Was der Leser wohl dazu sagte?

Ich habe gerade bei Sideburn gestöbert und dort ein altes Cover einer englischen Mopped-Zeitschrift gesehen.

Cover vom Bike Magazine 09/1997

Und dann stellte ich mir die Leserbrief-Seite einer deutschen Mopped-Zeitschrift vor, die so ein Cover gebracht hätte. Die Wäre wahrscheinlich voller:

A: Lob, weil der Fahrer vollständige Sicherheitskleidung trägt oder

B: Häme, weil es dem Fahrer nicht gelingt eines der Knie auf den Boden zu bekommen.

Niemals jedoch würde auch nur ein Wort darüber fallen, dass ganz besonders diese (egal welche) Zeitschrift einen vorbildlichen Erziehungs- und Weltrettungsauftrag hätte und so ein illegales, verbotenes, gefährliches, unverantwortliches Verhalten im Straßenverkehr nicht zeigen dürfte.
Weder 1997 noch heute.

Oder?

Blog-Parade #Umfallera

Maedchenmotorrad hat unter der gänzlich fehl leitenden Überschrift: Wie man ein Motorrad wieder aufhebt… eine sehr schöne Anleitung geschrieben, wie man das Mopped erstmal hinlegt.

Sie benötigte dafür zehn Schritte, aber ich bin mir sicher, es geht auch schneller und unkomplizierter.

Von der ollen Spaßbremse Klacks Leverkus soll der Ausspruch stammen: „Jeder Sturz ist eine Schande.“ Ich sehe das bei weitem nicht so pauschal. Wer noch nie eine Bodenprobe genommen hat, kann halt weniger Geschichten erzählen.

Damit das Mädchenmotorrad nicht alleine im Dreck liegt. Hier meine Anleitung:

  1. Führerschein ganz frisch und das erste mal mit der neu gekauften CB400F unterwegs.
  2. Nicht wissen, dass der Seitenständer nicht automatisch einklappt.
  3. Nach zwei Rechtskurven die erste Link zügig nehmen.
  4. Padautz! Über den Seitenständer ausgehebelt.

Eigene Umfaller-Anleitungen könnt Ihr gerne auf Euren eigenen Blogs posten (Hashtag #Umfallera nicht vergessen) oder in den Kommentaren zurücklassen.

Topcase und Rucksack

Ich komme aus dem Laden und vor mir geht ein Typ an sein Mopped, öffnet das Topcase und holt seinen Helm raus.
Dann setzt der den Rucksack, den er bisher in der Hand hielt, auf und schließt das jetzt leere Topcase. Der Rucksack ist ein ca. 20 Liter fassender in geschätzt nicht mal halbvoll, der hätte locker in die Kiste gepasst. Dann setzt er den Helm auf und fährt los.

Warum macht man das?

Oscar - Quelle PinterestKurz habe ich überlegt, ob ich hinterher laufen soll um dem Fahrer zu erklären, dass das Ding an seinem Mopped kein Schließfach ist, sondern eigentlich zum Transport von Gepäck (wie z.B. den Rucksack) gebaut wurde. Dann habe ich aber beschlossen, dass ein Blogbeitrag viel lustiger ist.

Liebe Topcase- und Kofferfahrer, warum fahrt Ihr mit leeren Gepäckräumen aber Rucksack auf dem Rücken herum? Erklärungen (oder Vermutungen) bitte in die Kommentare.

Eingespritzter Zweitakter

KTM hat in dieser Woche per Pressemitteilung erklärt, dass das nächste Baujahr der großen zweitaktenden Enduros eine Einspritzung erhält.
Aha
Viele große und kleine Portale haben das weiter gemeldet und dabei gerne die KTM-Wortwahl von „Weltsensation“ und „technischer Revolution“ übernommen.
Ist das so? Und wenn ja, warum?

Liebe Journalisten, Euer Job ist nicht, Pressemeldungen zu verteilen. Nehmt sie, Oscar - Quelle Pinterestbewertet sie, recherchiert dazu und macht dann eine Meldung oder einen Bericht.
Ich habe mit diesem Blogbeitrag extra ein paar Tage gewartet, nachdem KTM die Pressemeldung verschickt hatte, damit Ihr Zeit für Recherche habt.
Einem Blogger oder einer KTM-Händler-Website kann verzeihen, dass dort die Pressemeldung umkommentiert übernommen wird, einem Journalisten jedoch nicht. Und der Website einer Fachzeitschrift schon gar nicht.
Ich habe so viele Fragen zu dieser Meldung, und weil die Euch nicht eingefallen sind, schreibe ich sie hier hinein. Vielleicht bekomme ich bei Euch später mal Antworten.

