
Honda VF1000R
Die Jüngeren werden sich noch daran erinnern wie es war, als damals die ersten echten Sportmoppeds in Großserie hergestellt und auf den Markt geworfen wurden. Versetzen wir uns kurz zurück in das Jahr 1984: In den Schaufenstern stehen die Kawa GPz900R, die Honda VF1000R, Yamahas Topsportler war die Zweitaktende RD500LC und die GSX-R gab es erst mit 400 Kubik und nur in Japan.
Technik

Kawasaki GPz900R
Vollverkleidungen, Gußfelgen (vorne in handlichen 16 Zoll, hinten in mächtiger 140er Breite), stabile Rahmen aus Vierkantprofilen (in Japan gab es schon erste Modelle mit Rahmen aus Aluminium), Wasserkühlung, Monofederbein und luftuntestützte Anti-Dive-Gabeln. Diese Sportmoppeds waren die technische Speerspitze der Marken und ein ganzes Stück besser als die Nicht-Sportler. Damals waren das noch Unterschiede, die ein Normal-Fahrer auf der Straße erfahren konnte.
Heute sind auch die billigen Einsteiger-Moppeds mit verdammt guten Fahrwerken ausgestattet, wer da mit einem Supersportler auf der Landstraße deutlich schneller sein will, darf sich nicht an die Verkehrsregeln halten.
Bequemlichkeit

In Deutschland nannte Yamaha sie RD500LC
Wer sich heute mal auf einen Sportler von 1984 oder früher setzt, wird sich vorkommen, wie auf einem Sporttourer, nicht nur wegen der gemütlichen Sitzposition. Die oben aufgezählten Moppeds waren nach heutigen Maßstäben ganz schön schwer. Selbst die RD500LC kommt auf 216 kg (die japanische R-Version mit Alurahmen war 9 kg leichter), die 122 PS (in Deutschland nur 100) starke VF1000R drückte sogar 272 kg auf die Waage.
1985 – Das Jahr in dem Sie Kontakt aufnahmen

Yamaha FZ750
Dann kam die FZ750 und Yamaha hatte einen sportlichen Viertakter im Programm, ganz neu mit fünf Ventilen. Die Zylinderbank war nach vorne geneigt um den Schwerpunkt zu senken und der Motor leistete 106 PS (in Deutschland nur 100), deutlich mehr als die damals klassenüblichen 90 PS. Die 241 kg waren dagegen üblich. Die 85er Suzuki GSX 750 EF mit Vollverkleidung hatte eben diese 90 PS bei 237 kg, war seit diesem Jahr aber nicht mehr die sportliche Speerspitze aus Hamamatsu.
Es kam eine neue sportliche Suzuki, die GSX-R. Die hatte die 106 PS (aber nicht in Deutschland) der Yamaha, wog jedoch nur 201 kg. Bamm!
Damals

