooooo!

Im ADVRider Forum tauchte heute ein Instagram-Bild von Toby Price mit gebrochenem Handgelenk auf, leider ohne Link zur Quelle. Ich habe dieses Bild auf dem TobyPrice87 Account gesehen, er hat es wohl nicht öffentlich geteilt oder vielleicht auch wieder raus genommen. Auch hier gibt es noch nichts offizielles, also wieder ohne Gewähr.
Toby meint, er könne trotzdem starten. Wenn alle Dakar-Fahrer harte Hunde sind, ist Toby Price ein extra hartes Monster (auch wenn die ein anderes Team sponsorn), dementsprechend tendiere ich dazu, ihm zu glauben.

>>> Update: KTM Racing hat auf Twitter geschrieben, dass Toby in Barcelona operiert wurde und dass er an der Dakar starten will. LINK 
<<<< /Update

Trotzdem warte ich vielleicht noch ein paar Tage, bevor ich etwas zu den Favoriten schreibe, vielleicht hat das Boot noch eine Panne, verfährt sich (der Kapitän wird denn im TV-Interview behaupten, das Roadbook war ungenau) oder sonst was.

P.S.
Autos fahren auf der Fähre auch mit

P.P.S.
Autos fahren auch bei der Dakar mit.

Einige Fahrer #Dakar2019

Kurz nach meinem ersten Vorbericht begannen die Informationen aus verschiedenen Quellen zu fließen. Inzwischen gibt es auf der Website Dakar.com eine Übersicht der Fahrer, wenn auch längst nicht alle Informationen zu jedem dort einpflegt sind. Möglicherweise kommen dort noch weitere Bilder, Texte und Daten hinzu. Die wichtigsten Daten sind jedenfalls vorhanden: Name, Mopped und Flags für Rookie (Blau), Malle Moto (Rot) und Legend (Gelb). Legends ist so etwas wie ein Ehrenabzeichen, dass die Rally-Orga vergibt, ohne dass es eine eigene Legenden-Wertung gibt. Es gibt sogar ein PDF aller Starter [Download].

Die Sieg-Fahrer und Helden

Die täglichen 5-Mopped-Minuten auf Eurosport und YouTube reichen, um die Fahrer, die um den Sieg kämpfen, kennenzulernen. Für mich sind die Amateure mindestens genauso interessant. Einige von Ihnen werden von der ASO hoffentlich wieder eine Kamera bekommen und als „Dakar Hero“ zwischendurch immer wieder gefeatured, so wie in den vergangenen Jahren. Leider weiß ich nicht, wen die ASO auswählen wird. Ich habe hier einige ausgewählt.

Malle Moto Fahrer

Dieses Jahr haben sich, wie bereits berichtet, zwei Damen in der Malle Moto Klasse angemeldet. Ob es die ersten beiden sind, oder bisher nur kein Mädel in der härtesten Kategorie das Ziel gesehen hat, ist mir unklar. Google und seine Suchmaschinen-Kumpels haben mir nicht helfen können. Wer Malle Moto-Starterinnen kennt, möge sich bitte melden.
Um in der Malle Moto auf Nummer Sicher (haha) zu gehen, fährt man am besten auf einer Rally KTM. Das bietet folgende Vorteile:

  • Fast alle fahren mit einer KTM und kennen sich dementsprechend aus, falls man einen Rat benötigt.
  • KTM ist mit einem rollenden Verkaufsladen unterwegs, falls am Mopped etwas kaputt geht, kann es im Fahrerlager gekauft werden.

