#Dakar2018 nach dem Rennen – Teil 6 Das Rally Cockpit

Dass ich im Nachklapp der #Dakar2018 so viel schreiben würde, hätte ich nicht gedacht. Jetzt bin ich selbst gespannt, wie viel Folgen es werden.
Alles, was ich so über die Dakar verfasst habe, kann über das Schlagwort „Dakar“ gefunden werden. 

Auf einer Rally muss der Fahrer den Weg selber finden, dafür braucht er Navigationsausrüstung. Verschiedene Rallys, haben unterschiedliche Regeln und erfordern andere Bauteile. Hier geht es natürlich um die Dakar 2018 Anbauteile.

Roadbook

Es wird nach Roadbook gefahren. Die Fahrer könnten die lange Papierrolle einfach in die Tasche stecken und an jeder Kreuzung wieder herausholen. Mit anderen Worten, ein Roadbookhalter ist nicht vorgeschrieben, aber unendlich praktisch. Noch praktischer ist es, wenn diese Roadbookhalter mit elektrischen Antrieben versehen sind, die über eine Fernbedienung am Lenker bedient werden können, daher hat jeder Fahrer so einen verbaut. Es gibt verschiedene Anbieter.

Mehr zum Roadbook auf der Dakar (und anderen Rallys) hatte ich in diesem Beitrag 2017 geschrieben.

Hier ein Bild von einem Honda Rally-Cockpit.

Kleine Displays

Oberhalb des Roadbooks werden in der Regel zwei kleine Anzeigen verbaut. Oben links ein Wegstreckenzähler, der misst die zurückgelegten Kilometer entweder und oldschool per Vorderradumdrehung oder per GPS. Mit der GPS / Repeater Fernbedienung (hier am linken Lenkerende) kann die Anzeige eingestellt werden, z.B. nach einem Umweg. Neben dem Wegstreckenzähler ist ein Repeater verbaut, der die Anzeigen des GPS (das hier nicht verbaut ist) anzeigt. Meistens ist das der anliegende Kompasskurs von 0 bis 360 Grad, CAP genannt.
Daruter ist der Roadbookhalter, hier einer mit außem liegendenden Motor, verbaut und unter diesem ein ICO Rallycomputer. Der kann die gefahrene Geschwindigkeit anzeigen oder alls zusätzlicher Wegstreckenzähler genutzt werden, falls der obere ausfällt.
Diese ganzen Bauteile sind notwendig um mit dem Roadbook zu navigieren. Die Anordnung der Anzeigen: Wegstreccke, CAP, Roadbook, Reserve hat sich als Standard durchgesetzt, Welche Geräte die Piloten nutzen, welche Fernbedieungen und wo diese verbaut sind, variiert jedoch, wie Du weiter unten sehen kannst.

Zusatzausrüstung für die Dakar

Die folgende Bauteile sind, im Gegensatz zu den obigen, im Reglement vorgeschrieben:

  • IRITRACK standard
  • SARSAT DISTRESS BEACONS
  • SMALLTRACK
  • GPS UNIK 2

Iritrak (1.500 Euro Pfand)

Das Iritrak übermittelt die aktuelle Position (auch wenn der Fahrer sich verfahren hat) an die ASO und kann auch dazu genutzt werden, mit dem Rennbüro zu sprechen. Der Fahrer sieht dort seine Position nicht!
Sollte der Fahrer selber Hilfe brauchen oder für andere anfordern müssen, dann kann er das mit dem Iritrak tun. Entweder fordert er per Knopfdruck medizinische oder mit einem anderen Knopf mechanische Hilfe an oder aber er spricht mit der Rennleitung, dafür gibt es einen dritten Knopf.
Andersherum kann das Rennbüro auch den Fahrer ansprechen, sollte es feststellen, dass es einen “brutal shock” gab oder sich das Mopped längere Zeit nicht fortbewegt hat.
Wo der Fahrer das Gerät und die dazu gehörigen Antennen verbaut, ist ihm selbst überlassen, es sollte jeoch an einer möglichst geschützen Stellen sein, damit es bei einem Sturz nicht beschädigt wird.

Sarsat Distress Beacon (300 Euro Pfand)

Soweit ich es verstanden habe, gehört das an den Mann und nicht ans Mopped. Es ist eine zusätzliche Möglichkeit im Notfall Hilfe anzufordern. Bild und Anleitung gibt es hier. Es ist im Grunde sowas wie ein SPOT für die Dakar.

