Das Image von Moppeds

Ich habe den Eindruck, dass Moppeds außerhalb von Mopped-Zeitschriften, deren Ablegern und Blogs fast aus den Medien verschwunden sind. Selbst die vormals jedes Frühjahr wiederholt gedrehte Doku über Krach machende Raser-Moppeds aus dem ZDF, kam dieses Jahr gar nicht.

Zum Glück entdeckte ich dann im TV-Programm die 45 Min Doku mit einem Mopped-Bild als Aufmacher. Was das wohl sein könnte?

Screenshot

Die Inhaltsangabe sagt, dass es um das fehlende Tempolimit auf der Bahn geht und um Autos. Im ganzen Text kommt das Wort Motorrad nicht mal vor.
Auf dem Bild ist jedoch weder Auto noch Autobahn zu sehen und eine Vergrößerung zeigt, dass auf dem Tacho (nicht dem runden Drehzahlmesser) irgendwas mit 30 steht. Leider ist die Auflösung des Bilds nicht gut genug um den Tacho richtig lesen zu können. Ich habe es nicht geguckt.

Im Klartext: Für eine Autos-rasen-auf-der-Autobahn-Doku wirbt ein langsam fahrendes Mopped am Ortseingang.

Auto Hersteller

Und dann ist mir die Nissan-Reklame im TV aufgefallen, in der ein Auto in der Stadt schneller ans Ziel kommt, weil es eine Rückfahr-Kamera hat, als ein Mopped. Klick hier, falls Du das Video sehen willst.

Suzuki hatte mal vor langer Zeit eine ähnliche Idee, als man mit Hilfe von Morphing eine Hayabusa in einen Swift (oder sowas) verwandelte, um das Auto zu bewerben. Dazu habe ich nicht mal einen Link gesucht.

Was auch immer sich die Reklame-Menschen dabei gedacht haben wollen. Ich glaube, niemand, der sich für eine Busa interessierte, hat sich stattdessen einen Swift gekauft, weil der noch cooler, wilder oder schneller war. Und glaubt wirklich jemand, dass er innerorts mit dem Auto schneller ist als mit dem Mopped?

Im Klartext: Moppeds werden nur von Verlieren genutzt, sagt die Reklame.

Zeitschriften

Ich habe mir dann mal den Spaß gemacht und ein paar Zeitschriften nach Anzeigen mit Motorrädern durchgeblättert. Von Herstellern habe ich da nichts gefunden, aber auch andere Marken haben das Mopped aus Ihrer Lifestyle-Image-Welt entfernt. Mir fiel auf dem Rückweg noch ein Plakat mit Zigaretten-Reklame auf, in dem ein Roller per schlechter Bildbearbeitung in ein Strand-Szenario eingebaut wurde. Ansonsten konnte ich nirgendwo Moppeds finden.

Im Klartext: Moppeds gibt es gar nicht mehr.

Wie finde ich denn das?

Ich bin mir noch nicht so ganz sicher, ob ich es gut finde, dass Moppeds nur noch heimlich und versteckt stattfinden. Die Leute, die vom Verkauf von Moppeds und Zubehör leben wollen, könnten sich da mal ein paar Gedanken machen. Einerseits wird über rückläufige Verkäufe gejammert, andererseits werden keine neuen Kunden angesprochen.
Wenn nicht mal die Hersteller Ihre eigenen Produkte mit positiven Werten aufladen, wieso sollte dann der Kaffee-Röster, Pullover-Stricker, Uhr-Macher, Fenster-Kipper oder Sonstwas-Hersteller ein Mopped neben sein Produkt stellen? Wenn Lieschen Müller nicht weiß, dass eine Fireblade für Geschwindigkeit steht, wird die schnellste App der Welt eben mit einem Auto von z.B. Porsche beworben. So lernt Auto-Lieschen, dass die App schnell ist und App-Lieschen, dass der Porsche schnell ist.

Interessante Anekdote

Ich habe letztens meine alte, ungeputzte #Hippe vor einem Café zwischen einer aktuellen aufgemotzen  S-Klasse und einem dieser neuen VW-Sport-Bentleys geparkt. In den paar Minuten, die ich dort saß und Cola trank haben sich mehrere Kinder mein Mopped angeguckt, drauf gezeigt und mit den Eltern scheinbar darüber geredet. Die Autos haben sie nicht beachtet.

Die große Verschwörungs-Theorie

Wie alle Verschwörungs-Theorien kommt auch diese komplett ohne wissenschaftliche Beweise aus, stattdessen ist sie nur in meinen Hirnwindungen selbst zusammengestückelt.

Warum stehen so viele Kinder auf Moppeds? Es ist nicht nur die Café-Szene von oben, eigentlich immer, wenn ich mit dem Mopped unterwegs bin, gibt es irgendwo mindestens ein Kind, dass mit großen Augen in meine Richtung guckt. Das liegt natürlich am Mopped, nicht an mir.
Warum finden Kinder Moppeds toll und Erwachsene nicht?
Meine Vermutung ist: Moppedartiges ist teil Ihres Alltags. Ob es nun das Laufrad, das Fahrrad oder die Motorrad-Federwippe auf dem Spielplatz ist. Kinder verbinden Moppeds mit ihrer eigenen Welt und Spaß. Auto, das bedeutet: im Kindersitz festgebundener Passagier im eigenen Leben zu sein. Irgendwann später dann, stehen Moppeds nur noch für „kein Auto“.

 

Alle Augen nach America

Nein, ich werde hier nicht wie alle auf Trump rum kloppen, weil Klicks besser sind eigene Themen. Mir geht es um die Superbike Meisterschaft in den USA, die Moto America.

