In 42 Tagen soll die Peru-Dakar starten. Die europäischen Fahrzeuge sind bereits in Le Havre aufs Schiff geladen und fahren, wohl rund um Cap Horn, nach Peru.
Die offizielle Informationslage ist dürftig, also alles wie immer, obwohl die Rally dieses Jahr ziemlich anders ist.
Ohne Marc Coma
Letztes Jahr waren Fahrer, Teams und Insider voll des Lobes für Marc Coma und die Strecken, die er ausgewählt hätte. Ob wirklich Marc der Grund für die Streckenauswahl war, kann ich nicht sagen, dazu fehlt mir der Blick hinter die Kulissen. Dieses Jahr ist er nicht mehr dabei und ein offizieller Nachfolger wurde nicht ernannt. Irgendjemand wird seine Arbeit machen, schließlich gibt es ein Rennen und eine Strecke, selbst wenn diese aus den Etappen vergangener Dakars, der Incas Rally von 1989 oder anderen Veranstaltungen bestehen sollte.
Ohne offizielle Information
Die ASO, die für die Organisation der Rally verantwortlich ist, war noch nie berühmt für gute Informationspolitik – insofern ist alles beim Alten.
Einerseits ist es natürlich bedauerlich, dass dieses großartige Rennen fast schon unter Nachrichtensperre leidet. Andererseits ist es, zumindest für mich, ein Teil des Dakar-Spaßes, möglichst viele Informationen zu suchen, zu spekulieren und hinterher zu schauen, ob ich richtig lag. Mitmachen geht am besten im Advrider Forum.
Was ich aber gar nicht mag ist, dass Moppeds und Quads immer in einen Topf geworfen werden. Warum meldet die ASO, das 57 Rookies bei den Moppeds und Quads fahren, warum nicht X Moppeds und Y Quads?
Einige Teams und Fahrer haben Ihre Startnummern schon via Twitter geteilt, die ASO hat jedoch noch keine Startliste auf der Dakar-Website veröffentlicht, obwohl laut Pressemeldung und Facebook, alle Nummern vergeben sein sollen. Kommt bestimmt noch, schließlich endet die Dakar erst am 17. Januar.
Ohne Hilfe
Laut der obigen Pressemeldung fahren dieses Jahr 32 Fahrer in der Original by Motul Klasse, wie die Malle Motos seit dem letzten Jahr heißen. 32 Fahrer? Nicht unbedingt, denn, von den 26 Malle Moppeds (der Rest sind Quads) sind 2 Fahrerinnen. Sara García Video 1 [Spanisch 2 Min] und Video 2 [spanisch 22 min] hat es auf Youtube verkündet und startet laut Facebook mit der Nummer 98. Dort steht mit Anastasiya Nifontova #056 eine weitere Malle Dame.
Im Gegensatz zu den ganzen Jahren vorher, wird es dieses Jahr viel leichter, die Malle Motos in Videos und Bildern zu erkennen, denn alle haben rote Nummerntafeln. Endlich! Nach all dem Spekulieren, Improvisieren und Detektieren der vergangenen Jahre, kann nun jeder an der Strecke, die ganz Verrückten erkennen. Bravo ASO!
Ob die Popularität von Lyndon Poskitt das bewirkt hat, ob Titelsponsor Motul mehr Öffentlichkeit wollte oder sonstwas dafür gesorgt hat, ist mir egal. Apropos Lyndon: Sein Malle Moto Film [englisch 58 min] ist immer wieder sehenswert.
Muss ich noch erklären, was Malle Moto bedeutet? Ganz kurz: Der Fahrer hat kein Team, das bei Wartung, Reparatur, Roadbookvorbereitung und Zeltaufbau hilft. Das muss er alles alleine machen.
Ohne Grenzübertritt
Erstmals findet die Dakar nur in einem einzigen Land statt. Das hat natürlich Konsequenzen. Die Gesamtstrecke ist kürzer und es sind weniger Renntage als im letzten Jahr. Das ist per se beides kein Problem. Für Zuschauer und Fans ist es sogar ein riesiger Vorteil. Wenn Start und Ziel einer Etappe 1.000 km auseinander liegen muss sich der Zuschauer entscheiden, ob er sich den Start, das Ziel oder einen Punkt auf der Strecke ansehen will. Dieses Mal geht es von Lima nach Moquegua (Autos drehen woanders um) und zurück nach Lima. Der genaue Streckenverlauf ist, wie immer, denn es ist eine Orientierungsfahrt, geheim. Um auf 5.000 km zu kommen, müssen Schleifen gefahren werden. Dadurch können die Zuschauerplätze näher beieinander liegen und es wird sehr viel leichter, an mehreren Tagen das Rennen vor Ort zu verfolgen. Wer die Dakar einmal in seinem Leben live sehen möchte, sollte dieses Jahr nach Peru fliegen.