Smalltrack (700 Euro Pfand)

Ist praktisch ein zweites und kleineres Iritrak und erfüllt fast die gleichen Funktionen, Gespräche mit der Rennleitung sind jedoch nicht möglich. Auch ihier ist es dem Fahrer überlassen, wo er es verbaut.

GPS Sentinel Unik II (1.700 Euro Pfand)

Das Gerät hat verschiedene Funktionen. Es ist das “GPS” mit dem der Fahrer arbeiten kann. Anders als bei herkömmlichen Navis und GPS Geräten wird hier jedoch keine Position angezeigt und auch keine Karte. Der Fahrer bekommt folgende Informationen (das habe ich aus verschiedenen Quellen zusammengetragen und mag ungenau sein, aber was besseres haben ich nicht):

  • Die Kompassrichtung CAP in der er fährt.
  • Die zurückgelegte Strecke ab dem Start der Sonderprüfung. Diese Strecke wird automatisch an die Roadbook Angabe angepasst, wenn ein WP (Wegpunkte) oder CP (Checkpunkte), die Quellen sind da uneinheitlich, passiert wird. Damit entfällt an diesen Stellen das manuelle anpassen der Wegstreckenzähler, wenn diese mit dem Unik II gekoppelt sind. Das kann zwischendurch jedoch weiterhin manuell gemacht werden, was besonders im Falle eines Umwegs sinnvoll ist.
  • Die Geschwindigkeit, was besonders auf der Verbindungsetappe und in Zonen mit Tempolimit (z.B. Ortschaften) wichtig ist. Wenn der Fahrer sich dem maximal erlaubtem Tempo nähert gibt es einen Warnton.
  • Richtung zum nächsten Wegpunkt. Wenn der Fahrer in der Nähe (800 m) eines WP ist erscheint ein Pfeil der zum WP deutet.
  • Erreichte Wegpunkte werden abgehakt. Ein Fahrer kann so sehen, wenn er einen WP verpasst hat und sich überlegen, ob er zurück fahren oder die Strafzeit in Kauf nehmen will.
  • Sentinel Funktion
    Autos und LKW haben einen Knopf mit dem Sie vor Ihnen fahrende Teilnehmer anhupen (den Sentinel aktivieren) können, laut Reglement sogar müssen, damit diese Platz machen. Die Reichweite dieser Warnung ist 150 Meter. Außerdem können Fahrzeuge, die nach einer Kurve oder hinter einer Düne liegen geblieben sind den Sentinel aktivieren, so dass nachfolgende Fahrzeuge gewarnt werden, dass da ein Hindernis auf dem Weg ist.

Das UnikII wird in der Regel auf dem Lenker montiert. Das untere Bild zeigt wieder eine Honda CRF 450 Rally. Neben den aderen „Kleingeräten“ fällt hier vor allem auf, dass alle Nevigations-Fernbedienungen am linken Lenkerende angebaut sind.

 

Ja, das sind mindestens 4.200 Euro Pfand. Die Halterungen und Verkabelung für diese Geräte müssen die Teilnehmer kaufen und ans Mopped verbauen, das wird bei der technischen Abnahme geprüft.

Der GPS Trick

Sollte der Fahrer sich komplett verfahren haben, kann er am Iritrak den „WPM Code“ eingeben, den er von der Rennleitung bekommen hat. Dann werden beim UnikII die normalen GPS Funktionen freigeschaltet und der Fahrer kann dort alle Wegpunkte sehen. Das gibt natürlich eine Strafzeit, und wer es viermal auf der Rally gemacht hat wird disqualifiziert.
Ich weiß nicht, ob das dieses Jahr genutzt wurde. Auf der entscheidenden 10. Etappe wurden die Führungsfahrer von einem Hubschrauber der Rennleitung gestoppt und zurück gechickt. Die Fahrer hätten natürlich auch über den Sentinel angesprochen und gestoppt werden können, nach dem Motto „Stopp, Du bist falsch gefahren! Das Gelände vor Dir ist nicht erkundet und potentiell gefährlich.“ Ob der Fahrer dann den Weg den er gekommen ist zurückfährt bis er sich wieder ausgekennt oder ob er seinen WPM Code eingibt bleibt ihm überlassen.

Bevor es GPS gab

Ein Bild aus der guten alten Zeit ohne GPS, Iritrak und Co.

 

Weitere Links

Lyndon stellt das alles in einem Film [englisch 7m39s] vor.

Infos auf der Dakar-Seite [englisch].

Ein Gedanke zu „#Dakar2018 nach dem Rennen – Teil 6 Das Rally Cockpit

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..