Ingenieur

Ich bin nicht Ingenieur genug, um zu beurteilen, wie revolutionär diese Technik ist. Hat es gereicht, die Benzineinspritzung des Viertakters zu nehmen und an den Zweitakter zu bauen? Und wenn nicht, warum nicht? Wo liegen die Probleme einer Einspritzung für Zweitakter? Oder, falls die KTM-Lösung etwas ganz besonderes ist, was unterscheidet die von den anderen?

Historiker

Ich bin nicht Historiker genug um zu wissen, ob es wirklich die erste Benzineinspritzung für einen Zweitaktmotor ist. Möglicherweise haben andere das bereits vorher getan, vielleicht nicht an einem Enduro Motor und vielleicht nicht mal an einem Motorradmotor. Hat das wer recherchiert?
Wahrscheinlich nicht, sonst gäbe es irgendwo einen Hinweis auf Provenion (auf Seite 1 bei bei der Google-Suche nach „zweitakt einspritzer“) oder den 50er Roller Namens SR 50 Di-Tech, den Aprilia 1999 laut Wikipedia mit Zweitakt Motor und Einspritzung vorgestellt hat. Und es gab da mal von Bimota die zweitaktende Vdue, hatte die nicht auch eine Einspritzung? Was macht diese KTM-Einspritzung zur „Revolution“?

Prophet

Oscar - Quelle PinterestIch bin auch nicht Prophet genug um vor einer Probefahrt (die Modelle werden erst in zwei Monaten, im Mai, vorgestellt) beurteilen zu können, ob die versprochenen Vorteile der Einspritzung (weniger Verbrauch, bessere Fahrbarkeit) tatsächlich spürbar sind. Mich machen jedoch ein paar Details zumindest stutzig:
Die 250er und die 300 EXC Enduros werden mit dem neuen Einspritzmotor kommen. Von den kleineres Zweitakt Enduros mit 125 und 150 Kubik steht nichts In der Meldung. Von den zweitaktenden Motorcrossern und der 250er Freeride (die hat auch Straßenzulassung) steht dort auch nichts. Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, dann hatte KTM in der Vergangenheit erst die Crosser modernisiert und die Enduros dann im nächsten Modelljahr nachgezogen. Habt Ihr bei KTM mal nachgefragt, warum die Crosser auf bessere Fahrbarkeit verzichten können?

Abgaswerte

Auf der Website der Motorrad (extra kein Link) wird gesagt, dass die Euro 4 Abgaswerte mit Vergaser bestückten Zweitaktern nicht erreicht werden können. Ich denke nicht, dass diese Aussage so pauschal richtig ist. Die Euro 4 gilt seit dem ersten Januar und die aktuellen EXC 250 und 300 werden trotzdem mit Vergaser verkauft. Das mag eine Ausnahmegenehmigung sein, aber davon steht nichts bei der Motorrad. Die anderen Hersteller von Zweitakt-Enduros verkaufen auch nur Vergaser-Modelle, manche mit elektrischer Getrenntschmierung, die auch mal „Öl-Einspritzung“ genannt wird. Was ist mit Husqvarna, die auch zu KTM gehören und für die es noch keine Einspritzungs-Zweitakter angekündigt sind, verkaufen die alle illegale Motoren? Dürfen die Einspritz-Zweitakter auch in Kalifornien verkauft werden? Dort wurden Zweitakter vor vielen Jahren aus Umweltschutzgründen verboten.

Meine Spekulation

Möglicherweise wird KTM im nächsten Jahr Vergaser und Einspritzer parallel anbieten, denn die angekündigten Modelle haben den Namenszusatz TPI erhalten. Darüberhinaus spricht KTM davon, dass in den USA und Kanada die Einspritzer nur in „limitierter Stückzahl“ angeboten werden. Das nur mal so zum Schluss als Bonus. Ich bin gespannt, ob ich damit Recht behalte.