Es ist auch in der Malle Moto durchaus erlaubt, „vom Land zu leben“, also nicht nur das zu verwenden und zu verbauen, das man in der roten Kiste mitgebracht hat. Ob der KTM-Truck auch an Husky-Fahrer verkauft (die Moppeds sind baugleich) verschließt sich mir. Anastasiya Nifontova hat die Husky-Variante gewählt, also nicht die „einfachste“. Die Husky-Fahrer können jedoch nicht nur vom Know-How profitieren. Da gestrandete Moppeds ausgeschlachtet werden dürfen und werden, auch das gilt als „vom Land leben“, haben KTM/Husky-Fahrer eine ungleich höhere Chance, passende Teile plündern zu können.
Sara Garcia hat es noch schwerer als Anastasiya, sie fährt eine von 15 Yamahas (5 davon bei den Malle Motos). Die Yamahas sind Enduro-Umbauten verschiedenster Anbieter, also technisch durchaus unterschiedlich untereinander.
Mirko und Mirco sind die einzigen Beta-Fahrer in der Rally. Sie fahren den gleichen Rally-Umbau von Rebel X und nutzen für die Premiere  des Moppeds die Malle Moto.
Aber es geht noch eine Nummer härter: Willy Jobard, der als einziger Starter bei der Premiere von Bosjuer (zu Herstellern kommt später noch ein Beitrag). Und weil er keine Mechaniker hat, gibt es niemanden im Feld, den er um Rat fragen kann, niemanden, bei dem er sich ein passendes Teil leihen, kaufen oder plündern kann.
Nietto Ismael mit der einzigen, aber bereits bewährten, Speedbrain scheint ein ähnliches Schicksal gewählt zu heben, aber nur wenn man nicht weiß, dass Speedbrain hinter dem Hero Werksteam steht. Dort wird er zumindest Rat (Tat darf er in der Malle Moto ja nicht annehmen) und vielleicht auch Teile bekommen.

Mit Hilfe

Alle, die nicht in der Malle Moto Klasse fahren, bekommen Hilfe. Werksteams haben nicht nur das komplette Mechaniker-, Massage- und Luxus- Angebot im Biwak, sondern manchmal auch einen Wasserträger auf der Strecke. Bei einem Sturz hält jeder Fahrer, unabhängig von Team oder Fabrikat an, um bei Verletzung dem Gestürzten zu helfen. Das gilt nicht, bei einer Panne, da fahren die anderen weiter, aber der Wasserträger hält an und hilft. Bei Honda soll Nacho diese Rolle übernehmen und Rodney Fagotter bei Yamaha.
Es gibt auch einen Privatier, der Hilfe auf der Piste hat: einen Navigator und gleich zwei Helfer, alle jeweils auf Ihrem eigenen Mopped. Im Fall dieses Teams sind es Katie EXCs und keine Rallys.
Ich rede von Nicola Dutto, der seit 2010 im Rollstuhl sitzt. Als Rollstuhlfahrer ist er auf einem Spezialsitz auf dem Mopped angeschnallt und kann nach einem Sturz das Mopped nicht alleine aufrichten. Daher folgen ihm die beiden Helfer, den stürzen und umfallen wird er, genau wie alle anderen auch. Der Navigator fährt voraus. Im TV sieht man jedes Jahr, wie Fahrer aus der Spitzengruppe in der Wüste stehen und den Weg suchen. Da Nicola seine Beine nicht benutzen kann, kann er nicht ohne weiteres anhalten, er braucht jemanden, der das Mopped und ihn festhält. Das kann beim navigieren schon mal zu Problemen führen. Schaut Euch den Film über Nicola [italienisch, englische Untertitel 7 min] an, bevor Ihr Euch eine Meinung darüber bildet, wie Ihr das findet.
Die Startnummern 144, 145 und 146 sind diejenigen, die mit ihm fahren werden.

Unentschieden

Der Mongole Lkhamaa Namchin fährt Yamaha in der Malle Moto, gemäß der Facebook Liste (28 Malle Moto) oder auch nicht, gemäß der Website (33 Malle Moto). Gemäß Twitter sollen es 34 Malle Moto Fahrer insgesamt sein, also möglicherweise fährt er doch Malle Moto. Er selbst hatte rote Startnummern gepostet, an seinem Mopped ist die weiße 120 angebracht.
Wäre es nicht die ASO, wäre ich überrascht, dass der Veranstalter verschiedene Fakten auf Facebook, Website und Twitter verbreitet und der Fahrer nochmal andere. So weiß ich wenigstens, dass der ASO-Standard der letzen Jahre gehalten wird … auch das ist ein Teil der Dakar, der immer wieder aufregend ist.

Fremdländer

Es gibt Fahrer aus Afrika, Amerika (Nord- und Süd-), Asien, Europa und Ozeanien. Wenn Steph Jeavons [englisch] demnächst mitfährt, sind alle Kontinente vertreten.
Es gibt dieses Jahr sogar einen Teilnehmer aus Deutschland: Sebastian Bühler [Facebook] auf KTM 450 Rally. Auf allen Bildern und Videos, die ich bisher gefunden habe, fährt Sebastian Yamaha.