Früher und heute

Es gab mal eine Zeit, in der der MotoGP Weltmeister eigentlich immer aus den USA kam, auch wenn die schnellste Moppedklasse damals noch 500er hieß. Ich sage nur: Freddie Spencer (’83) bis Kevin Schwantz (’93),  damit alle wissen, was ich meine. Heutzutage gibt es niemanden aus den USA, der in MotoGP oder bei den Superbikes vorne mitfährt. Moppedsport in den USA, das ist hauptsächlich Supercross und seit kurzem auch wieder ein bisschen Flat Track, wo das Werksteam von Harley hinter der Wrecking-Crew von Indian her fährt.
Auch der amerikanische Moppedmarkt ist nicht mehr so stark, wie er mal war, die Anzahl der Neuzulassungen geht zurück, die Fahrer werden immer älter und die Jugend rückt nicht nach.

Europa Schema F – USA macht mal was anderes

Vieles von dem, was für Amerika gilt, gilt auch für hier. Gefühlt ist der Altersdurchschnitt auf dem Mopped hier noch ein paar Jahre jünger als drüben, demnach ist dort noch mehr Handlungsbedarf. Während die Mopped-Industrie noch ratlos im eigenen Saft kocht, hat Moto America über den Tellerrand geguckt und einen Chief Marketing Officer angeheuert, der keine Ahnung von Moppeds oder Moppedrennen hat: Alec Marshall.

https://motorsportsnewswire.com/wp-content/uploads/2018/01/180104-MotoAmericas-Chief-Marketing-Officer-Alec-Marshall-was-introduced-to-his-new-job-with-a-two-up-ride-at-Thunderhill-Raceway-Park._Photo-by-Brian-J.-Nelson.jpg

Alec Marshall sitzt hinten

Dafür war er auf der letzten Grateful Dead Tour, Für alle die die Band nicht kennen: auch die hat ein Überallterungs-Problem im Publikum. Und er war bei Apple, als die damals dieses iTunes gestartet haben. Dass Alec ein Digitalmensch ist, sollte da nicht überraschen.

Im Interview

RevZilla hat ein ziemlich interessantes Interview mit Alec [englisch] geführt. Ein Zitat aus dem Text:

“The way I see it, you don’t have to like motorcycles to enjoy this sport.”

Das ist kein überraschendes Argument. Als damals Boris Becker als Tennisspieler bekannt wurde und auf einmal verdammt viele Tennisfans vor dem TV hockten, haben die auch nicht alle selber gespielt. Tennis gucken ohne selbst zu spielen geht. Zusätzlich haben damals viele Leute angefangen und Tennis-Socken gekauft, damit sie nicht barfuß in die Urlaubs-Sandale mussten. Oder haben Tennis-Kurse besucht und Schläger gekauft. Ich denke, es ist klar, worauf ich hinaus will. Alecs Beispiel ist übrigens American Football, was hierzulande wohl auch deutlich mehr geguckt als gespielt wird.

Die Zukunft

Ich werde meine Augen offen halten, ob es den Leuten da drüben gelingt, die Moto America Rennen aus der IDM-artigen Bedeutungslosigkeit in den Medien herauszuholen.  Flat Track, eine viel einfacher zu vermarktende Alternative, ist zu Zeit ebenfalls in der Re-Start-Phase. Das muss nichts Schlechtes sein, ich denke sogar, dass es was Gutes ist. Je mehr Moppeds auf den Bildschirmen herumrennen, desto besser für alle Beteiligten. Könnte aber auch sein, dass Flat Track und Mot Amerika zu Viel des Guten sind. Darüberhinaus interessiert mich natürlich, ob in einem zweiten Schritt dann auch das Moppedfahren wieder populärer wird.

Lane Splitting und die Rettungsgasse

Auf deutschen Autobahnen wird nicht nur das Rechtsfahrgebot der StVO ignoriert, sondern fast immer auch die Bildung der Rettungsgasse. Während dauerndes links fahren in erster Linie nur nervig ist, kann die nicht vorhandene Rettungsgasse Leben kosten. Kein Spaß.

Im Stau stehen

Als ich letztens auf die Autobahn in den Stau auffuhr, wollte ich schon mit dem Lane Splitting anfangen, als der beifahrende Herr Wachtmeister ein paar Autos weiter vorne schon den Zeigefinger in meine Richtung erhob und warnend damit wackelte. Na toll. Da stehe ich nun im Stau auf der Bahn und die Polizei hat nicht besseres zu tun, als mir die Durchfahrt zu verwehren. Sie hätten auch die nicht vorhandene Rettungsgasse öffnen können. Einfach mal die Fackeln anmachen und die Autos zur Bildung einer Rettungsgasse (zur Erinnerung, die Gasse muss immer gebildet werden, nicht erst wenn die Polizei mit Hump-Tata und Blinki-Blink im Kofferraum steht) auffordern und dann dort durchfahren, wäre eine Alternative gewesen. Das fände ich pädagogisch viel sinnvoller als kurz vor den Sommerferien-Staus ein paar neue Plakate aufzuhängen. Besonders wenn die Polizei regelmäßig durch den Stau fährt und die Autos an die Rettungsgasse erinnert, könnte es passieren, dass die Rettungsgasse irgendwann immer und automatisch gebildet wird.

Der Zweirädrige Freund vom Freund und Helfer

Ich gehe noch einen Schritt weiter. Wenn die Moppeds auf der Autobahn die Rettungsgasse mitbenutzen dürften (Achtung: Gesetzesänderung erforderlich), dann gäbe es gleich ein paar hunderttausende Freiwillige, die die PKW daran erinnern, dass sie eine Rettungsgasse bilden müssen. Immer und immer wieder.