 

Like ist der kleine Bruder von Scheiße

Auf den Social Media Plattformen sind wir alle immer Leser und Schreiber. Man schreibt dort nicht nur eigene Beträge, auch die Kommentare und Likes (Sterne, Daumen, Herzen oder was auch immer), die dort hinterlassen werden, werden geteilt. Auf manchen Plattformen wird auch angezeigt, was Du gelesen hast. Gespeichert wird das sowieso und wenn es nicht heute angezeigt wird, dann vielleicht später: „Vor drei Jahren hast Du Dir diese Katzenbabys angesehen. Gucke jetzt, wie groß sie heute sind [Link]“.
Dass Facebook und Co. das Surf-Verhalten nicht nur auf der eigenen Plattform sondern auch darüber hinaus verfolgen, aufzeichnen und speichern, wissen wir ja alle. Dagegen kann man was tun, aber das ist ein anderes Thema. Wir schreiben also ständig, wenn auch meistens nur in eine Datenbank, die uns später um die Ohren gehauen wird.

Wenn wir also sowieso schreiben, dann kann es nicht schaden, wenn wir wissen was wir tun und dass wir das richtige Tun.

Kommentieren

Guck, wo Du kommentierst. Wenn Person A in Deiner Timeline einen LiOscar Quelle Pinterestnk teilt, und Du willst was zu dem Link (nicht zum Inhalt des Linkziels) sagen, z.B. der Link funktioniert nicht, dann kommentiere unter dem geteilten Link von Person A (am besten mit dem korrigierten Link). Wenn Du aber etwas zum Inhalt des Linkziels sagen willst, dann sag es dort, auf der Seite, zu der der Link führt, denn dann kann der ursprüngliche Autor es lesen und auch andere Leser. Dort bleibt den Kommentar auch erhalten, wenn das Timeline Radio längst weiter gezogen ist.
Das gilt auch wenn Person A auf Facebook (und auch allen anderen Plattformen) auf den eigenen Blog verlinkt, der Kommentar gehört unter den originalen Beitrag. Die einzige Ausnahme ist, wenn Du hinter dem Rücken des Autoren über ihn reden willst, dann kannst du Deinen Kommentar auch woanders, z.B. in Deinem Lieblingsforum oder sonst wo posten.

Teilen

Das Mitmachnetz lebt vom teilen, sharing is caring, wie es in einer anderen Sprache heißt. Nun muss man nicht jeden Betrag den man gelesen hat, gleich teilen. Jedoch: Meistens ist ein re-post nur ein einziger Klick und damit genauso aufwändig, wie ein Like. Und trotzdem werden viel mehr Herzchen, Daumen und Sterne gegeben als geteilt, selbst bei Postings, wo es eigentlich keinen Sinn macht.
Ein paar Beispiele: Ein Tweet, in dem jemand eine Wohnung sucht. Wenn so etwas in Deiner Timeline auftaucht, dann hilft ihm ein Herzchen nicht weiter. Es kann jedoch helfen, wenn Du den Tweet teilst.
Oder jemand stellt eine Frage, warum gibt es dafür mehr Daumen hoch als Antworten? Wenn man die Antwort nicht weiß, kann man die Frage weiter teilen, damit werden die Chancen erhöht, dass der Fragesteller eine Antwort bekommt.
Das gleiche gilt für ein gutes Statement, teile es, wenn Du die Meinung teilst, kommentiere, wenn Du eine andere Meinung hast.

Like ist egal

Bleibt als letzte Standard-Tätigkeit noch der Klick auf den Daumen. Warum macht man Oscar - Quelle Pinterestden? Weil man etwas gut findet, das aber nicht teilen möchte. So kann man einem Insider-Gag den Credit geben, den er verdient, ohne damit alle Outsider in der eigenen Timeline zu zu müllen.
Oder weil etwas in der eigenen Timeline auftaucht, dass einem gefällt, von dem man jedoch weiß, dass die eigene Follower durch einen Re-post gestört werden (z.B. Katzen-Videos in einer Katzenhasser-Timeline).
Oder weil man einfach nett zum Autor sein möchte, aber wir wissen doch alle: Nett ist der kleine Bruder von Scheiße.