Fahrer in diesem Beitrag

#010 Jose Ignacio „Nacho“ Cornejo Florimo (CHL) Honda
#025 Rodney Faggotter (AUS) Yamaha
#056 Anastasiya Nifontova (RUS) Husky Malle Moto
#080  Willy Jobard (FRA) Bosuer Malle Moto
#095 Mirko Pavan (ITA) Beta 430 Malle Moto
#096 Mirco Miotto (ITA) Beta 430 Malle Moto
#099 Sara Garcia (ESP) Yamaha Rookie Malle Moto
#110 Sebastian Bühler (GER) KTM
#120 Lkhamaa Namchin (MNG) Yamaha MalloeMoto oder nicht
#133 Ismael Nietto (CHL) Speedbrain Rookie Malle Moto
#143 Nicola Dutto (ITA) KTM EXC

P.S.
Autos fahren auch mit.
P.P.S.
Es gehört bei den Fahrern zum guten Ton, dass sie geplünderten Teile zurückgegeben und/oder bezahlt werden. Ebenso ist es üblich, dass die Fahrer, deren Mopped geplündert wurde sich freuen, dass wenigstens der andere weiterfahren konnte.
Gestrandete Moppeds werden von der Orga eingesammelt, der Besenwagen kommt jedoch erst stunden hinter dem allerletzten Teilnehmer.
3P.S.
400+ Fotos aus Le Havre [Dropbox] bevor die Dakar Moppeds, Autos und Trucks verladen wurden.

 

Das #4hMofa Rennen in Nörvenich – Das Ziel

Zwei Stunden Rennzeit sind um, was bis hierher geschehen ist, kann in den ersten drei Teilen vom #4hMofa Rennen nachgelesen werden.

Re-Start

Nach der Reparatur sind wir zurückgefallen auf Platz 42, ich starte also wieder von fast ganz hinten.
Mit der neuen Kette rennt das Mofa wie, naja, wie ein schnelleres Mofa. Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit sind viel mehr gemütlich als erschreckend. Bis auf wenige Ausnahmen liegt die Endgeschwindigkeit der meisten Teilnehmer auf einem ähnlichen Niveau wie unsere. Die namenlose Zündapp mit der Nummer 12kann jedoch überdurchschnittlich gut beschleunigen, daher kann ich einige erfolgreiche Überholmanöver durchführen.
Nach einer handvoll Runden fällt mir auf, dass meine Mitfahrerinnen an der Wechselzone sitzen und Armbewegungen machen, die aussehen wie anfeuern oder jubeln. Hören kann ich nichts, denn die Mistdinger sind laut, ich fahre mit Ohrstöpseln.
Und es ist anstrengend. Irgendwann muss ich dann wechseln, der Körper meldet erste Schmerzen.

Vollgas weiter

Wir liegen auf Platz 18 insgesamt. Fräulein1 übernimmt von mir und dann fährt Fräulein2, bevor ich wieder an der Reihe bin.
Schon in der ersten Wechselkurve merke ich, wie anstrengend der erste Stint war. Das Fahren geht an die Substanz. Je länger ich fahre, umso anstrengender wird es, die Pedalstellung immer richtig zu haben. Immer öfter treffe ich das Pedal nicht richtig, der erste Versuch das Bein wieder hochzunehmen scheitert. Das kostet Konzentration und Zeit. Pedale sind des Teufels!
Und irgendwann falle ich dann auch mal in den Dreck, ich habe mich mit Stiefel und Pedale selbst ausgehebelt. Um zu checken, ob noch alles fest ist, fahre ich unangekündigt in unsere Wechselzone. F1 ist noch nicht abfahrbereit und rennt zu Helm, Rüstung und Handschuhen, F2 ruft mir zu: “Nur noch neun Minuten!”.
Ich wackel, rupfe und reiße an allen Anbauteilen die mir wichtig erscheinen. “Okay, ich fahre dann weiter!” rufe ich zurück und bekomme dafür vier Daumen hoch und zwei strahlende Lächeln.
Es werden die längsten und anstrengendsten neun Minuten meines Lebens.