Um das Ganze mit einer Anekdote zu belegen: Kurz nachdem der Stau mit der Polizei vorbei war, kam der nächste Stau und dieses Mal habe ich die Rettungsgasse genutzt um Meter zu machen. Einige Autos haben mich kommen gesehen und Platz gemacht. Viele, so hat ein regelmäßiger Blick in die Rückspiegel gezeigt, haben hinter mir die Rettungsgasse offen gelassen.
Und noch eine Anekdote: Ein paar Tage später, wieder im Stau, konnte ich durch eine bereits existierende Rettungsgasse fahren. Die wurde nicht etwa von Einsatzfahrzeugen irgendeiner Art gebildet, sondern von drei Moppeds, die weiter vorne die mittlere der beiden Spuren benutzt haben.

Verboten und Gefährlich

Hier bei uns ist es verboten und damit ist jede Diskussion in Deutschland immer beendet. Ab dem Zeitpunkt zählen keine Argumente, weshalb ich wenig Hoffnungen habe, dass sich etwas ändert, schreibe aber trotzdem weiter.
Vorsichtig zwischen den Fahrspuren durchfahren ist nach meiner Erfahrung nicht gefährlich. Als Moppedfahrer bin ich es gewohnt, für alle anderen mitzudenken und gehe davon aus, dass ich übersehen werde. Was das Lane Splitting gefährlich macht, sind unaufmerksame Autoinsassen, die einfach mal die Tür aufreißen, während sie im Stau stehen. Das passiert auch der Polizei und dem Krankenwagen, wenn sie mit Blaulicht fahren. Vielleicht hilft es, wenn die Moppeds legal durchfahren dürfen und die PKW darüber informiert werden, dass Autofahrer erst gucken …
Noch schlimmer und gefährlicher sind die Oberlehrer-Aushilfs-Sheriffs, die die Rettungsgasse dicht machen, wenn Sie ein Mopped im Spiegel sehen. Die machen das auch bei den Abschleppwagen, die ebenfalls durch die Rettungsgasse fahren dürfen, was die Deppen aber nicht wissen. Am Ende kommt der Abschlepper später dort an, wo er den Stau auflösen kann und alle müssen länger warten, bloß weil der Oberlehrer ein Depp ist. Wenn Moppeds legal durch die Rettungsgasse dürfen, und der Oberlehrer das weiß, dann macht er vielleicht den Moppeds Platz. Davon hat der Abschlepper und der Rest des Staus nichts, aber irgendwas ist ja immer.

California über alles

In Kalifornien ist das Durchschlängeln durch den Stau seit kurzem erlaubt und weitere US-Staaten diskutieren darüber. Hier ist es kein Thema, soweit ich es mitkriege. Falls es irgendwo eine Legalize it-Kampagne gibt oder eine Rider Right-Gruppe darüber informiert oder diskutiert, stellt die Links bitte als Kommentar ein. Eine vereinzelte Petition ohne Unterstützung von Medien, Verbänden und Industrie ist wohl nur Zeitverschwendung.

P.S.
Autofahrer verlieren nichts, wenn Moppeds nicht im Stau stehen. Wenn sogar ein paar Autofahrer aufs Mopped umseigen gewinnen sogar diejenigen, wie im Auto sitzen bleiben, um nochmal an die belgische Studie von 2012 [PDF englisch] zu erinnern, in der belegt wird, dass 10% Umsteiger aufs Mopped 40% weniger Stau bedeuten.

Zum Tot von Andreas Jacob

https://0.gravatar.com/avatar/f84105e93abf10f78fd5fbd52a54318a?s=65&d=identicon&r=GIch habe AJs Moppedblog erst kennengelernt, als er nicht mehr selber fahren konnte. Ich traf ihn nie und bis auf wenige Kommentare, haben wir auch nicht kommuniziert. Er hat gegen den Krebs gekämpft und verloren. Den 50. Beitrag mit dem Hashtag #Krebs hat seine Frau geschrieben.

Andreas hat bis zu Letzt den Humor nicht verloren, wenn er über seine Krankheit schrieb und immer wieder teilte er Links und Nachrichten zum Thema Mopped, auch als ihm wohl klar war, dass er nicht mehr selber fahren würde.

Ich wünsche seiner Frau, der Familie und seinen Freunden viel Kraft.

Auf seiner Bucket-List stehen noch einige Moppedtouren, die er nicht gefahren ist. Neben so großen Herausforderungen wie die Road of Bones und die Carrera Panamericana stehen da auch fast leicht machbare Touren nach Skandinavien.Ich habe keine Liste dieser Art, habe mir aber wieder mal fest vorgenommen, Dinge einfach zu machen oder zu fahren, statt sie auf die lange Bank zu schieben.

Krebs ist ein Arschloch

Datenschutz ist Dein Job

In den letzten Tagen haben sich zwei Mopped-Blogger wegen der DSVGO verabschiedet. Es gibt zu dem Thema eine Menge in Netz, wer sich für die Details interessiert, kann dort mit einer Suche anfangen. Ich mache keinem Blogger einen Vorwurf, wenn er im Land des Abmahnungs-Geschäftsmodells seinen Blog zumacht.

Es ist nicht mein Job, auf Deine Daten aufzupassen

Datenschutz ist wichtig. Und es ist Deine verdammte Aufgabe, Deine Daten zu schützen.