Neues Mopped – großer Single

Eine gute Freundin und Fast-Nachbarin sucht seit ein paar Wochen ein Mopped. Es soll eine Enduro sein, gerne eine kleine wie die #Hippe oder eine DR350, unbedingt mit E-Starter wegen kaputter Kniee. Nachdem alle interessanten Moppeds auf den überörtlichen Kleinanzeigen-Websites schon beim ersten Kontakt verkauft oder wenigstens reserviert waren, hatte sie die Suche ein bisschen ausgeweitet und dabei Glück.
Heute fuhren wir zusammen 99 km weit ins Sauerland um uns das Mopped anzusehen, eine 1996er DR650 mit 22 tkm auf der Uhr.
Kurz vor der Abfahrt fällt mir ein, dass ich auch einen Helm mitnehmen könnte, falls ich auch eine Probefahrt machen sollte. Manchmal ist es ganz gut, wenn man sich nicht sicher ist, eine zweite Meinung einzuholen.

Die im Netz angekündigten Staus blieben aus und so blieb noch Zeit für ein Paar rennende Hasen mit viel Zucker.

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Springender Hase in der Bäckerei

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Dann waren wir beim Mopped. Ein frisch lackierter neuer Tank, rostfrei, alle Lager gut, die DR sprang auf den ersten Knopfdruck an. Eine erste Sitzprobe zeigte, dass das Mopped passt, also konnte das Mädel eine Probefahrt mit der DR drehen und kam mit einem dicken Grinsen unter dem Helm zurück. Das passt! Auch im warmen Zustand gab es keine Geräusche, die irgendwie nach Problemen klangen.

“Dann müsst Ihr Euch jetzt über den Preis einigen, einen Vertrag unterschreiben und kannst Du mit dem Ding nach Hause fahren.” sagte ich und konnte in riesengroße Augen gucken.
“Äh, ich habe gar kein Geld dabei. Und wie jetzt, gleich mit nach Hause fahren? Ich bin erkältet und habe nur eine dünne Moppedjacke mit.“
“Oh.”

Also wurde sich über den Preis geeinigt und wir sind ins nächste Dorf um zu testen, ob die Sparkasse genug Geld raus tut, damit das Mopped bezahlt werden kann. Falls das nicht klappt, wollten wir uns einen Plan B ausdenken.
Zusammen konnten wir das Geld aus unseren Karten ziehen und bezahlen. Damit das Mopped nicht im Sauerland auf ein neues Nummernschild warten muss, habe ich mir dann ihre Moppedjacke angezogen (nie hatte ich mehr Oberweite) und ab auf die DR.
Fährt gut über die Bundesstraßen im Sauerland und auch auf der Autobahn gehen entspannte 130 km/h als Reisegeschwindigkeit.

Schönes Mopped, hat jetzt ein neues zu Hause und kriegt kein Saisonkennzeichen mehr.

P.S.

Wenn ich das nächste Mal mit jemandem ein Mopped kaufen gehe werde ich die Checkliste um “Geld” und “Überführung” erweitern.

Kommen die großen Dual-Sports zurück?

Honda bietet die CRF250L und die Rally an, BMW eine 310er GS, Suzuki eine 250er V-Strom und Kawasaki ersetzt die KLX250 durch eine kleine Versys 300. Yamaha bietet noch nichts in der Art an, hat aber eine MT03, der auch die Beine langgezogen und die Tracer 300 genannt werden könnte und in der Gerüchteküche wird schon länger einen 390er KTM Adventure gekocht.

Der Markt der kleinen Reise-Enduros ist auch in Europa eröffnet worden. Grund dafür ist vermutlich, dass diese Mopeds in vielen asiatischen Märkten als Big Bikes verkauft werden können, das bringt Stückzahlen. Die Moppeds werden dort auch nicht im Gelände eingesetzt, sondern auf schlechten und nicht asphaltierten Straßen. Das entspricht in etwa dem, was wir hierzulande oft mit off-road verwechseln. Ich gehe blind davon aus, dass mit jedem oben genannten Modell jede geschotterte Passstraße in den Alpen befahren werden kann, auch ohne die in Foren geforderten Speichenräder, auch mit den 19 Zöllern, auch ohne Unterfahrschutz.
Was diese kleinen Adventure-Moppeds nicht so gut können ist die Autobahn, dafür fehlen Kubik und PS.

Ich wünsch mir was

Oscar - Quelle PinterestIch wünsche mir, dass ich in diesem Jahr viele dieser kleinen Abenteurer auf dem Hänger auf der Autobahnen Richtung Urlaub sehen werde, gerne auch an der Seite der 1200er SUV, die sowieso per Hänger in die Alpen fährt. Und noch mehr wünsche ich mir viele dieser kleinen Moppeds auf der Straße zu treffen.

