Auf der Rennstrecke mit der Yamaha R1 #We_R1 #Nring

Es war für mich das erste Mal, dass ich wirklich auf der Rennstrecke bei einem Renntraining war. Und wie alle Neulinge habe ich erst mal klein angefangen, mit der nagelneuen Yamaha R1. 200 PS sind vielleicht nicht exakt das, was die meisten unter klein verstehen, aber 199 kg fahrfertig sollte gelten. Dazu kommt das volle elektronische Hilfspaket, das aus einer fast endlos langen Liste an Drei-Buchstaben-Akronymen besteht und den Fahrer davor bewahren soll, in brenzlige Fahrsituationen zu geraten. Wenig Gewicht und viele Helferlein auf der einen Seite und ein Instruktor, der vorne wegfährt, das sind fast ideale Bedingungen für meine Rennstreckenpremiere. Jetzt wollt Ihr wissen wie es noch besser ginge, oder? Also gut. Mit dem eigenen Mopped fahren, denn das kennt man und, zumindest bei mir ist es so, ich finde es weniger schlimm das eignene Mopped kaputt zu fahren als das von jemand anderem, selbst wenn der andere, also Yamaha, so viele Moppeds besitzt, dass er sie sogar verkaufen kann.

Ach ja, Wetter war morgens auch gut.

Foto: @Gasgrifsalat

Foto: @Gasgrifsalat

In der Box

Es war auch meine erste live Begegnung mit der neuen R1. Mir gefällt sie ausgesprochen gut. Ich finde, sie sieht aus, wie der nächste Schritt im Supersport-Design, neben Ihr sehen Fireblade, ZX-10, Gixxer und S1000RR veraltet aus.

Nachdem ich im Netz ein paar Kommentare über die supersportliche (aka taugt nicht für den Alltag) Sitzposition gelesen habe war ich überrascht, wie kommod Yamahas Neueste ist. Wäre es meine, würde ich die Stummel ein bisschen nach vorne drehen und es wäre perfekt damit ich viele Stunden am Stück über Autobahn und Landstraße fahren könnte. Als ich das im Kreise der anderen anwesenden Blogger kund tat erntet ich Kommentare wie:

Noch sportlicher geht fast gar nicht.

Du bist ja sowieso komisch.

Wos hoast g’soagt?(Aussprache ähnlich)

Für die Rennstrecke, und das habe ich ja getestet, taugt es mir auf jeden Fall – mit der kleinen Einschränkung, dass bei mir die Oberkante der Scheibe durch die Sichtlinie auf den Tacho, besser wäre wohl Tablet oder Display, läuft, wenn ich aufrecht sitze.

Erste Runde

Das war jetzt genug trockenschwimmen, ab auf die Piste. Zusammen mit einem Fahranfänger, der mit einer gedrosselten R6 angereist war, bilde ich die Rookie-Gruppe. Unser Instruktor führt uns in gehobenem Landstraßentempo über den Ring und nach diesem Turn werde ich aus der Rookie-Gruppe rausgeschmissen und in die War-schon-mal-auf-der-Renne-Gruppe gepackt.

Dass die R1 bis hierher problemlos funktioniert hatte muss ich nicht extra erwähnen, oder?

Zweite Runde

Nächster Turn, wieder mit Instruktor. Ich hätte auch ohne fahren können gedurft, aber auf meiner ersten Runde habe ich schon gesehen, welche abenteuerlichen Linien manche der Teilnehmer da fuhren und wollte mir gerne von einem Profi zeigen lasen, wo der Bartel den Most holt und wo es nur Wasser gibt. Vor mir @edigixxer und @Moppedblog, dann ich und anschließend Peter vom R1 Club auf seiner nagelneuen R1M. Ganz vorne der Instruktor. Auf der Start-Ziel-Geraden werden die Positionen durchgetauscht, der erste fährt raus und schließt sich hinten wieder an, so wie bei der Tour de France. So fährt jeder mal direkt hinter dem Instruktor und kann die Linie am besten sehen.

Ja, hier ist das Tempo schon deutlich höher und ich muss tatsächlich schalten um dran zu bleiben. Vorher bin ich im dritten Gang um den Kurs gerollt, jetzt fahre ich viele Kurven im zweiten und auf den Geraden geht es hoch bis in den vierten. Auf den Geraden geht es nicht ganz so schnell, der Instruktor gibt denjenigen die weiter hinten fahren die Gelegenheit aufzuschließen, falls die Kurve nicht ganz so ideal getroffen wurde. Erste Runde, @edigixxer geht von der ersten auf die letzte Position; zweite Runde, @moppedblog zieht raus; dritte Runde, jetzt hatte ich die Spitzenposition hinter dem Instruktor.

Zweimal drängt sich jemand in die Gruppe hinein, der auf der Geraden schneller fuhr als wir und versaut mir den Strich. Ich will hier aber auch nicht einfach reinhalten, oben bleiben ist die Devise und nicht um Positionen kämpfen. Auf der nächsten kurzen Geraden schnupfe ich den Reindrängler auf und bin wieder hinter dem Instruktor. Antischlupfregelung, Slide Control? Mag sein, dass die eingesetzt haben, gemerkt habe ich nichts, Gas zurückdrehen, weil was rutschte, musste ich auch nicht.

