Die Rally #Dakar 2017 – Ein bisschen Hintergrund

Wer mich kennt oder irgendwo (g+) im Sozialen Netz (Twitter) verfolgt, der weiß, dass ich ein großer Fan der Dakar bin. Das war nicht immer so.

Zu der Zeit, als ich die Dakar nur aus den Reportagen von Mopped-Zeitschriften (die meistens erst Monate nach Ende des Rennens erschienen) kannte oder später dann, als Eurosport nachts eine halbe Stunde Tageszusammenfassung (nachdem Snooker eine Stunde überzogen hatte) zeigte, war ich kein großer Fan. Ich musste mich erst eingehender mit dem Rennen beschäftigen, um die Faszination zu verstehen.

Navigation

Die Dakar ist eine Rally ohne E. Das bedeutet, dass die Fahrer die Strecke nicht kennen und mit Hilfe des Roadbooks selbst finden müssen. Dieses Jahr sind die Navigationsregeln verschärft worden, es wird geheime, nicht markierte Checkpunkte geben.
Das GPS, das der Veranstalter stellt, zeigt die meiste Zeit nur die gefahrene Himmelsrichtung und Geschwindigkeit an, nur in der Nähe der Weg- und Checkpunkte [englisch] gibt es zusätzlich einen Richtungspfeil, der anzeigt, wohin genau gefahren werden muss, um diesen Punkt zu treffen.
Verpasste Wegpunkte geben Strafzeiten.
Zusätzliche GPS Geräte (also auch Smartphones mit GPS), sind verboten.
Ob und wie sich das auf die Spitze auswirkt, werden wir sehen.
Am Ende gewinnt der schnellste Navigator, denn wer schneller fährt als er navigiert, findet den Weg nicht.

Kondition

Die Dakar dauert 13 Tage (inklusive Ruhetag) und geht über mehr als 8.800 km [englisch], durchschnittlich sind das ca. 680 km pro Tag.
Um sich das ein bisschen besser vorzustellen, sollte man nicht an 680 Autobahnkilometer, sondern an Land- und Kreisstraßen denken. Wenn Ihr z.B. in Frankfurt/ Main startet, liegt Euer Ziel fast immer außerhalb Deutschlands;  Google Maps findet einen 706 km langen Weg ohne Autobahn nach Flensburg. Und wenn Euch jetzt schon der Hintern wehtut, wenn Ihr Euch das ein paar Tage am Stück vorstellt, dann denkt Euch die Wege in nicht asphaltiert. Manchmal geht es auch einfach durch trockene Flussbetten oder querfeldein oder über Dünen. Und in der ersten Woche wird dabei in Höhen über 3.500 Metern gefahren, mit entsprechend verringertem Sauerstoffanteil. So eine Etappe dauert entsprechend viele Stunden und endet in einer kurzen lauten Nacht. Wer 18 Stunden fährt (das ist ein Schnitt von 38 km/h bei 680 km off-road inklusive essen, trinken, navigieren und tanken) hat nur noch 6 Stunden für: Essen, Roadbook vorbereiten, Mopped vorbereiten, Zelt einrichten, Zelt wieder leeren und schlafen. Wer schneller fährt kann länger schlafen.
Der schnelle Navigator muss eine Top-Kondition haben und sollte auch ziemlich gut fahren können, sonst kann er nicht gewinnen oder wenigstens in Ziel kommen.

Malle Moto

Und dann gibt es da noch die ganz Verrückten. Die machen das ganze ohne Service Crew, die machen jeden Abend im Biwak noch Ihre täglichen Wartungsarbeiten [englisch] und Reparaturen selbst. Das ist die Malle-Moto-Klasse, da bleibt noch weniger Zeit um zu schlafen.
Die Malle-Motos werden nicht um den Gesamtsieg fahren und finden daher meistens in den Medien auch nicht statt.

Medien

Eigentlich findet die ganze Dakar bei uns nicht in den Massenmedien statt. Letztes Jahr war es anderswo so: In Frankreich gab es täglich mehrere Sendungen auf verschiedenen TV-Sendern. RTL 7 aus den Niederlanden hatte Tom und Tim Coronel als rasenden Reporter (nie was es passender als hier) im Teilnehmerfeld, und als die Rally in Bolivien war, wurde dort den ganzen Tag über live berichtet. Die spanisch sprechende Welt wurde insgesamt sehr umfassend versorgt.
Wir bekommen Snooker und eine kurze Zusammenfassung, die der Veranstalter der Dakar den TV Sendern zur Verfügung stellt, mit deutschem Voice-Over.

Deutschsprachiges

Da wundert es wenig, dass die Anzahl der deutschen Teilnehmer gegen Null tendiert. Ohne Medien findet man schwer einen Sponsor, der die horrenden Kosten [Video, englisch] mit übernimmt. Es gibt jedoch deutsche Spezialisten im Biwak, wie zum Beispiel Speedbrain, die das Mopped von Hero bauen und Team Kaiser, die Service für Janos Desi (#141)  machen.
Hierzulande ist es, wie immer beim Moppedsport: Er findet nur im Geheimen statt. Seltsam dabei ist, dass KTM die Dakar seit gefühlten Ewigkeiten gewinnt. Für diejenigen, die es nicht wissen, KTM kommt aus Österreich und dort spricht man deutsch. Und trotzdem ist deutschsprachiges zur Dakar Mangelware.

Im Netz

Für mich ist die Nationalität von Fahrer und Team unwichtig, ich werde während des Rennens möglichst viel Zeit vor dem Rechner verbringen und das inoffizielle Livetiming  verfolgen, mich im Live-Forum (der Live Threat ist noch nicht online, hört dann aber auf den Namen F5irehose, ich werde den Link später per Twitter und Co. teilen) auf dem Laufenden halten, die dort geteilten Links ansehen, mitfiebern und anfeuern.
Wen und warum? Das ist Stoff für einen weiteren Blogbeitrag, aber neben den Malle-Motos gehört mein Herz den Underdogs und Amateuren, die jeden Tag viele Stunden nach dem Sieger in Etappenziel kommen.

P.S.
Autos fahren auch mit.

9 Gedanken zu „Die Rally #Dakar 2017 – Ein bisschen Hintergrund

  1. Ich tue mich ja generell schwer Motorsport im TV zu verfolgen, das fesselt mich so gar nicht. Vor Ort ist das ganz anders, vor allem wegen der Atmosphäre.
    Aber wenn mal etwas von der Dakar zu sehen war, hat mich das schon sehr interessiert, aber wie Du eben schreibst, da kommt leider fast nichts im deutschen Fernsehen.
    Ich begnüge mich daher mit dem offiziellen Youtube-Channel in komprimierter Form.

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  2. Pingback: Highlights im Fahrerfeld der #Dakar 2017 | Griesgram999

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