Die Mittelklasse

Wir haben jetzt einen Markt mit kleinen (300 ccm), großen (800 ccm) und ganz großen (1200 ccm) Reiseenduros. Und wie die Wortwahl suggeriert, fehlt noch die goldene Mitte. Aktuell tummeln sich dort die 650 Versys von Kawa und die 650 V-Strom von Suzuki mit der CB500X von Honda, alles Straßen-Moppeds. In den USA gibt es bei Honda noch die XR650L (644 ccm, luftgekühlter Single, ca. halb so teuer wie die Africa Twin), Suzuki bietet die DR650S (auch luftgekühlt) zu einem ähnlichen Preis, ebenso die wassergekühlte DR-Z400S. Kawasaki hat die wassergekühlte KLR650, die ca. 30 kg mehr wiegt als die vorgenannten, sie entspricht am ehesten der kürzlich aus dem Programm genommenen Yamaha XTZ660 Ténéré.
Diese Moppeds sind teilweise schon sehr lange von unserem Markt verschwunden und wurden ersatzlos gestrichen.
Die dicken Reise-Singles von Yamaha und Kawasaki zeigen das Problem dieser Klasse: sie wiegen 200 kg, fast so viel wie die 800er, haben aber nicht mal 50 PS. Oder anders ausgedrückt: Wer von der kleinen 300er Adventure aufsteigen möchte bekommt hier: Mittelklasse Leistung zum Gewicht der Großen. Ausstattung wiegt halt und macht schwer.
Wer von der kleinen Enduro jedoch nicht in Richtung „fast nur Straße“ sondern lieber weiter in Richtung „Straße und Gelände“ aufsteigen möchte, guckt ins Rohr.

Weniger Gewicht durch weniger Ausstattung

Oscar - Quelle PinterestIn kniffligen Fahrsituationen hilft es, wenn das Mopped wenig wiegt. Das weiß jeder, der sein Mopped mal ein bisschen geschoben hat, ganz besonders auf einem abschüssigen, engen Schotterparkplatz. Leichtbau ist teuer, fällt also aus, wenn das Mittelklasse Mopped nicht so teuer wie die Großen sein soll.
Weglassen macht aber auch leicht: weg mit riesigem Tank, großer Verkleidung, den Sturzbügelwäldern, die die teure Verkleidung schützen, der Koffersammlung und Polsterlandschaft. Damit ist die mittlere Klasse kein Adventure Mopped mehr, sondern ein Dualsport, die klassische Alltag-Enduro. Der logische Aufstieg für diejenigen, die auf den 300ern die Lust an schwierigen Straßen und Gelände entdeckt haben. Die anderen, die schneller reisen wollen, mit mehr Gepäck oder zu zweit, werden schon bedient.

Der Abstieg

Es geht auch anders herum. Wer mit seiner 1200er auf dem Hänger in die Alpen reist wird sich vielleicht irgendwann die Frage stellen, wofür er die 1200er hat. Und ob ein Mopped mit dem er selbst den ausgesetzten Schotterpässe fahren kann, nicht vielleicht viel abenteuerlicher wäre?
Für diejenigen wird gerade eine Mutlistrada Enduro, eine GS1200 Rallye, ein 800er Tiger XC, die 650er V-Strom XT und ähnliches angeboten, die Leichtesten liegen bei ca. 215 kg.
Jeder hat schon den SUV-Enduristen getroffen, der drehen musste, weil der Weg voraus „unpassierbar“ sei. Wer dennoch weiter fuhr traf oben dann meistens eine einheimische Vespa. Unpassierbar ist immer relativ, mit einem leichten Mopped kann jedoch jeder mehr. Aber deshalb eine 300er? Das können die Hersteller nicht wollen.