R1 – geht wie Tier

Foto: @Gasgriffsalat

Foto: @Gasgriffsalat

Den einen oder anderen überholen wir auch noch regulär.

Auf der Zielgeraden gehe ich nach rechts raus und lasse Peter vor fahren, @edigixxer auch und warte. Wo ist denn @moppedblog? Er kommt nicht, also beschließe ich die Lücke nach vorne zuzufahren und mich wieder anzuschließen. Mit Rechts gilt jetzt volles Rohr mit dem E-Gas dem Drossleklappenmotor Durchzug zu befehlen und mit dem Quickshifter kurz vor dem Drehzahlbegrenzer einen Gang hochschalten und dann noch einen und ratzfatz ist der Bremspunkt da! Ich gehe so hart in den Anker wie in keiner Runde zuvor. Tja, der Bremspunkt kam dann wohl doch später, ich hätte das Gas noch eine gefühlte Minuten lang stehen lassen können.

R1 – bremst wie Tier

Der Zug vor mir hat schon einen ordentlichen Vorsprung den ich jetzt abfeilen muss. Frau Gixxers Hintern und Bremslicht dienen mir als Referenzpunkt, ich will erst da bremsen wo sie bremst. Aber die bremst gar nicht vor der Kurve, dann muss ich das wohl auch nicht. Sie hängt sich neben das Mopped und raspelt mit dem Knie über den Asphalt, sieht aus wie bei Profis. Das kann ich nicht, so bin ich noch nie gefahren, bei mir muss es ohne solche Tricks gehen. Als meine Stiefelspitze Bodenkontakt kriegt merke ich, wie schräg wir sind. Ich hole in der Kurve auf. Nein, das muss ich anders sagen: ICH hole IN DER KURVE auf. Die Gruppe überholt fleißig und wenn ich noch einen kassiere, dann bin ich wieder dran. Und zack, nach circa einer drittel Runde habe ich den Anschluss wieder hergestellt.

R1 – kurvt wie Tier

Foto: @Gasgriffsalat

Foto: @Gasgriffsalat

Wir fahren noch eine Runde, dann ist dieser Turn auch schon vorbei.

Leider haben wir an unseren Maschinen keinen Transponder, so dass wir keine Rundenzeiten haben. Peter hat aber das M-Modell und lädt nach der Session sein Data Recording aus. Auf dem Tablet zeigt er uns dann, was und wie er gefahren ist. Schräglagenwinkel, Gasgriffstellung, Bremsdruck vorne und hinten und wo welches Assistenzsystem eingegriffen hat und noch viel mehr wird da relativ zur Zeit und an der genauen Streckenposition angezeigt und:

Die schnellste Runde war 2:41 Minuten.

Michael Schumacher ist die Strecke mal in 1:29 Min gefahren, aber das war mit einem Auto, das zählt nicht. Moppeds sind jedoch bei weitem nicht so schnell, da gelten schon Zeiten unter 2:10 als zügig.

Im nächsten Turn ging es ohne Instruktor und ich bin zwei Runden hinter Peter her gefahren. Der fährt eine gute runde Linie, das konnte ich bereits vorher sehen. Er brach schon vorzeitig ab und als ich dann auf mich alleine angewiesen und mir praktisch der Referenzpunkt fehlte, habe ich immer deutlich zu früh gebremst und die Linienwahl hatte manchmal auch noch Optimierungspotential. In diesem Turn fuhr Peter zwei Sekunden schneller, und ich dann wohl auch, als ich hinter ihm her fuhr.

Tja, und dann kam der Regen und Frau Gixxer und ich habe eine Probefahrt auf der R3 gemacht, aber das ist eine andere Geschichte.

Schlussbewertung nach bekanntem Muster:

Griesis-Dauertester-wäre-okay-Rating

Vier Sterne

Die R1 hat leider keine Gepäckhaken oder eine andere Möglichkeit eine Tasche zu verzurren. Das ist schade, denn ich habe den Eindruck, dass sie wunderbar als schnelle Reisemaschine taugen würde.

Disclaimer:

Vielen Dank an Yamaha Deutschland, die mich eingeladen und das Mopped samt Betreuung zur Verfügung gestellt hatten.

13 Gedanken zu „Auf der Rennstrecke mit der Yamaha R1 #We_R1 #Nring

  1. Wenn ich das hier so lese, hätte ich ja schon mal Interesse sowas auch mal zu machen.

    Auch wenn Sportler mich sonst für meine Fahrten eher gar nicht reizen, aber auf nem Kurs klingt das ja ganz spaßig. :D

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  2. Das ist spannend zu lesen, was Du von Deinem Tag auf dem Nürburgring mit der Yamaha schreibst! Es wird mir dadurch klar, daß die Fahrerei doch ein ständiger Lernprozess bleibt, egal wie lange man nun schon unterwegs ist. Das finde ich auch eine schöne Aussicht.

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