Die World Superbikes in der Krise #WSBK – Teil 2

Wolrd Superbike LogoDass die #WSBK in einer Krise steckt, habe ich in Teil 1 schon gezeigt. Hier schreibe ich aus meinem Lehnsessel heraus, welche Gründe ich sehe. Andere Meinungen gerne und laut als Kommentar schreiben. Andreas ausführlicher Kommentar zum ersten Teil hat in meinem Kopf Purzelbäume geschlagen. Wie immer, sollte man die Entwicklung nicht isoliert betrachten. Trotzdem konzentriere ich mich hier erstmal auf die WSBK und lasse die Probleme der klassischen Medien, was auch immer die Motorsportverbände machen und so weiter erstmal außen vor. Ich gucke hier auf das Produkt WSBK und lasse den Markt ein wenig außen vor. 

Zweite Liga

Die Superbike ist die zweite Liga der MotoGP. Bei Honda z.B. sieht es so aus: Wenn es in der MotoGP mal nicht so richtig läuft, dann werden Ingenieure vom Superbike-Projekt abgezogen und in die MotoGP gesteckt. Sagt jedenfalls Roland Berger im Interview mit Zonko [Video 25 min]. Ganz davon abgesehen, dass Honda gar kein richtiges Superbike-Werksteam hat.
Somit bekommt sie nicht die Aufmerksamkeit die Fahrer, Teams, Hersteller und Sponsoren gerne hätten. 

Sieger

Ein Problem, dass die WSBK gerade hat, zeigt sich in den Siegerlisten der letzten Jahre [Link führt zum Jahr 2015]. Dort findet man fast nur die Namen von Johnny Rea, Tom Sykes und Chaz Davies. Seit 2015 wurden nur fünf von 68 Rennen (Stand: 17.08.2017) von anderen Fahrern gewonnen. Das alle Drei unter dem Union-Jack auf dem Siegertreppchen stehen, macht es nicht leichter, die Serie weltweit zu vermarkten. Als im Gegenzug dazu letztes Jahr neun verschiedene Fahrer in der MotoGP gewonnen hatten, wurde darüber weit und breit berichtet.

Regeln

In der WSBK versucht man etwas zu ändern. Seit diesem Jahr soll eine geänderte Startaufstellung im Sonntagsrennen für mehr Spannung und Spektakel sorgen, bei der die ersten Drei des Samstagsrennens aus der dritten Startreihe starten. Das erhöht die Spannung praktisch gar nicht, denn diese drei Fahrer sind oft schon in der ersten Kurve wieder vorne und es gibt wieder die bekannten Gesichter auf Platz eins.

Technik

Der Grund, warum immer wieder die gleichen Fahrer gewinnen, sind zu großen Teilen die Moppeds, die sie fahren. Nur Kawasaki und Ducati sind mit echten Werksteams und jeweils zwei Fahrern vertreten. Kawasaki fährt nicht in der MotoGP und kann sich so auf die WSBK konzentrieren.
Bei einer Rennserie, die auf Serienmoppeds basiert, sollten Werksteams eigentlich kein so großer Vorteil sein. Die Moppeds der WSBK sind jedoch nicht ganz so seriennah. Ein Zitat von Davide Giugliano, nach seinem Test für Honda: “und probierten verschiedene Set-ups, neue Verkleidungen sowie unterschiedliche Elektronikeinstellungen.” (Motorport Total): 
Neue Verkleidungen? Das klingt mehr nach MotoGP als nach einer Rennklasse, die mit getunten Serienmoppeds unterwegs ist. Je mehr technische Freiheiten an den Moppeds erlaubt sind, desto größer die Vorteile von Werksteams mit großen Entwicklungsabteilungen. Andererseits erlauben es diese technische Freiheiten auch Moppeds, die auf der Straße besser funktionieren (Vergleichstests gewinnen) als auf der Rennstrecke (Siege einfahren) entsprechend umzubauen.