Ins Ziel

Sie sind wirklich lang, wie mir F2 hinterher bestätigte. Der Streckensprecher, von dem die Neun-Minuten-Information kam, hat die angesagte Restfahrzeit, ständig verlängert. Meine Rundenzeiten werden langsamer, die Füße bleiben in immer mehr Kurven auf den Pedalen, fast alle Bewegungen werden von Schmerzen begleitet. Überholen ist nicht mehr wichtig, ankommen zählt. So geht es vielen und immer mehr Fahrer fallen um, immer häufiger wird gewechselt.
Endlich kommt die Zielflagge.

Am Ende gibt es einen Pokal. Wir haben 80 Runden geschafft und sind auf Platz 21 in der Tuningklasse (34 insgesamt) gelandet. Unsere Boxennachbarn und Mofaspender haben die Originalklasse sehr souverän gewonnen und insgesamt sogar Platz 9 erreicht.

Hätte, hätte, Mofakette

Durch den Defekt haben wir in der ersten Halbzeit des Rennens fast 40 Minuten verloren und konnten nur 31 Runden fahren. In der zweiten Hälfte schafften wir 49 Runden, weil alles gehalten hat. Ohne das Problem mit der Kette, wäre eine deutlich bessere Platzierung (für Gesamtplatz 25 haben 98 Runden gereicht) und ein noch viel größerer Muskelkater wäre ebenfalls drin gewesen.
Eine hochgelegte Sitzbank (siehe Bild), so wie bei Team Abarthig, hätte sicherlich das Teufels-Pedal-Problem erleichtert und wenn nicht für mehr schnelle Runden, dann wenigstens für weniger Muskelkater gesorgt. Nächstes mal – denn: Nachdem ich meinen aktuellen Muskelkater los bin, könnt ich das nächste Rennen fahren.

Vielen Dank an meine wundertollen Mitfahrerinnen, das Team Abarthig für die Mofa und technische Betreuung sowie die Veranstalter.

Für mehr Mofarennen!
Einen Termin Übersicht gibt es im M-M-O Forum.

P.S.
Ein Mofa ist klein. Das Bild unten zeigt mich beim Re-Start, das Pedal auf halber Höhe.

Das #4hMofa Rennen in Nörvenich – Der Start

Die Motoren röhren und wir Coconut Chicas sind startbereit. Wie es dazu kam ist in den ersten beiden Teilen der #4hMofa Saga nachzulesen.

Der Start

Jetzt zeigt die App die gefahrenen Zeit an. Eine Zeit, mit der wir schön weit hinten auf Platz 40 von insgesamt 48 Mofas starten können. Die Mofas jagen Ihre zweitaktenen 50 Kubik-Motoren in die höchsten Drehzahlen – Hölle ist das laut!
Die Startflagge fällt und das Feld rast los!
Zumindest vorne wird gerast, hinten rollt es gemütlicher. Einige der Teilnehmer sind das erste Mal mit einem motorisierten Zweirad unterwegs, andere das erste Mal abseits von Asphalt, manche Mofas haben eine Anfahrschwäche und benötigen Pedalunterstützung. Als dann alle weg sind bleibt nur eine blaue Zweitakt-Wolke zurück. Herrlich!

Die Boxengasse

Die Rennstrecke ist innerhalb eines Quadrats angelegt, links ist die Zuschauerzone mit Wurstbude, Bier, Cocktails, Kaffee, Waffeln, selbst gebackenem Kuchen, Showbühne und Aussichtsturm. Die Boxengasse ist an der Unterseite und rechts der Strecke. Pro Boxen-Seite gibt es drei Ausfahrten von der Strecke, dort sind auch die Wechselräume. Die meisten Teams fahren mit vier oder fünf Fahrern, manche gar mit sieben (zumindest stehen sie zu siebt bei der Siegerehrung), wir sind zu dritt,  Team Abarthig, mit denen wir uns die Box teilen, sogar nur zu zweit.

