Das Image von Moppeds

Ich habe den Eindruck, dass Moppeds außerhalb von Mopped-Zeitschriften, deren Ablegern und Blogs fast aus den Medien verschwunden sind. Selbst die vormals jedes Frühjahr wiederholt gedrehte Doku über Krach machende Raser-Moppeds aus dem ZDF, kam dieses Jahr gar nicht.

Zum Glück entdeckte ich dann im TV-Programm die 45 Min Doku mit einem Mopped-Bild als Aufmacher. Was das wohl sein könnte?

Screenshot

Die Inhaltsangabe sagt, dass es um das fehlende Tempolimit auf der Bahn geht und um Autos. Im ganzen Text kommt das Wort Motorrad nicht mal vor.
Auf dem Bild ist jedoch weder Auto noch Autobahn zu sehen und eine Vergrößerung zeigt, dass auf dem Tacho (nicht dem runden Drehzahlmesser) irgendwas mit 30 steht. Leider ist die Auflösung des Bilds nicht gut genug um den Tacho richtig lesen zu können. Ich habe es nicht geguckt.

Im Klartext: Für eine Autos-rasen-auf-der-Autobahn-Doku wirbt ein langsam fahrendes Mopped am Ortseingang.

Auto Hersteller

Und dann ist mir die Nissan-Reklame im TV aufgefallen, in der ein Auto in der Stadt schneller ans Ziel kommt, weil es eine Rückfahr-Kamera hat, als ein Mopped. Klick hier, falls Du das Video sehen willst.

Suzuki hatte mal vor langer Zeit eine ähnliche Idee, als man mit Hilfe von Morphing eine Hayabusa in einen Swift (oder sowas) verwandelte, um das Auto zu bewerben. Dazu habe ich nicht mal einen Link gesucht.

Was auch immer sich die Reklame-Menschen dabei gedacht haben wollen. Ich glaube, niemand, der sich für eine Busa interessierte, hat sich stattdessen einen Swift gekauft, weil der noch cooler, wilder oder schneller war. Und glaubt wirklich jemand, dass er innerorts mit dem Auto schneller ist als mit dem Mopped?

Im Klartext: Moppeds werden nur von Verlieren genutzt, sagt die Reklame.

Zeitschriften

Ich habe mir dann mal den Spaß gemacht und ein paar Zeitschriften nach Anzeigen mit Motorrädern durchgeblättert. Von Herstellern habe ich da nichts gefunden, aber auch andere Marken haben das Mopped aus Ihrer Lifestyle-Image-Welt entfernt. Mir fiel auf dem Rückweg noch ein Plakat mit Zigaretten-Reklame auf, in dem ein Roller per schlechter Bildbearbeitung in ein Strand-Szenario eingebaut wurde. Ansonsten konnte ich nirgendwo Moppeds finden.

Im Klartext: Moppeds gibt es gar nicht mehr.

Wie finde ich denn das?

Ich bin mir noch nicht so ganz sicher, ob ich es gut finde, dass Moppeds nur noch heimlich und versteckt stattfinden. Die Leute, die vom Verkauf von Moppeds und Zubehör leben wollen, könnten sich da mal ein paar Gedanken machen. Einerseits wird über rückläufige Verkäufe gejammert, andererseits werden keine neuen Kunden angesprochen.
Wenn nicht mal die Hersteller Ihre eigenen Produkte mit positiven Werten aufladen, wieso sollte dann der Kaffee-Röster, Pullover-Stricker, Uhr-Macher, Fenster-Kipper oder Sonstwas-Hersteller ein Mopped neben sein Produkt stellen? Wenn Lieschen Müller nicht weiß, dass eine Fireblade für Geschwindigkeit steht, wird die schnellste App der Welt eben mit einem Auto von z.B. Porsche beworben. So lernt Auto-Lieschen, dass die App schnell ist und App-Lieschen, dass der Porsche schnell ist.

Interessante Anekdote

Ich habe letztens meine alte, ungeputzte #Hippe vor einem Café zwischen einer aktuellen aufgemotzen  S-Klasse und einem dieser neuen VW-Sport-Bentleys geparkt. In den paar Minuten, die ich dort saß und Cola trank haben sich mehrere Kinder mein Mopped angeguckt, drauf gezeigt und mit den Eltern scheinbar darüber geredet. Die Autos haben sie nicht beachtet.

Die große Verschwörungs-Theorie

Wie alle Verschwörungs-Theorien kommt auch diese komplett ohne wissenschaftliche Beweise aus, stattdessen ist sie nur in meinen Hirnwindungen selbst zusammengestückelt.

Warum stehen so viele Kinder auf Moppeds? Es ist nicht nur die Café-Szene von oben, eigentlich immer, wenn ich mit dem Mopped unterwegs bin, gibt es irgendwo mindestens ein Kind, dass mit großen Augen in meine Richtung guckt. Das liegt natürlich am Mopped, nicht an mir.
Warum finden Kinder Moppeds toll und Erwachsene nicht?
Meine Vermutung ist: Moppedartiges ist teil Ihres Alltags. Ob es nun das Laufrad, das Fahrrad oder die Motorrad-Federwippe auf dem Spielplatz ist. Kinder verbinden Moppeds mit ihrer eigenen Welt und Spaß. Auto, das bedeutet: im Kindersitz festgebundener Passagier im eigenen Leben zu sein. Irgendwann später dann, stehen Moppeds nur noch für „kein Auto“.