  • Teile und Schreibe nichts, dass Du nicht auch einem Fremden auf der Straße sagen oder zeigen würdest
  • Nutze Pseudonyme
  • Nutze verschiedene Pseudonyme
  • Logge Dich nicht automatisch überall ein
  • Nutze die Privatsphäre Einstellungen bei Facebook, Google und Co.
  • Nutze verschiedene Browser
  • Lösche regelmäßig Cookies, Cache und Chronik Deiner Browser
  • Nutze verschiedene Suchmaschinen wie DuckDuckGo, Startpage, MetaGer
  • Nutze einen Passwort-Manager
  • Nutze Tools, die Deine Daten schützen

Das setze ich ein

Ich nutze Firefox als Browser mit ein paar Erweiterungen wie:

  • Multi Account Containers
  • Facebook Container
  • uBlock Origin als Werbeblocker

Weitere nützliche Tools sind:

  • AnonymoX
  • Disconnect
  • Ghostery
  • Policy Control
  • Privacy Badger
  • Script Safe

Diese Tools schränken manchmal die Funktion von Websites ein. Dann kann, bzw.muss man bewusst aussuchen, welche Scripte und Tracker man zulassen möchte, damit die Seite wieder funktioniert. Dazu müssen in den Add-Ons Einstellungen vorgenommen werden. Nicht jedes Script und jeder Tracker ist notwendig, damit Der Inhalt der Seite angezeigt wird, manche sind nur für die Werbung oder Datenerhebung. Das ist ein wenig mühsam und mit Sicherheit nicht für jeden interessant. Wer keine Lust auf manuelle Einstellungen hat kann die Add-Ons einfach auf der jeweiligen Seite deaktivieren und nach anderen, selbstlernenden suchen. Tipps könnt Ihr gerne in die Kommentare packen.
Wer diese Erweiterungen mal aktiviert hatte wird sich in Zukunft vielleicht daran erinnern, dass er nicht immer alles sofort jedem Datensammler auf die Nase binden muss.

Ich habe nicht alle oben genannten Erweiterungen gleichzeitig aktiv, die Funktionalitäten mancher Tools überschneiden sich, aber ich habe alle mal getestet und probiere gerne auch immer wieder was Neues aus.

Die obige Liste ist nur eine Auswahl an Tools für Firefox.
Für Chrome und seine Brüder wie Brave, gibt es ebenfalls viele Add-Ons, die die eigene Privatsphäre schützen.
Opera
kommt mit eingebautem VPN und auch dort gibt es weitere Add-Ons um die Privatsphäre zu schützen.
Einige der genannten FF-Tools gibt es auch für die anderen Browser, aber nicht alle. Mit ein wenig suchen findet Ihr aber mit Sicherheit für jeden Browser gute Datenschutz-Add-Ons und Erweiterungen.

Mal gucken, was Google so weiß

Wer sich für die Daten interessiert, die er bei Google eingetragen hat oder die Google getrackt hat, kann sie hier herunterladen: https://takeout.google.com/settings/takeout

Oder einfach mal gucken, wie die Timeline auf Google Maps aussieht, weil das Handy seinen Standort automatisch teilt? Geht hier: https://www.google.com/maps/timeline

Wenn Dich erschreckt, was Du dort siehst, dann ist das nicht die Schuld von Google, sondern Deine, denn Du teilst diese Daten. Lösche gespeicherte Daten, ändere Deine Einstellungen, löse Verknüpfungen zwischen verschiedenen Apps und Accounts.
Kümmer Dich gefälligst selbst um Deinen Datenschutz.

 

Video Doku Horst Saiger: ALL IN – This is Road Racing

Road Racing, das ist vor allem die TT auf der Isle of Man, aber es ist auch der Macao GP – und für alle deutschsprachigen Fans ist es auch Horst Saiger.

Die 34 minütige Doku, die auf YouTube frei zu sehen ist, von Horst in Macao kann ich von ganzem Herzen empfehlen.
Klickt auf den obigen Link, falls Eure Einstellungen, das Land aus dem Eure IP kommt oder die Götter des Internets verhindern, dass Ihr die Einbettung unten zu sehen bekommt.

Manchmal kommen englischsprachige Mitstreiter zu Wort, die nicht synchronisiert werden. Ich habe sie gut verstanden und daher nicht getestet, ob die Untertitel funktionieren. Der Großteil des Videos ist auf deutsch.

Einfach nur einen Daumen hoch da zulassen schien mir zu wenig, daher teile ich hier noch mal . Ihr solltet es auch teilen, das Video, nicht meinen Blogbeitrag, damit auch rennsportferne Nicht-Mopped-Fahrer es zu sehen bekommen.

Danke für das Video, Horst, und viel Glück und Erfolg weiterhin.

Korrektur und Meinungsänderung zur #MotoGP in Argentinien

Lest mehr Motomatters!

In meinem zweiten Beitrag zum MotoGP Rennen in Argentinien hatte ich geschrieben:

In Argentinien hat Marquez sein Mopped nach Aufforderung eines Stewards, wenn ich das richtig gesehen habe, angeschoben und als die Honda wieder lief ist er gegen die Fahrtrichtung zurück an seinen Startplatz gefahren.

Dabei musste ich mich darauf verlassen, was ich bei der Liveübertragung gesehen hatte, beziehungsweise wie ich mich daran erinnerte. Bei Mototomatters [englisch] (lest mehr Motomatters, weil das wirklich sehr gut ist!) beschreibt David Emmett [Twitter, englisch] sehr detailliert, was dort passiert ist. Das ist nur ein kleiner Teil des oben verlinkten Berichts auf den ich mich hier beziehe, der restliche Bericht lohnt sich immer noch zu lesen. Und sogar einige der Kommentare sind lesenswert.