Die Rennstrategie

Unsere Boxennachbarn sind angetreten, die Originalklasse zu gewinnen. Wir sind hier, um maximalen Spaß zu haben. Da es zusätzlich nicht unser Mofa ist, gilt die Devise: Nichts kaputt machen und solange fahren, wie es schön ist
In den vier Stunden Rennzeit müssen möglichst viele Runden gedreht werden. Im Gegensatz zu den großen Endurance-Rennen ist es hier nicht nötig, am Ende durchs Ziel zu fahren, um gewertet zu werden. Wer beispielsweise nach drei Stunden platt ist und aufhört oder mit technischen Defekt ausscheidet, wird trotzdem gewertet.
Wir verabreden, dass jede fährt so lange sie will und dann in den Wechselraum kommt, wo die nächste übernimmt. Und: Nur keine Hektik.

Das Rennen

Fräulein1 zieht nach dem Start konzentriert und souverän ihre Runden, während um sie herum die ersten Stürze und technischen Ausfälle passieren. “Im letzten Rennen haben wir ungefähr alle 15 bis 20 Minuten gewechselt,” erfahre ich von F2. Also haben wir ein wenig Zeit am Streckenrand zu stehen und anzufeuern. Unsere Boxennachbarn halten ein Schild hoch: “P1 +10” steht dort zu lesen. Nach 15 Minuten holt F2 ihren Helm und die Handschuhe und macht sich übernahmebereit. Nach 20 Minuten halten die Nachbarn ein Schild hoch mit “P1 + 40”. Nach 30 Minuten wird F2 ein wenig nervös. “Solange fährt sie doch sonst nicht.” Sie hält den Helm hoch um Wechselbereitschaft zu signalisieren, doch von F1 kommt keine Reaktion, sie dreht weiter konzentriert Ihre Runden. Hat sie überhaupt gesehen, dass wir hier stehen, hüpfen und winken? Nach 35 Minuten machen wir La Ola am Streckenrand und erfahren von den Nachbarn, das wir auf Platz 22 in der Tuningklasse liegen (wir sind als 29. dieser Klasse gestartet).
Wenn F1 unsere La Ola gesehen hat, dann hat sie nicht darauf reagiert, sie dreht weiter wie ein Uhrwerk ihre Runden. Nach 40 Minuten haben die Nachbarn über eine Minute Vorsprung herausgefahren, sie führen in der Originalklasse. Nach 43 Minuten machen wir den ersten Fahrerwechsel, wir liegen auf Platz 20 bei den Getunten.
F2 fährt ein wenig vorsichtiger und blickt sich regelmäßig um, um nicht über den Haufen gefahren zu werden. Das würde mir zu viel Konzentration klauen, das kann ich nicht. Ich verlasse mich darauf, dass die Schnellen es schon schaffen werden, um mich herumzufahren. F2 dreht Ihre Runden und blickt ab und zu in unsere Richtung. Jetzt macht das Anfeuern mehr Spaß, wo ich den Eindruck habe, dass es gesehen wird.
Die Nachbarn bauen ihren Vorsprung auf zwei Runden aus und ich habe die Zeit aus den Augen verloren. Ich weiß nicht mehr, wie lange F2 schon fährt und auf welchem Platz wir gerade liegen. Da winkt F2 in unsere Richtung um den Wechsel für die nächste Runde anzuzeigen und platsch! liegt sie auf der Nase. Gnaaaaaaa!
Aufstehen geht, weiterfahren nicht, denn die Kette ist abgesprungen und hat sich verkeilt. Glücklicherweise direkt bei uns an der Box.

Reparatur Pause

Die verkeilte Kette kann im Boxenzelt schnell wieder aufgezogen werden, dazu musste nur die Radachse gelöst werden.
Jetzt bin ich an der Reihe, Zeiten in die Wiese zu brennen. Erster Gang, anfahren und Linkskurve, hoch in den Zweiten und Dritten, vor der nächsten Kurve wieder zurück in den Zweiten – Vortrieb weg. Mist, diese elendige Drehgriffschaltung ist nicht so exakt wie von zu Hause aus gewohnt. Ich rolle aus und schalte zurück in den Ersten, kein Vortrieb. Mistimistimistmistmist!
Kurz ruhig durchatmen und die Hektik mit dem Rally-Mantra “It’s a race, but not right now,” aus dem Helm vertreiben, dann ganz ruhig und konzentriert noch einmal in den Ersten schalten. Da klopft mir ein Streckenposten auf die Schulter: “Deine Kette ist ab!”
Die ist nicht nur ab, die ist auch wieder verkeilt. Ich muss das Mofa mit blockiertem Hinterrad zurück in die Box schieben. Glücklicherweise kommt mir F2 entgegen und hilft. Wenn eine schiebt und die andere das Hinterrad anhebt geht es besser. Die Kette ist zu stark gelängt, sie muss gekürzt werden. Dann ist sie zu kurz. Leider kann bei diesem Tuningumbau das Kettenspiel nicht wie vom Mopped gewohnt eingestellt werden. Hier wurden Schwinge und Rad verschiedener Hersteller verbaut und ein selbst konstuierter Kettenspanner. Es kommt eine andere Kette auf die Zündapp, was jedoch bis zur Halbzeitpause dauert.