Erschwerend für alle Beteiligten kommt hinzu, dass die WSBK und die größeren nationalen Serien jeweils andere technische Regeln haben. Es ist also nicht so ohne weiteres möglich, mit dem IDM Mopped einen Lauf in der britischen BSB, der MotoAmerica oder All-Japan Road Race zu starten [englisch].

Kurz zusammengefasst: Es ist kompliziert

Die WSBK hat eine ganze Reihe von Baustellen. Da sie sich ein Dach mit der MotoGP teilt, hat sie immer direkte Konkurrenz, die von fast allen Beteiligten bevorzugt wird. Ich schließe daraus: Je ähnlicher beide Serien sind, desto schwieriger wird es für die WSBK zu überleben.
Früher, als die Superbikes groß wurden, wurden im Grand Prix Sport noch Zweitakter gefahren, die MotoGP hieß noch 500er wegen dem Hubraum. Auf der Straße und besonders am Stammtisch, waren damals die sportlichsten Zweitakter schon länger nicht mehr die schnellsten Moppeds, die hatten vier Takte und mehr Hubraum.
Jetzt fahren die einen wie die anderen mit 1.000 ccm Vierzylinder Viertaktern (Ducati demnächst auch), bei annähernd gleichen Rundenzeiten auf teilweise gleichen Rennstrecken. Dass die Superbikes in Assen z.B. nur 21 Runden fahren und die MotoGP 26 merkt keiner.
Da die MotoGPs erfolgreicher sind, müssen sich die Superbikes ändern.

Ideen

Ich bin kein Fachmann für Technik oder Regelkunde, aber warum nicht:

  • Mit ganz anderen Moppeds fahren, z.B. Naked Bikes, die sehen schon anders aus als MotoGPs
  • Mit einer Balance of Performance die für die Serie homologiserten Moppeds (im Prinzip egal ob Reiseenduro oder Supersportler) jedes Jahr auf gleiche Rundenzeiten bringen und die Entwicklung einfrieren.
  • Längere Rennen mit Boxenstopp und ohne Fahrerwechsel fahren.
  • Werksteams verbieten und nur Tuner erlauben.
  • Mit komplett serienmäßigen Moppeds auf Straßenreifen fahren.
  • Experimentelle technische Lösungen fördern, egal ob Elektromotor oder Achsschenkellenkung.
  • Die Serie auf vier Rennen verkürzen, an denen die jeweils 5 besten aus BSB, IDM. MotoAmerica und A-Japan Road Race den Weltmeister ausfahren.
  • Stadtrennen wie die Formel E, beim Zuschauer vor der Haustür fahren.

Reicht das?

Ob es reicht, um die Mediacenter wieder voller Journalisten zu bekommen, die in die mediale Breite berichten, ist da noch eine ganz andere Frage. Vielleicht ist diese Zeit auch einfach vorbei. Ich glaube, heutzutage braucht es noch viele klassische Medien-Outlets um große Teile der Nicht-Fans zu erreichen. Braucht es diese Breite überhaupt?

Vielleicht reicht es aus, das Produkt WSBK so zu lassen, wie es ist, aber die komplette Vermarkung und mediale Verbreitung aumzukrempeln.

Zuerst sollte man damit anfangen für sich zu definieren, wann eine Rennserie erfolgreich ist: volle Tribünen von Ort, möglichst viele Live-Minuten in Free-TV, unendlich viele verkaufte Video-Pässe, unzählige Hollywood-Schauspieler in der Hospitality oder die Anzahl der am Montag verkauften Moppeds? 

Es mag in der Zukunft ausreichen, die erfolgreichste Rennserie auf Facebook oder Youtube zu sein, bis dahin wird es aber noch dauern. Youtube ist voller Game of Thrones Fan-Videos, in denen die letzte Folge analysiert und spekuliert wird. Wenn ich in Zukunft ähnlich viele WSBK-Fan-Kanäle finde, dann weiß ich, dass die Krise überstanden ist.

 

 

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