Hier die Reihenfolge, was passiert ist, so wie Motormatters es schreibt

  1. Marquez Motor geht aus
  2. Marques bleibt sitzen und hebt den Arm
  3. Der für die Startreihe zuständige Marshal zieht das Schild mit der Startreihen Nummer ein, was bedeutet, alle Moppeds in seiner Reihe sind startbereit. Waren sie aber nicht, deshalb hatte #MM93 den Arm gehoben. Ein klarer Regelverstoß des Marshals.
    Das eingezogene Schild signalisiert dem Starter (Graham Webber) an der Ampel, dass er den Start nicht verzögern muss
  4. Ca. 1,26 Sekunden nachdem er den Arm gehoben hat spring Marquez vom Mopped und schiebt es an, ein Regelverstoß von Marquez
  5. Zwei Marshals rennen  auf die Strecke. Der Start kann jede Millisekunde freigegeben werden, die Marshals riskieren also Ihr Leben, weil Marquez sich nicht an die Regeln hält. Einer der Marshals (Tony Congram) versucht Marquez aus der Startaufstellung heraus zu lotsen.
    Der Zweite (Danny Aldridge) sieht, was sein Kollege mach und signalisiert dem Starter mit einem erhobenen Daumen, dass Marquez Motor wieder läuft
    Der Daumen war das falsche Signal, denn … und ab hier geht es chronologisch durcheinander.
  6. Die Marshals sind per Funk mit der Rennleitung verbunden. Marquez fragt den Marshal, der bei ihm ankommt: “Pit lane or grid?” sieht dann den erhobenen Daumen des zweiten Marshals und interpretiert es so, dass die Marshals jetzt wieder von der Strecke gehen und er auf den Startplatz zurück darf
  7. Marquez fährt auf seine Startposition
  8. Der Start erfolgt.

Meine neue Meinung

Ursprünglich hatte die ich Situation so interpretiert, dass Marquez aufgefordert wurde, sein Mopped zu starten und die Strafe, einmal durch die Boxengasse, für falsch gehalten.
Ich muss meine Meinung ändern, denn Marquez hat klar gegen die Regeln verstoßen, als er von sich aus den Arm herunter nahm und das Mopped anschob. Und dann hat er ein zweites Mal gegen die Regeln verstoßen, als er gegen die Fahrtrichtung in die Startaufstellung zurück fuhr. Für das Zurückfahren wurde er bereits bestraft, für das selbständige Anschieben nicht, da könnte also noch was kommen.

Die IRTA und die beteiligten Marshals sind an dem Chaos jedoch nicht unschuldig. Während Marc Marquez nach dem Rennen eine PRessekonferenz gab, um seine Sicht der Dinge zu teilen, wurden die Journalisten nicht zur Rennleitung und Marshals vorgelassen.

Marc Marquez und die Regeln in Argentinien #MotoGP


Der schnellste Moppedfahrer des Wochenendes hat nach in Termas De Rio Hondo drei Penalties eingesammelt und ging mit Null Punkten nach Hause. Weil ich seit der Startphase vom Sonntag weiß, dass die Moderatoren und Experten nicht regelfest sind, habe ich mir das Regelwerk heruntergeladen. Jetzt suche ich nach dem, was #MM93 am Sonntag so alles verbrochen hat und warum er welche Strafe bekam. Ich beziehe mich hier auf das 2018 FIM Grand Prix World Championships Regulations (update 04/04/2018) von der FIM Webiste. 

SPOILER ALARM: Hier gibt es keine moralisches Gewimmer oder fan-farbiges Geschrei für oder gegen #MM93

Bonus: Start von hinten

Nachdem Marquez sein Regenmopped aus der Startaufstellung herausgeschoben hatte um auf das Trockenmopped zu wechseln hat er seinen Startplatz aus dem Qualifying verloren. Das ist keine Strafe sondern im Regelwerk als ganz normaler Vorgang vorgesehen.  (Seite 40 1.18 / 4, Seite 41 1.18 / 7 letzter Absatz, Seite 42 1.18 / 13).
Mehr dazu in meinem Beitrag Start-Chaos in Argentinien

Erster Fehler: Mopped abgewürgt, Einmal durch die Boxengasse

Während die Startaufstellung inklusive Warm-Up-Lap aus der Boxengasse im Regelwerk sehr detailliert beschrieben wird, sind dem Fall, dass ein Fahrer sein Mopped in der Startaufstellung nach der Aufwärmrunde abwürgt nur zwei Sätze gewidmet:

Any rider who stalls his engine on the grid or who has other difficulties must remain on the motorcycle and raise an arm. It is not permitted to attempt to delay the start by any other means.


Ich sage mal, da hat das Regelwerk eine große Lücke. Der Fahrer darf nur den Arm heben, aber was dann passiert steht dort nicht. Darf irgendein Offizieller (und wenn ja, wer?) den Fahrer auffordern, sein Mopped alleine wieder anzuschieben und/oder darf jemand helfen? Muss der Fahrer das Mopped aus der Startaufstellung herausschieben und am Wegesrand oder in der Boxengasse auf Grün warten? Muss er mit erhobenem Arm auf dem Mopped sitzen bleiben und warten, bis der Start erfolgt ist?
Das Regelwerk sagt nichts dazu. Obwohl, Juristen bitte vortreten, im Regelwerk steht, dass der Fahrer nur den Arm heben darf um den Start zu verzögern und Abschnitt 1.18 / 18 auf Seite 46 widmet sich ausschließlich der Startverzögerung. Demnach entscheidet der Starter im Turm, ob der Start aus Sicherheitsgründen verzögert werden muss. Wie das im Detail funktioniert, steht dann dort.

In Argentinien hat Marquez sein Mopped nach Aufforderung eines Stewards, wenn ich das richtig gesehen habe, angeschoben und als die Honda wieder lief ist er gegen die Fahrtrichtung zurück an seinen Startplatz gefahren. Alles in großer Hektik. Der Starter hat keine Startverzögerung ausgerufen.