Weiter geht das Rennen dann mit frischer Kette im nächsten Beitrag.

Das #4hMofa Rennen in Nörvenich – Qualifying

Samstag, 10 Uhr am Morgen, auf einem ehemaligen Acker in Nörvenich, stehe ich an einem Schild mit der Aufschrift ”Fahrerlager”. Vor mir parken viele Transporter und einige Anhänger, dahinter stehen Faltpavillons und darüber kann ich aufgeblasene Torbögen mit Sponsorennamen erkennen. Ja, hier wird gleich ein Rennen gefahren. Warum ich hier bin, habe ich im ersten Teil der #4hMofa Saga erzählt.

Das Team

Ich bin Fräulein3 (F3) im Team der Coconut Chicas, die ich jetzt noch finden muss. Oder doch nicht, denn da kommen mir Fräulein1 (F1) und Fräulein2 (F2) schon entgegen. Die erste Hürde ist genommen, das Team ist beieinander. Jetzt gilt es noch das Team Abarthig zu finden, denn von dort kommt unser Renngerät, eine Zündapp CS25 “Hai” für die Tuningklasse. Dem entsprechend ist der Bolide umgebaut, mit langer 125er Softchopper Telegabel vorne, Koni-Federbeinen hinten usw. Ob es wirklich mal ein “Hai” war oder eine normale CS25 weiß ich gar nicht, der hochgezogene Auspuff spricht dafür, die Gußfelgen jedoch dagegen
Auch wenn die beiden Kokosnüsse mich eingeladen haben, ist doch eigentlich das Team Abarthig Schuld an dem Muskelkater, den ich nach dem Rennen haben werde. Und das kam so:

Historisches

Herbst 2017, das erste Mofarennen in Nörvenich lockt die Chicas zum zuschauen. “Warum fahren hier denn keine Mädels mit?” wollte Fräulein1 von den Abarthigen wissen. Die Antwort bot keinerlei Erklärung sondern war eine Einladung. “Wenn Ihr Euch für das nächste Jahr anmeldet, dann stell ich Euch ein Mofa hin.”
Und so geschah es dann auch, allerdings nicht erst in Nörvenich, sondern schon bei einem früheren Rennen, daher wussten die Chicas, wie anstrengend es wird und, dass das Team erweitert werden muss.

Training

Vor dem Rennen steht das Qualifying, in dem die Startreihenfolge ausgefahren wird. Unser Plan war: Jeder fährt eine Runde und dann sind wir hoffentlich langsam genug um von weit hinten starten zu können.
Manche der Teams bringen Geräte an den Start, die eher als Vollcrosser mit Aushilfspedalen erinnern, als an die gemütlichen 25 km/h Fahrzeuge, die Mofas nun mal sind. Die Teams, die auf Gesamtsieg fahren, lassen es richtig krachen, von denen wollen wir nicht in der ersten Kurve abgeräumt werden.
Wir drehen in der Reihenfolge Fräulein 1,2 und 3 unsere Runde und hoffen, damit ist es gut. Denkste, denn die Zeitnahme-App zeigt keine gezeitete Runde an.

Technik von den Profis

Auch wenn bei Mofarennen bei den meisten Teilnehmer der Spaß ganz klar im Vordergrund steht, bedeutet das nicht, dass die Ansprüche der Orga an ihre eigene Veranstaltung klein sind. Die gefahrenen Zeiten sind weltweit live zu verfolgen, dafür wir die Speedhive-App genutzt (ich habe die App nicht installiert). Jedes Fahrzeug bekommt einen Transponder, damit es auch Zeiten zu melden gibt. Die Zuschauer vor Ort und die Teilnehmer in der Boxengasse werden durch Streckensprecher auf dem laufenden gehalten, dafür wurde rund um die Strecke alle 10 Meter ein Lautsprecher aufgestellt. Ein Besuch auf der Website des Rennes loht sich, schon allein wegen der vielen Fotos.