Der Markt der Dualsports

Im Angebot von heute sind:

  • Husqvarna 701 145 – 157 kg trocken, je nach Quelle, 49 kw / 67 PS, 9.295€ (DE)
  • SWM RS 650 R: 150 kg trocken, 40 kW, 6.490€ (DE)
  • CCM GP450 Adventure 125,5 kg trocken 29 kW 40 PS, Preis: ohne Angabe, ich kenne Preise von 8.000 GBP und 11.000 Euro (CCM hat gerade einen 600er Straßen-Single vorgestellt, vielleicht kommt da ein Motorwechsel?)
  • AJP PR7 (wenn sie denn mal kommt) 148 kg trocken, 28 PS, 10.500 Euro (DE) (es soll auch eine 52 PS Variante geben, Preis: unbekannt)

Alle oben genannten Hersteller fehlen. Die Husky kostet so viel wie die 800er, die CCM und AJP sind nicht wirklich am Markt und eher noch teurer, bleibt also nur noch die SWM, die ganz alleine auf verdammt weiter Flur steht. Also mitten im Gelände.
Kurze Randnotiz:
Bis auf die Husqvarna, die von KTM kommt, setzen alle Motoren ein, die von BMW/Husqvarna entwickelt wurden.

Wer könnte noch kommen und warum?

Oscar - Quelle PinterestAktuell wird der Markt, der tatsächlich besteht, noch vom Angebot an gebrauchten Enduros abgedeckt. Die werden jedoch immer älter und die Ersatzteile seltener. Hinzu kommt, dass der Umbauer-Markt diese Moppeds entdeckt und daraus Street Tracker, Scrambler oder ähnliches baut. Ich tippe, dass auf jeden fertigen Umbau zusätzlich mindestens 10 unvollendete in den Garagen und Kellern der Republik stehen. Es wird also immer dünner bei uns.
Möglicherweise gibt es nur so wenig Nachfrage, dann reichen die SWM. Wenn nicht, Fantic bringt im Herbst die Cabalero 500. Die hat einen 450er Motor, der von Zongshen gebaut wird. Ob das auch ein altes Husky-Aggregat ist, was eigenes oder eine Lizenz von wem anderes konnte ich nicht finden.
Und wer könnte noch kommen?
Die Japaner werden die alten Modelle mit Sicherheit nicht an Euro 4 anpassen. Aber die Chinesen und Inder könnten Ihr Angebot nach oben erweitern. Den Herstellern in beiden Ländern fehlen die großen Modelle. Und wir gewöhnen uns dann an neue Marken, so wie damals, als Honda nicht mehr exotisch klang und BSA plötzlich vom Markt verschwand und Norton und Horex, DKW …
Von den Japanern gab es anfangs auch nur kleine Moppeds für kleine Marktlücken.
Vielleicht motiviert das die heutigen Japaner und sie bauen einen neuen Euro 4 Einzylinder mit 45 PS und 10.000 km Wartungsintervall, möglicherweise auf Basis Ihrer Quad- und Snowmobil-Motoren und stricken einen Rahmen drum herum. Oder BMW baut eine  F500 Enduro (Rotax hat bestimmt eine passende Motor-Basis, falls TVS nichts entwickeln will oder soll) und KTM bringt endlich die verdammte 390er Enduro.

Edit:
Hier ein Video der 450er Zongshen, die dieses Jahr auch noch irgendwo verkauft werden soll. Der Motor sieht so aus wie der, der in der Fantic verbaut ist und soll 42 PS bei 9.000 U/min leisten und 40 Nm bei 7.000 U/min.
/Edit

Von Peking nach Paris – Das Rennen 1907

Im kommenden Jahr wird die Silk Way Rally das erste Mal auch für Moppeds ausgeschrieben. Die Silk Way ist eine Marathon Rally, vergleichbar mit der Dakar. Manche nennen sie gar, die kleine Dakar oder auch die zweite Dakar. Bisher konnten nur PKW und LKW diese Rally fahren.

Mich hat diese Ansage an einen Tag in meiner Kindheit erinnert, als die ganze Familie eine Auto-Show besucht hat, es muss 1980 gewesen sein. Damals wurden Autos aus der Harrah‘s Sammlung auf Tournee geschickt. Einige dieser Autos haben mich nachhaltig beeindruckt, eines davon war ein Itala.

Fürst Scipione Borghese hat mit diesem Auto das Rennen von Peking nach Paris gewonnen, das im Jahre 1907 ausgetragen wurde.
Das Rennen sollte eigentlich in umgekehrter Richtung gefahren werden. Wenn ich mich recht erinnere, wurde die Strecke umgedreht, um der Regenzeit zu entgehen.