Für den abgewürgten Motor gab es keinen Penalty für Marquez, aber für das Fahren (statt schieben) gegen die Fahrtrichtung (Seite 45, 1.21 / 11), gab es eine Durchfahrtstrafe.

Meine Meinung

Oscar Quelle PinterestWeil das Regelwerk für ein Abwürgen am Start so lückenhaft ist musste direkt vor Ort und schnell entschieden werden. Der Marshal hat Marquez erlaubt das Mopped anzuschieben, was man gut oder schlecht finden kann. 1.21 / 11 erlaubt das Fahren gegen die Fahrtrichtung “under the direction of an Official”. Meiner Meinung nach war die in dieser Situation gegeben. Da alle Moppeds standen sehe ich da auch keinerlei Gefährdung, daher halte ich die Durchfahrtstrafe für nicht gerechtfertigt. Hätte der Starter im Turm schnell reagiert und “Start Delayed” erklärt (und damit die Regellücke geschlossen), wäre Marquez ans Ende der Startaufstellung zurückversetzt worden, was deutlich weniger Strafe ist eine Boxendurchfahrt.

> Edit: Falls der Steward Marquez nicht dazu aufgefordert hat, das Mopped zu starten, sondern irgendwas anderes, dann war die Durchfahrtstrafe auch falsch, weil zu wenig. /Edit <<

Zweiter Fehler: Rempler beim Überholen, eine Position zurück

Zuerst die passende Regel:

1.21 Behaviour During Practice and Race
2. Riders must ride in a responsible manner which does not cause danger to other competitors or participants, either on the track or in the pitlane. Any infringement of this rule may be penalised by the FIM MotoGP Stewards.

Es ist immer schwer, eine klare Grenze zwischen “Erlaubter Härte” und “Verbotener Gefährdung” zu ziehen. Liegt schon eine Gefährdung vor, wenn der andere nicht gestürzt ist? Hätte der gestürzte den Sturz vermeiden können, wenn er den anderen, der sich in einer stabileren Fahrsituation befand, einfach vorbei gelassen und nicht gefährdet hätte?
Vielleicht hilft uns Kapitel 3 der Regeln: Disciplinary and arbitration code, weiter. Dort steht ziemlich am Anfang, dass ein Fahrer mehrfach bestraft werden kann. Es steht dort jedoch nicht, dass nach X Strafen automatisch eine Disqualifikation, Sperre oder sonst was erfolgt.
Dann folgen verdammt viele Abschnitte darüber wer eine Strafe aussprechen kann, wie das Prozedere zu erfolgen hat und wie der Einspruch etc, aber kein Auslistung von Strafen für bestimmte Verstöße. Weiter vorne im Regelwerk steht was passiert, wenn ein Fahrer sich nicht an das Tempolimit in der Boxengasse hält, aber das passt hier gar nicht.

Dritter Fehler: Rempler beim Überholen der zum Sturz führt, 30 Sekunden Strafe

Oscar - Quelle PinterestWie oben geschrieben, es gibt keinen Strafenkatalog, der sagt:

  • Rossi über den Haufen gefahren: Disqualifikation und drei Rennen Sperre
  • Pedrosa umgefahren: keine Strafe
  • oder ähnliches

Wenn nichts im Regelwerk steht, dann müssen die Offiziellen vor Ort entscheiden und ich kann mit Blick auf das Regelwerk nur sagen, dass alle ausgesprochenen Strafen aufgelistet sind und somit den Regeln entsprechen.

Meine Meinung

Marquez hat aus der ersten Strafe nichts gelernt, und schon alleine deshalb sollte meiner Meinung nach, die zweite Strafe deutlich höher ausfallen.

Abschlussbemerkung

Marquez fährt immer hart und ein Rempler kommt regelmäßig vor. Im Gegenzug, so scheint es mir jedenfalls, hat er auch kein Problem damit, wenn er mal angerempelt wird. Das zeigt, dass er nach seinen Maßstäben nicht unfair fährt.
In Argentinien sahen die Schiedsrichter das jedoch anders und haben ihn für zwei Rempler zweimal bestraft. 
Bei den Streckenbedingungen mit der schmalen trockenen Ideallinie und der feuchten Reststrecke finde ich es gut, wenn die Marshals Rempler als gefährlich einstufen und Strafen aussprechen. Hätten sie bei Zarco, der mit einem Rempler Dani Pedroso in einen Sturz geschickt hat, auch machen sollen. Mit zweierlei Maß messen ist niemals gut. >> Edit: Ich habe jetzt mehrfach gelesen, dass Zarco und Pedrosa sich nicht berührt haben, es somit keinen Rempler gab. Wenn dem so ist, dann haben die Rennkommissare nicht mit zweierlei Maß gemessen. /Edit <<

Das nächste Problem sehe ich darin, dass Marquez zum Wiederholungstäter wurde. Nach der Strafe für den ersten Rempler hat er seinen Fahrstil nicht geändert. “Gut” dass es mit Rossi den absoluten Publikumsliebling getroffen hat, denn so wird es nicht sofort vergessen. Ich finde, das Regelwerk sollte angepasst werden, so dass es richtige Eskalationsstufen gibt. Wer nach einem Penalty den gleichen Regelverstoß wiederholt, wird aus dem Rennen genommen.

MotoGP Start-Chaos in Argentinien 2018

Vor dem Start des MotoGP Laufes in Argentinien: Das Wetter war unbeständig und die Strecke stellenweise nass, die Rennleitung hat ein Wet-Race erklärt. Das bedeutet, die Fahrer dürfen im Rennen in die Box fahren und das Mopped gegen eine zweite Maschine tauschen. solange diese auf anderen Reifen steht. Startet der Fahrer auf Regenreifen, muss das Mopped in der Box auf Slicks stehen und umgekehrt. Das wird das Flag-to-Flag-Rennen genannt.