Mofa fahren

Als die App keine Zeit für uns anzeigt positionieren wir den Transponder um und ich fahre noch einmal eine Runde.
Mofa, also ein Motor-Ding mit Pedalen, bin ich schon seit 999 Jahren nicht mehr gefahren. Eine Handschaltung habe ich zuletzt vor unzähligen Jahren mal in einer alten 150er Vespa bewegt. Eine gute Gelegenheit also, jetzt vor dem Rennen nochmal zu üben.

Pedale sind des Teufels!

Wir fahren ohne Vorderbremse, so wie die Flattracker, aber wir haben Rücktritt. Je öfter man den Rücktritt nutzt, umso tiefer steht das Pedal. Ganz unten ist schlecht, kann jedoch durch vorwärts treten geändert werden. Idealerweise steht eines der Pedale in der Bremszone hinten in der Waagerechten, damit man die Bremse nutzen kann. In der Kurve, wenn man Druck auf die Pedale auswirken will um die Traktion zu verbessern, sollte das kurvenäußere Pedal unten stehen, denn sonst tritt man den Rücktritt und bremst.
In Wechselkurven muss also nicht nur das Mofa von einer Schräglage in die nächste geworfen werden, sondern auch die Pedale um 180 Grad weitergetreten. Das ist gar nicht so einfach, denn dazu muss das Bein, dass gerade noch nach vorne gestreckt wurde, (Motocross-Stil in der Kurve) wieder auf das Pedal zurück, dass ganz oben steht. Der Abstand zwischen oberer Pedalstellung und Sattel ist kleiner als der zwischen Fußraste und Sitz bei einem Trialer. Also geradezu winzig. Eigentlich nur für Origami-Yoga-Experten nutzbar, nicht jedoch für ausgewachsene Bügelbrettsteiflingen mit Crossstiefeln.
Das bin ich ganz und gar nicht gewohnt. Meine #Hippe hat richtige Fußrasten, die immer da sind, wo sie hingehören.

Wir haben eine Zeit und sind bereit für das Rennen, aber das ist ein anderer Beitrag.

Auf die Rennstrecke – Sport ist Mord

“Hier ist dass XXX-Racing Team, Wir brauchen für das Rennen am Samstag noch einen Fahrer, hast Du Zeit?”

Ich habe zugesagt, bevor der Schall ganz aus dem Telefonhörer in meinen Gehörgang gekrabbelt war. Das ist einer dieser Anrufe von denen wohl jeder Moppedfahrer unterhalb der MotoGP träumt, und ich habe ihn gekriegt.

Keine MotoGP

Es ist natürlich nicht MotoGP, es geht um ein 4-Stunden-Rennen.
Langstreckenrennen sind sowieso supercool und kommen mir mehr entgegen, als Sprintrennen, bei denen das Risiko in der ersten Kurve von einem Heißsporn abgeschossen zu werden viel höher ist.

Kein Asphalt

Die Rennstrecke ist nicht asphaltiert, stattdessen ist es Dreck und Wiese, wie beim Moto Cross oder Enduro. Die Strecke ist markiert, muss also nicht per Roadbook gefunden werden. Es gibt Anlieger und einen Start-Zielhügel, der auch springbar ist.

Keine vier Takte

Klaro, wenn es ins Gemüse geht, dann ist der Zweitakter die Waffe der Wahl, nicht nur auf dem Erzberg. Und ganz klassisch mit Vergaser und Gemisch im Tank.

Keine Jungs

Es ist ein Mädels-Team und ich darf nur mitfahren, weil ich Mädchen ehrenhalber bin. Dass das Rennen praktisch vor der Haustür stattfindet ist ein Bonus. Ich fahre bei den Coconut Chicas im Mofarennen Nörvenich.

P.S.
Live-Eindrücke gibt es bei Twitter und Instagram mit dem Hashtag #4hMofa

P.P.S.
Es war viel anstrengender als gedacht, sagt auch mein Muskelkater.

3 P.S.
Pedalen sind des Teufels und der Rennbericht folgt in einem späteren Beitrag.