Als das bekannt gegeben wurde, haben einige der Teilnehmer ihre Anmeldung zurückgezogen. Am Start in Peking standen nur noch fünf Fahrzeuge (es war mindestens ein Dreirad darunter). Das war den Veranstaltern zu wenig, also sagten sie das Rennen ab. Die Fahrer sind trotzdem losgefahren.
Es war 1907, da gab es nur wenig Wege und Verkehrsregeln. Die Fahrer waren alle stinkereich und Europäer, Kolonialherren, die es gewohnt waren, dass die Gesetze nur für den Pöbel gelten und der fremdländische Einheimische nur dafür da ist, dem edlen Herren zu dienen. Oder so ähnlich. Also ab dafür und trotzdem starten!
Halt zurück: Fürst Borghese war nicht unbedingt der Fahrer des Itala, er wurde von seinem Chauffeur und Mechaniker Ettore Guizzardi begleitet. Ob der Chauffeur gefahren ist oder der Fürst konnte ich nirgendwo lesen.
Mir gefällt die Idee, dass der Fürst auf dem Beifahrersitz sitzt und so etwas sagt wie: „Schneller Ettore, es ist ein Rennen, man wolle doch wohl gewinnen.“ Oder wie der Herr Fürst auf dem Siegertreppchen steht und den Preis, im Falle des Rennen von Peking nach Paris sollte der Sieger eine Magnum Flasche Champagner bekommen, in Empfang nimmt. Währenddessen poliert der Chauffeur, mit einem Lappen über den Kotflügel.

Ist natürlich Quatsch, wie man schon am Bild des Autos sehen kann, brauchen diese „Kotflügel“ keine Politur. Und wir reden hier vom Jahr 1907. Die Strecke von Peking nach Paris ist heute noch abenteuerlich. Im Rahmen eines Rennens, (also mit Organisation vom Start bis zum Ziel), schon ein bisschen weniger, aber immer noch lange nicht alltäglich.
1907 sahen die Wege ganz anders aus, es gab kein Straßennetz, schon gar nicht für Autos. Möglicherweise gab es nicht mal ordentliches Kartenwerk für die ganze Strecke. Auf jeden Fall war die Strecke, die die Teilnehmer wählten absolut frei gestellt, nur Start- und Zielort standen fest.
Google Maps liefert heute noch keinen Vorschlag für die Strecke (wegen China).

Ich stelle mir schon alleine die Fahrt mit einem Auto Baujahr 1907 auf heutigen Wegen (auch ohne Verkehr) abenteuerlich vor. 10.000 Kilometer mit diesem Itala, ob als Fürst oder Chauffeur: Hut ab.
Bei Wikipedia wird die Rennstrecke sogar mit 16.000 km angegeben. Grund dafür war wohl, dass der Fürst im Vorfeld dafür gesorgt hatte, dass sein Itala die Strecke der Transsibirischen Eisenbahn als Sonderzug nutzen durfte. Die Spurweite des Itala wurde schon beim Bau auf die 1.520 mm Breitspur der TransSib angepasst. Die TransSib fuhr aber nicht den kürzesten Weg nach Paris und so kam der Itala auch durch Moskau und St. Petersburg. 6.000 Kilometer Umweg müssen halt gefüllt werden.
Ein weiterer Vorteil bei dieser Streckenwahl waren die vorhandenen Telegrafenstationen. Von denen konnte der ebenfalls mitfahrende Reporter Luigi Barzini unterwegs Berichte verschicken. Heute wird diese Rolle in der Regel von einer Action-Cam übernommen, zusätzlich mitfahrende Reporter im Rennen sind eher selten.
Auf den Bildern oben ist der dritte Sitzplatz nicht zu sehen, er war hinten, zwischen den Benzinfässern.

Gestartet wurde am 10. Juni morgens in Peking und der Sieger kam am 10. August in Paris an, sagt Wikipedia.
Richtig knapp war das Rennen nicht, der Zweitplatzierte Charles Goddard kam mit seinem Spyker erst 20 Tage später an, alle anderen sind ausgeschieden.

Im nächsten Jahr gab es ein ähnliches Rennen. Es ging von New York nach Paris, den langen Weg Richtung Westen. Den Film dazu kennt Ihr hoffentlich.

P.S.
Das Buch zum Rennen von Luigi Barzini heißt: „Peking – Paris im Automobil: Eine Wettfahrt durch Asien und Europa in sechzig Tagen, mit einer Einleitung von Fürst Scipione Borghese“. Ich habe es nicht gelesen, sollte das vielleicht mal nachholen.