Wolfsjagd

Kann es sein, dass ich einen Wolf im Hunsrück gesehen habe?

Gestern war es, da war ich mit dem Mopped in den Wald gefahren. Das mache ich öfter. Ich stelle die #Hippe dann irgendwo ab, markiere die Stelle in meinem GPS und gehe los, einfach dahin, wo es schön aussieht. Meistens ist das GPS dann aus um Strom zu sparen, ich will ja auch nirgendwo hin sondern brauche es erst, wenn ich wieder zurück will.

Auf dem Rückweg sehe ich dann in ca. 150 Metern Entfernung ein großes graues Tier, das meinen Weg kreuzt, definitiv etwas hundeartiges. Gibt es im Hunsrück einen Wolf? Jedenfalls ist das Tier alleine unterwegs, keine anderen Tiere oder Menschen folgen. Ich hocke mich ab, warte und lausche, nichts zu hören. Wäre es ein Hund, dann wäre er ohne menschliche Begleitung unterwegs.
Tiere hört man im Wald fast nie. Selbst große Hirsche schaffen es, sich lautlos durch das Unterholz zu schleichen. Wenn sie fressen, dann kann man sie hören oder wenn sie auf der Flucht sind. Menschen hört man dagegen sogar, wenn sie durch den Wald schleichen. Nichts zu hören.

Ich markiere die Stelle in meinem GPS und beschließe am Abend mal nach „Wolf“ und „Hunsrück“ zu googlen.

Die Suche ergibt 220.000 Treffer, darunter auch angebliche Wolf-Sichtungen am Vortag. In anderen Meldungen wird gesagt, es handele sich bei dem Tier um einen Fuchs. Nein, wie ein Fuchs aussieht weiß ich, einer kommt ein paar mal im Jahr auf meine Terrasse und guckt ob noch alles in Ordnung ist. Das Tier war größer. War es nun ein Wolf oder ein Wolfshund? Dafür habe ich das Tier zu kurz gesehen um sicher zu sein, aber wenn es ein Hund war, dann ein Streuner. Wie cool wäre das denn, wenn es wirklich ein Wolf war? Ich beschließe, es war ein Wolf.

Heute gehe ich nochmal hin, dieses mal mit Kamera und Fernglas, nur für den Fall der Fälle, dass ich ihn nochmal treffe. Ich weiß, die Chancen sind kleiner als minimal, dass das Tier noch einmal dort auftaucht. Vielleicht hat es Spuren hinterlassen, dass ich da nicht gleich gestern nach geguckt habe ärgert mich. Ein Blick auf die digitale Karte zeigt mir, dass es rund um die Wolfsstelle keine Bäche oder Quellen gibt, zumindest sind keine eingetragen, also nehme ich eine Feldflasche mit. Wasserflaschen, vor allem wenn sie nicht mehr ganz voll sind, gluckern immer, wenn sie am Gürtel getragen werden. Ich trage sie deshalb in der Hand, so macht das Wasser beim laufen weniger Geräusche, die Flasche bewegt sich nicht so viel und wenn dann viel runder. Da ich die andere Hand frei haben möchte bleibt die zweite Feldflasche zu Hause, so lange will ich nicht bleiben und auch wenn es heute heiß ist, im schattigen Wald ist es sehr gut auszuhalten.

Ich fahre mit der #Hippe bis auf einen Kilometer an die Stelle ran, dann hänge ich den Helm an den Haken und klemme die Jacke unter den Spanngurt auf den Gepäckträger. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen, nirgendwo parkt ein Auto, keine Kettensägen oder Planierraupen zu hören, auf der Baustelle in der Nähe wird nicht gearbeitet; gut.
Ich gehe zu der Stelle an der ich gestern stand, hier ist der Punkt im GPS und ich gucke in die Richtung wo gestern der Wolf von rechts nach links ging. Wo genau war das nochmal, im Wald sehen die Gebüsche alle gleich aus.
Ich suche nach Spuren, aber der Boden ist hart und trocken, ich kann nicht mal meine eigenen Stiefelabdrücke erkennen wenn ich hinter mir gucke, wo ich gerade noch gestanden habe.
Vielleicht ist er gestern auf einem Wildwechsel unterwegs gewesen aber an der Stelle, von der ich am ehesten denke, die war es, gibt es keinen Wechsel. Der Wald ist aber auch nicht so dicht, theoretisch kann jedes Tier bis zur Größe eines geweihlosen Hirsches überall lang laufen. Ich beginne immer größer werdende Kreise zu ziehen, vielleicht finde ich ja was, Fußspuren, Beutereste oder Losung, das ist Jägerlatein für Kackwürste. Nichts.

Ich entdecke einen Hochsitz und mache oben ein bisschen Pause und weil schon mal volles Netz da ist chatte ich ein wenig über Whatsapp während ich die Umgebung im Auge behalte.
Nach der Pause gehe ich weiter in die Richtung in die der Wolf auch gegangen ist und mäander noch zwei Stunden durch den Wald, bevor ich mich wieder auf den Weg zur #Hippe mache und den Heimweg antrete.

Die Feldflasche ist leer, der Speicher vom Fotoapparat auch.

Edit und P.S.
Bei Facebook bekam ich den Hinweis zu einer Webseite auf der Sichtungen von Wölfen gemeldet werden können. Die Meldungen werden dann zur Überprüfung weiter gegeben.

3 Gedanken zu „Wolfsjagd

  1. Das hast Du wirklich schön geschrieben! Ich kenne diese stillen, leisen Momente im Wald auch, in denen irgendwo auf einmal ein kleines Knacken fein hörbar wird und man dann etwas sieht, daß man sich später selbst kaum glaubt. Und doch war es da. Man hat nur in der Starre die Kamera nicht hoch bekommen.

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