 

14 Gedanken zu „Das Image von Moppeds

  1. Interessanter Denkanasatz mit den Kindern. Ich würde aber zusätzlich aus dem zuvor genannten auch auf Exot tippen. Wenn sonst nirgends Moppeds zu sehen sind, fällt man einfach auf und ist spannend.
    Die „Norm“ sind Autos und in Großstädten mittlerweile eine Unmenge an gleichaussehenden Rollern (v.a. Mietroller am Straßenrand, die zumindest bei mir hier Rudelweise auftreten)

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    • Exot, beziehungsweise selten zu sehen, stimmt natürlich auch. Wenn ich jedoch an meine Kindheit zurückdenke, dann kannte ich damals schon die verschiedenen Automarken und ein Bentley (um auf mein obiges Beispiel zu kommen) ist auch selten.

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      • Ok, Bentley als Marke ist selten, aber heutzutage sehen die meisten seltenen Marken eben kaum noch exotisch aus, da sie idR aus dem gleichen Baukasten kommen.
        ‚Damals‘ gabs nicht soviele bzw gar keine gleichen Autos wo nur ein anderer Name dranklebt. Gefühlt auch weniger Modelle und bei mir ja sowieso. Da war ein Golf oder 323 ja schon ein Exot zum Nase plattdrücken.

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  2. Es wird immer das hervorgehoben was nur selten anzutreffen ist. Das ist dann die Vespa auf dem Großglockner (gibt inzwischen sicherlich mehr Pedelecs dort?) oder auch das Polizeifahrzeug in der Applauskurve (sorgt auch immer für ein großes Hallo :D ).

    Ist noch gar nicht so lange her da wurde irgendwo mal wieder geschrieben in welchem Alter die Neukäufer von Motorrädern sind. Mich würde viel mehr interessieren wie viele neue A1, A2 und A SZ 80 es gegeben hat. Natürlich unter Berücksichtigung vom demografischen Wandel und der Tatsache, dass Autos zwar nicht billiger geworden sind, aber die Eltern mutmaßlich spendabler?

    Am Geld kann es also nicht liegen das die Motorräder nicht mehr so interessant sind. Wo wenn nicht dort kann man binnen kürzester Zeit viel Geld versenken? :D

    Im Beitrag von Heise steht das die Jugend heute mehr studieren geht. Sie sind also *hüstel* gebildeter und haben weniger Einkommen in den ersten Jahren. Mkay… Früher waren also alle doof und arm (und fuhren Motorrad), heute sind alle schlau und arm (und fahren 20’000 SUV). Ist für mich nicht so ganz schlüssig. ;)

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  3. Kürzlich habe ich mit Dirk Schäfer gesprochen, dem aufgefallen ist, dass in der Reisevortragsszene die Motorradreisenden immer noch Exoten sind. Viele schauen sich gerne einen Vortrag über Fahrradfahrer, Segler oder Bergsteiger an aber Motorradreisevorträge sind in erster Linie was für Insider. Das liegt vermutlich auch an dem Image, dass „Biker“ entweder Rocker, Raser oder rasende Rocker sind. Irgendwie kommen wir nicht aus der Exotenecke raus. Also richten wir uns doch einfach gemütlich in der Nische ein.

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  4. … Reisevorträge von anderen Fortbewegungsmitteln ?
    ECHT ? .. gibt es sowas auch ,—-
    Also ich mag meine Nische …

    Zu den Kindern … die haben sich sehr verändert. Es gibt nur noch wenige die fasziniert auf Motorräder schauen und wo die Mutti so lange warten muss, bis ich endlich meine Klamotten gerichtet habe um zu starten … damit das Kind es sehen kann. Bei diesen Kindern bin ich immer drauf und dran zu sagen ::::: ermöglicht dem Kind bloß schnell Motorrad zu fahren, am besten noch bevor es richtig laufen kann …. dann lernt es DAS Motorradfahren richtig !! .. und hat später nicht das Gefühl so viel verpasst zu haben ….

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    • Sind es wirklich weniger Kinder geworden? Kann ich so weder bestätigen noch bestreiten.
      Auf jeden Fall gilt: Mehr Kinder aufs Mopped, PW 50 Fahrstunden sollten in der Grundschule verpflichtend sein und so weiter.

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  5. Ja stimmt, war vor zig Jahren schon so, Kinder und alte Männer gucken fast immer interessiert.
    Die Werbefuzzis könten eigentlich auf die Idee kommen, dort mal nachzufragen, was es mit der Faszination Motorrad aufsich hat. Nur bezweifel ich, daß irgendwer von denen versteht, was gemeint ist, wenn der alte Herr von seiner Regina erzählt.
    Ich würde jetzt gerne was von meiner DIVA erzählen, doch das spar ich mir heute mal.
    Ist heute nicht Weltspartag?
    LIEBEn Gruß
    rudi rüpel

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    • Ach du heilige Scheiße,

      eben klingelte es an der Haustür, ich sach zu meinem Mädchen juchhu Besuch, zieh dir was nettes an, aber nein, da standen sie, die Algorithmen, sie wollten in Erfahrung bringen welcher alte Mann was mit welcher Regina hat und was mit meiner DIVA los ist. griesgram, ich weiß daß ich meine Daten selber schützen sollte. Nur was mach ich jetzt? Ich glaube die Werbefuzzis haben es auf uns abgesehen.
      Hilfe!
      rudi rüpel

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