Jack Miller stand auf Slicks in der Startaufstellung, alle anderen hatten Regenreifen aufgezogen. Noch vor dem Start der Aufwärmrunde haben sich erst einzelne, dann auf einmal alle bis auf Jack Miller, entschlossen, das Mopped zu wechseln. Die Moppeds wurden in die Box geschoben und die Fahrer haben sich mit dem anderen Mopped vorne an der Ausfahrt der Boxengasse aufgestellt.

Die Regelsituation

Wenn die Moppeds in der Startaufstellung stehen und die Boxengasse geschlossen ist, dürfen die Moppeds in die Boxengasse zurückgeschoben werden. Die Moppeds dürfen aus der Boxengasse die Einführungsrunde starten und sich dann hinten in der Startaufstellung einreihen, der ursprüngliche Startplatz bleibt frei.

Bei anderen Rennen

Es ist schon öfter vorgekommen, dass einzelne oder auch fast alle Fahrer sich auf der Einführungsrunde umentschieden haben und dann am Ende nicht in die Startaufstellung fuhren sondern in die Box, dort das Mopped wechseln und dann dem Feld hinterher starteten. 

Start aus der Boxengasse

Die Boxengasse wird erst geöffnet, wenn das Feld sicher vorbei ist, meistens, wenn der Letze durch die erste Kurve durch ist. Wer aus der Boxengasse ins Rennen startet hat einen viel größeren Rückstand als diejenigen, die von den hinteren Plätzen starten.

Jetzt neu in Argentinien

Oscar Quelle Pinterest

In Argentinien standen nur ein Mopped bereit um vom Startplatz in die Aufwärmrunde zu fahren, viele andere standen an der Boxenausfahrt und noch ein paar waren noch in der Box. Die letztgenannten hätten die Aufwärmrunde nicht fahren und aus der Boxengasse ins Rennen starten müssen.

Statt jedoch die Aufwärmrunde zu starten, so wie es im Regelwerk steht hat die Rennleitung den Start “aus Sicherheitsgründen” verschoben. Somit wurde auch den Fahrern, die noch in ihrer Box waren ermöglicht, das Mopped zu tauschen und die Aufwärmrunde zu fahren. Theoretisch hätte in der Box auch noch am Mopped geschraubt werden können, Zeit genug gab es jetzt. An Jack Millers Bike konnte natürlich nicht geschraubt werden, der stand ja in der Startaufstellung. Hätte es während der Startverzögerung angefangen zu regnen, hätten alle in der Box wieder auf das Regenmopped wechseln können, aber Jack Miller nicht.

Mein Regel-Problem

Wenn nur ein Mopped die Einführungsrunde aus der Boxengasse startet, dann stellt sich der Fahrer auf Startplatz 25 (bei 24 Startern wie in Argentinien), direkt neben dem letzten regulären Startplatz. Ich weiß jedoch nicht definitiv, wie die Hinten-anstellen-Reihenfolge ist, wenn mehrere Fahrer aus der Boxengasse in die Startaufstellung fahren. Ich vermute, dass der am besten qualifizierte auf Platz 25 startet und dann der zweitbeste usw. Regelfüchse dürfen mich gerne verbessern oder die entsprechende Passage des Regelbuchs nennen.

Die praktischen Probleme

Da nur ein Fahrer auf der regulären Startposition stand ist es für die Boxengassler natürlich schwierig die Startplätze 24 bis 45 zu finden. Das kann ich sehr gut nachvollziehen.

ABER

Oscar - Quelle PinterestDas ist kein Grund, den Start “aus Sicherheitsgründen” zu verschieben. Die Rennnleitung hätte die Einführungsrunde ganz normal starten können. Alle Moppeds, die zu dem Zeitpunkt an der Boxengasse bereitstanden wären mitgefahren und hätten sich dann ab Platz 25 aufgestellt und gut wäre es gewesen. Diejenigen, die noch später dran waren hätten dann aus der Boxengasse starten müssen.

Wie hätten die Fahrer Ihren Startplatz gefunden?

Die Teams hätten den Fahrern von der Boxenmauer den Startplatz anzeigen können. Die Rennleitung hätte die einzelnen Startreihen anzeigen können, die Rennleitung hätte den Fahrern den neuen Startplatz auf Display schicken können.

Das alles hat man nicht gemacht, sondern man hat den Start “aus Sicherheitsgründen“ verschoben.

Nach der Verschiebung sind alle Moppeds in die neue Startaufstellung gefahren, so dass Jack Miller auf Pole stand und Dani Pedrosa in Reihe 7. Aus dieser Aufstellung wurde erst eine Einführungsrunde gefahren und dann gestartet. Bis auf die Startverschiebung also alles fast so, wie es in den Regeln steht.

Wo war das Problem?

Ich sehe vor allem zwei Probleme. Das erste ist ein Kommunikationsproblem: Die Rennleitung hat den Start “aus Sicherheitsgründen” verschoben, obwohl keine Sicherheitsgründe vorlagen. Damit wurden die Fans belogen und zwar so, dass sie es sofort durchschaut haben. Und zack: schlechte Stimmung. Vielleicht erlaubt das Regelwerk es nicht, den Start aus organisatorischen Gründen zu verschieben, aber die Rennleitung hätte den Zuschauern und Medien erklären müssen, was vorgeht. Ich habe das Rennen auf BT2 geguckt und dort kannte niemand die Regeln so genau. Die Reporter und Experten haben gedacht, dass die Moppeds alle aus der Box ins Rennen hätten starten müssen.