Und es ist höchst wahrscheinlich auch gut für uns zu Hause, denn von den Peru-Etappen wurde im Januar 2018 von den Fans fleißig live gestreamt.
Ohne Superlative
Höher, weiter, schneller, wilder blablabla. Wenn man keine Ahnung hat, dann kann man mit Zahlen immer noch Kompetenz vorheucheln. Die Dakar ist in diesem Jahr aber nicht größer oder länger als in den Vorjahren. Das Gegenteil ist der Fall, es sind nur noch zehn Fahrtage: 3.000 km Sonderprüfung und 5.000 km insgesamt. Zum Vergleich: letztes Jahr waren es 14 Fahrtage, 4.732 km Sonderprüfung und 13.592 km insgesamt. Schnellrechner haben erkannt, das auch das ca. 300 km Sonderprüfung pro Fahrtag waren.
1.000 Kilometer am Tag sind eine größere Herausforderung als 500, kann man schnell schreiben, ist aber falsch. Es kommt immer auf die Strecke an. Zehn Kilometer Autobahn, Schotterstraße oder Fesh-Fesh sind sehr unterschiedliche zehn Kilometer, für die jeder Fahrer unterschiedlich lange benötigt.
Auf dem Papier oder Bildschirm mögen 5.000 km durch ein Land weniger spektakulär wirken als 13,600 km durch drei Länder, aber das ist nur Papier. Den Erzberg hoch sind es gerade mal 30 km und ich kenne niemanden, der glaubt, wenn es 40 km wären, wäre es ein besseres Rennen.
Ich glaube nicht, dass die Fahrzeiten pro Sonderprüfung kürzer werden, als im letzten Jahr. Die durchschnittlich kürzeren Verbindungsetappen könnten sogar dafür genutzt werden, die Prüfungen langsamer zu gestalten. Schlecht für die Suche nach Superlativen, aber möglicherweise gut für die Sicherheit. Die aktuellen 450er Rally-Moppeds rennen 180 km/h in der Wüste oder auf Schotter. Auf der Autobahnen dürfen sie nur 100, mehr ist in Peru nicht erlaubt. Vielleicht schreibt die ASO auch 90 vor, man weiß ja nie. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, dass das Prüfungstempo gleich bliebt, dann sorgen die kürzeren Verbindungsetappen für kürzere Fahrtage, auch gut für die Sicherheit, aber weniger herausfordernd als die letzten Jahre.
Ohne Favoriten
Das KTM-Team hat schon so oft gewonnen, dort sind alle Fahrer mögliche Sieger. Honda und Yamaha hatte in den letzten Jahren immer wieder Probleme; je länger das Rennen dauerte, desto häufiger machten sie Fehler. In der 2018er Ausgabe war es die 10. Etappe, an der Hias die Spitze übernahm und fast 40 Minuten Vorsprung herausfuhr. Auf der neunten führte Adrien van Beveren (Yamaha) 22 Sekunden vor Kevin Benavides (Honda) und 6:34 Min vor Hias (KTM).
Da, wo 15 oder mehr Fahrer gewinnen könnten, gibt es entweder 15 oder mehr Favoriten oder eben keinen. Auf jeden Fall deutet es auf ein spannendes Rennen.
Bei Husky bin ich mir nicht sicher, ob es zum Gesamtsieg reichen kann, aber mit Etappensiegen rechne ich ganz fest. Die anderen Werksteams von Hero, TVS/Sherco und Beta (falls es ein Werksteam ist) werden nicht um den Gesamtsieg mitfahren. Gasgas, die letztes Jahr mit KTMs fuhren, wollten dieses Jahr mit eigenen Moppeds antreten. Ob sie es tun? Keine Ahnung, wer was weiß, lässt bitte einen Kommentar da.
Aber nicht ohne Wünsche
Selbstverständlich wünsche ich allen Teilnehmern, dass sie es ins Ziel schaffen, ganz besonders natürlich den Malle Motos. Nach all den Jahren wünsche ich mir, das dieses Jahr mal keine KTM gewinnt. Und wenn ich schon beim wünschen bin, dann wünsche ich mir, das der Gonk gewinnt, der dieses Jahr mit der Nummer 2 startet.
Go Gonk gogogooooooooooo!
P.S.
Autos fahren auch mit.
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