Nachdem ich die Hintergründe der #Dakar ein wenig beleuchtet habe, möchte ich mich jetzt, wie angekündigt, mit dem Fahrerfeld beschäftigen. Wie immer ist die Website zum Rennen nur dürftig mit Informationen bestückt, es muss also überall gesucht werden.
Laut offizieller Pressemeldung sind 146 Fahrer gemeldet, auf der Website sind 145 zu finden, so wurde Anastasiya Nifontova (#59) wegen Doping gesperrt (es gab dazu eine Pressemeldung), steht aber auf der Startliste und Ferran Jubany (#110) soll sich im Training verletzt haben und nicht starten, wird jedoch ebenfalls noch geführt.
Wahrscheinlich sehen wir erst am 2. Januar, wer wirklich startet.
Bei der Dakar kann immer viel passieren (mir fällt keine Rennen ein, bei dem der Satz: To finnish first, first you have to finish, mehr Gültigkeit besitzt) und wie stark die Auswirkungen der neuen Navigationsregeln sind, kann ich nicht einschätzen.
Werksteams
Ganz vorne werden die Werksteams mit ihren Vollprofis fahren, ich erwarte einfach, dass die alle gleich gut vorbereitet sind. Alles andere als ein KTM (inklusive Husky)-Sieg wäre eine Überraschung. Falls es doch ein anderer wird, dann hat Honda die größten Chancen. Yamaha wird ebenfalls für Etappensiege gut sein, die anderen Werke (Sherco TVS, Hero Speedbrain, Zongshen) wohl nicht. Kawasaki und Beta sind zwar dabei aber nicht werksseitig vertreten, hier ist die Ankunft im Zielort Buenos Aires schon ein Erfolg (das klingt gönnerhaft, ich rechne jedoch mit über 50% Ausfallrate, ins Ziel kommen ist wirklich ein Erfolg). Eventuell werde ich in einem späteren Beitrag noch auf die einzelnen Moppeds eingehen.
Sieger
Dementsprechend sieht auch meine Auswahl der Favoriten aus. Toby Price (KTM, #1) hat 2016 gewonnen und ist somit auch für diese Dakar ein Top-Favorit. Toby hatte sich 2013 das Genick gebrochen ist 2015 auf seiner ersten Dakar gleich Dritter geworden. Unglaublich.
Pablo Quintanilla (Husky, #3) wurde letztes Jahr Dritter und Stefan Svitko (KTM, #2) als Privatfahrer Zweiter geworden und tritt auch dieses Jahr wieder als Privatier an. Ein Podium ist drin, wenn die ganz schnellen Jungs wieder ihre Moppeds schrotten auch der Sieg.
Auf dem Podium
Honda schickt mit Barreda Bort (#11) einen der Schnellsten ins Rennen, dem jedoch der Ruf vorauseilt, dass er schneller fährt als sein Mopped und/oder sein Hirn. 13 Etappen hat er in den letzten sechs Jahren bereits gewonnen, in der Gesamtwertung jedoch höchstens auf Platz sieben geschafft.
Ich drücke Speedy Gonk (#17) ganz feste die Daumen, der in den letzten Jahren regelmäßig von der Technik seines Moppeds in aussichtsreicher Position im Stich gelassen wurde. Ich befürchte jedoch, dass ihm das letzte Quäntchen Geschwindigkeit für den Gesamtsieg fehlt. Kevin Benevides (#4) ist bei seiner ersten Dakar 2016 Vierter (und damit beste Honda) geworden, da ist Luft nach oben.
Helder Rodriguez (Yamaha #5) ist ein weitere Anwärter auf das Podium. Es ist seine elfte Dakar, er hat alle beendet (unfassbare Leistung) und nur einmal nicht als einer der ersten Zehn, da wurde er Zwölfter. Acht Etappensiege deuten seine Geschwindigkeit an. Falls er den Gesamtsieg holt, werde ich das mit drei Flaschen Portwein feiern oder einem Portugal-Urlaub. (Ich habe da schon eine Idee, Herr Troelf). Sein Teamkollege Adrian van Beveren (#6) fährt seine zweite Dakar und ist ebenfalls ein Podiumskandidat, auch wenn er sich selbst nur in den Top 5 sieht.
Hias Walkner (KTM #16) muss nach einer sehr langen Verletzungspause einen Trainingsrückstand kompensieren. Etappensiege und ein Platz auf dem Podium am Ende sind auf jeden Fall drin.
Weiter hinten ist immer noch vorne
Die Damenwertung (es sind maximal drei Mädels am Start, siehe oben) kann Laia Sanz (KTM #19) nur verlieren. Sie hat bereits 2015 Platz Neun erreicht und auch dieses Jahr Potential für die Top Ten. Je langsamer, oder besser technisch anspruchsvoller, die Strecke, desto weiter ist sie vorne zu finden. Falls sie ins Ziel kommt wird sie wieder schnellster Trial-Fahrer des Jahres. Vielleicht gibt es dieses Jahr wenigstens ein Foto, auf dem sie nicht lächelt, als sei die Dakar eine vergnügte Spazierfahrt.
Es ist ein hochklassiges Feld, das dieses Jahr an den Start geht. Ich habe hier schon neun Podiumskandidaten genannt (acht, wenn ich davon ausgehe, dass Barreda Bort wieder sein Mopped kaputt fährt) und das sind bei weitem nicht alle Fahrer, die zumindest bei einzelnen Etappen vorne auftauchen werden. Bei der Dakar ist es so, dass der Etappensieger am nächsten Tag als erster starten muss. Er hat also keine Spuren an denen er sich orientieren kann, die Navigation ist deutlich schwerer.
Und sonst so?
Ein Vorteil der Werksteams ist der Einsatz von schnellen Wasserträgern. Wenn der designierte Siegfahrer mit einem technischen Problem stehen bleibt, wird der Wasserträger Teile von seinem Mopped zur Verfügung stellen oder das andere Mopped abschleppen [Video]. Um schnell helfen zu können, muss der Wasserträger weit vorne sein, aber auf der Strecke natürlich hinter dem anderen. Und wenn man schon mal da vorne ist, dann kann man auch mal gewinnen, besonders wenn der Siegfahrer endgültig ausgefallen ist.
Das Gros des Feldes sind jedoch Amateure, die nur das Ziel haben, alle Etappen zu beenden und in Buenos Aires die Finisher-Medaille in Empfang zu nehmen. Einige von Ihnen werden es sehr schwer haben und jeden Tag viele Stunden länger unterwegs sein als die Sieger. Sie werden auf der Strecke von den schnellen Autos, die einige Stunden später starten und auch von den schnellsten LKW, die noch später starten, überholt werden, denn:
P.S.
Autos fahren auch mit.
Kevin Benavides hat sich im Training verletzt und wird bei der Dakar nicht starten.
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Ein weiterer Fahrer hat seine Nennung zurückgezogen: Bianchi Prata (#75) hat sein Budget nicht zusammen bekommen.
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Wie es jetzt aussieht kann er doch fahren und zwar für Honda als Ersatz für den verletzten KevinB.
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