Das nächste Problem war, dass alle diejenigen, die zu langsam waren um aus der Box in die Einführungsrunde zu starten, das nun doch konnten und so einen nicht regelkonformen Vorteil bekamen.

Servus und Eurosport und andere Medien

Hatten die Experten bei Servus und Eurosport die Regeln drauf? Ich habe dort nicht geguckt und weiß es daher nicht. Bei Twitter hatte ich jedoch den Eindruck, dass auch dort Verwirrung herrschte.
Auch heute lese ich noch von „Erfundenen neuen Start-Regeln“, wenn es um das Rennen geht. Wie oben dargelegt, denke ich, dass, bis auf die Verschiebung, alles regelkonform war.

 

240 ohne Helm

In den 1990er habe ich einige Englische Mopped-Magazine gelesen und auch ein paar deutsche. Einer der großen Unterschiede damals war, wie auf der Insel mit “Riders Rights” umgegangen wurde. Fast jede Ausgabe hatte damals die rechtliche Benachteiligung von Moppeds thematisiert oder darüber geschrieben, wie motorisierte Zweiräder von der Verkehrspolitik vergessen wurden. Themen die uns auch heute nicht fremd sind. In den englischen Magazine wurde das aber laut und deutlich angesprochen, die BMF (so eine Art BVDM) oder MAG (vergleichbar mit der BU) oder deren Eurpäische Dachverbände FEM oder EMA hatten in vielen Magazine Kolumnen, in denen Zurückhaltung ein Fremdwort war. Damals ging es auf europäischer Ebene um Beinschützer an Moppeds, zwangsweise vorgeschriebener Schutzkleidung, EU-weite Vereinheitlichung auf dem leisesten und PS-ärmsten Niveau und ähnliche Dinge. Das Meiste davon hat ich über die Jahre auf die eine oder andere Weise in unsere Vorschriften und Gesetze eingeschlichen. Eingeschworener Feind war damals der EU Binnenkommissar Martin Bangemann.

In Deutschland, oder zumindest in den Zeitschriften, die ich damals las, war das alles kein Thema.

Auf europäischer Ebene gab es die Euro Demo, auf denen damals gegen alle Mopped-Pläne der EU protestiert wurde. Die erste fand 1988 in Straßburg statt, die nächste in London 1990, dann 1992 in Brüssel, 1994 in Paris, 1996 wieder Brüssel und 1998 war Bonn an der Reihe, darüber will ich heute berichten.

Auf der Demo

Ich bin kein großer Demonstrierer, aber nachdem ich 1996 in Brüssel verpasst hatte, wollte ich unbedingt in Bonn dabei sein. Jede Ausgabe der Euro Demo wurde größer. Die FEM und die EMA fusionierten zur FEMA, weil die Eurokraten, so zumindest der Eindruck aus den englischen Magazinen, das Moppedfahren verbieten wollten. Da musste mit aller Macht ein Zeichen gesetzt werden, ganz besondes im größten Moppedmarkt Europas und der Heimat von Bangemann: Deutschland, das Land mit dem Michel.
Überall wurde mobil gemacht und so strömten Moppeds aus allen Ecken Europas zusammen. Spanier und Portugiesen standen neben mir, Holländer vor mir, Belgier auf der anderen Seite, Italiener, Franzosen, Engländer und Schotten um mich herum. Deutsche habe ich fast keine gesehen.

Auf dem Weg in die Eifel

Nach der Auftakt-Kundgebung ging es im Mopped-Korso durch Bonn und anschließend über die gesperrte Autobahn in die Eifel zur Abschlussparty. Klar, dass bei der Demo der Helm ab bleibt, schließlich gilt auf Demos ja, dass man zu seiner Meinung steht, selbst wenn man sich vermummen darf, bzw. damals noch durfte. Und so fuhren wir mit ein paar tausend Moppeds aus fast ganz Europa quer durch Bonn und dann auf die Autobahn. Die war gar nicht so gesperrt, wie angekündigt. Um uns im Demo-Tempo fahrende Moppeds fuhren lauter PKW und LKW im Reisetempo. Nach ein paar Kilometern wurde ich von links angebrüllt:

“Is the the way to Kobelenz?”

Das war Simon Milward der damalige FEMA-President und Ober-Bangemann-Hasser. Ich war weit und breit der einzige Deutsche und sah wohl daher wohl so aus, als hätte ich Ortskenntnis.

No, that’s the other way!

Konnte ich zurückrufen, denn ich wusste tatsächlich in welche Richtung wir fuhren.

Shit, we have to turn!

rief er zurück und gab Vollgas um an die Spitze der Kolonne zu kommen.

Auf der Bahn

Die Demo hatte sich an der Autobahnauffahrt geteilt, weil einige Leute wohl nicht zur Party, sondern nach Hause wollten und der folgende Rest ist denen hinterher, statt zum Bier. Wir sind dann irgendwann von der Bahn runter. Mein Helm baumelte, wie der von vielen anderen auch, noch immer unter dem Gepäcknetz auf dem Tank. Es ging sofort und unter Polizeischutz in Gegenrichtung auf die, nun tatsächlich gesperrte Bahn, allerdings nicht mehr im Demo-Tempo sondern schneller. Und noch schneller, denn wir mussten die vordere Hälfte der Demo einholen und irgendwer hatte wohl vorne ein Rennen ausgerufen. Ich fuhr damals eine CBR600F und die war schneller als die Polizei BMWs. Ohne Helm, aber mit Sonnenbrille und tränenden Augen schaffte ich 240 laut Tacho. Hinter die Verkleidungsscheibe konnte ich mich nicht ducken, der Helm lag immer noch auf dem Tank. Und um mich herum lauter rasende Moppeds und kein einziges Auto. Die geilste Autobahnfahrt aller Zeiten. #Hach