Suzuki GSX-R750
Das war die gute alte Zeit, von der gerne gesprochen wird. Damals haben die Moppedfahrer den Händlern die neuesten Sportler aus den Händen gerissen und vor lauter Moppeds konnte man keine Autos mehr auf der Straße sehen. Jahresfahrleistungen von mehreren 100.000 Kilometer waren selbstverständlich und jedes Wochenende wurde die Welt gerettet.
Oder so.
Echte Zahlen
1985 wurden 122.343 Moppeds neu zugelassen, 1990 nur noch 111.208. Heute sprechen wir von einer Krise, denn es wurden nur noch 143.885 Verkäufe. Die wirkliche gute alte Zeit war im Jahr 2.000, als 253.138 Moppeds zugelassen wurden.
Übrigens 1965 (was die noch älteren für die Gute Alte Zeit halten) waren es nur 6.004 insgesamt. Mehr Zahlen gibt es auf Statista und auf der Website des KBA.
Eine genaue Aufschlüsselung der verkauften Modelle aus den 1980ern habe ich nicht gefunden. Ob die neuen Sportler ab 1985 wirklich auch in den Bestsellerlisten ganz oben standen, weiß ich also nicht. Trotzdem behaupte ich: Damals begann die Ära der Sportler. Wann Sie endete kann ich an keinem Jahr festmachen, aber spätestens jetzt, mit dem Ende der Fastbike.
P.S.
„2010 – Das Jahr in dem Sie Kontakt aufnahmen“ kam in Deutschland wirklich 1985 in die Kinos.
P.P.S.
Ich habe die obigen Daten von https://www.bikez.com übernommen, auf http://www.motorcyclespecs.co.za stehen manchmal abweichende Daten. Wer andere Quellen hat, immer her damit.
P.P.P.S
Wer die Zeit anders in Erinnerung hat oder glaubt, die Ära der Sportmoppeds dauert noch an, ist eingeladen, hier zu kommentieren.
Schöne Aufstellung der alten Dinosaurier, die ich als Dreikäsehoch voller wunderiger Augen vor den Bars meines Heimatdorfes bestaunen durfte. Meist mitten im Sommer, wenn der Strom der Tourenfahrer ins Land einbrach.
Selbst bin ich diese alles umkrempelnden Dinger nie gefahren, meine „gute alte Zeit“ begann mit einer Suzuki RGV 250 und anschliessend dem Leistungsmonster FZR 1000 Exup. Gut, als Nachfolger der FZ 750 passt sie doch noch irgendwie in diese Liste *g*.
Breit, schwer und schnell – heute würde diese Maschine als gemütlicher Sporttourer durchgehen. Und wenn ich dran denke, dass meine Superduke R real ca. 50 PS mehr leistet und mindestens einen gut genährten Sozius weniger wiegt – dann wird einem erst der Fortschritt im Motorradbau bewusst..
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Ich glaube die Jüngeren erinnern sich nur noch an Aprilia RS 125, Yamaha YZF-R 125 und Honda NSR 125. Die Älteren hingegen an die oben aufgeführten Maschinen. ;)
Rein subjektiv wahrgenommen leben wir gerade in der Sternzeit Supermoto.2018 und haben da der A2-Regelung einiges zu verdanken – auch wenn man unwesentlich früher mit der R6 oder gar R1 mit 25 kW und nur dezent drehbarem Gasgriff unterwegs war und damals für den Fahranfänger der Supersportlertraum noch »führbar«. war.
Warten wir ab bis der Hype vorbei ist und schauen dann mal wie sich die 300er oder gar 400er Sportlerfraktion mit 35 kW apribei den Neueinsteigern mit A2 in Zulassungszahlen bewähren kann.
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Du kennst so junge Menschen, die noch aus der 125er Zeit kommen? Wahnsinn!
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Eine Frage der Definition. Meine älteren Brüder hatten mit dem 1b erst mal 125er – mehr war Ende der 1970er/Anfang der 1980er ja i.d.R. nicht drin vom schmalen Lehrlingsgehalt. So eine Honda CB 125 T 2 in rot mit orangefarbenen und gelben Details hatte schon was für sich. Zumindest auch dann wenn ich mich daran zurückerinnere. 12,4 kW waren damals noch okay, die heutige A2-Fraktion jammert ja schon über 35 kW als »zu wenig«. :D
Aber ich kenne auch so junge Menschen die sie vor 5-6 Jahren noch mit Honda NSR 125 oder Yamaha YZF-R 125 unterwegs waren. Die nächste Fraktion fuhr dann schon Duke 125 (Naked-Hype vor Sumo-Hype).
Also: Ja, ich kenen so junge Menschen.. :)
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… und die fahren auch noch Mopped. Wunderbar!
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Außer sie legen sich im Kiesbett ab und laufen danach erst mal mit Drainagebeutel herum.
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Das bekannte Wettrennen, wer ist zuerst wieder repariert, dass Mopped oder mein Körper, habe ich bisher vermieden. *klopf auf Holz*
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Danke für den Artikel! Vor allem die Zulassungszahlen haben mich sehr überrascht. Ich glaube, dass im Rahmen der nachlassenden Retrowelle auch die alten Sportler wieder interessant werden könnten. Ich persönlich träume schon seit Jahren von einem Supersportler der ersten Generation. Falls ich mal eine größere Garage und ganz viel Geld habe. ;)
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Wenn ich das richtig sehe, dann sind die Preise von Sportlern der Jahre 1985 bis 1990 noch relativ niedrig, aber die Preise der Baujahre 1980 bis 1985 ziehen an.
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Mit dem Stuefenführerschein starben dann langsam die kleinen Moppeds. Wer nur 27 PS fahren durfte, hat kein 250er XL mit 22PS gekauft. Anfang der 90er gab es dann schon kaum noch was unter 500ccm.
Bin froh, dass manche Hersteller langsam vom höher schneller weiter Trip abkommen.
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Die Hersteller hatten die kleineren Moppeds eigentlich immer im Programm, aber die Importeure haben sie nicht bei uns angeboten.
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