Ist die Africa Twin scheiße? Nein

Ich bin jetzt ein paar mal auf die Africa Twin angesprochen worden und nach meiner Antwort hieß es regelmäßig: Ist die echt so scheiße?

Nein, die ist genauso wie die ganzen anderen dicken und fast dicken Dinger da draußen.

Gemessen an dem, was Honda im Vorfeld an Tamtam gemacht hat, kann die AT in meinen Augen jedoch zu wenig. Sie ist groß und schwer. Und, immer, steht in jedem Test, dass man das Gewicht nicht bemerkt, wenn man damit auf der Straße fährt. Das ist natürlich Quatsch, aber selbst, wenn es stimmen würde, wäre es kein Maßstab, und bei der AT schon gar nicht. Alle anderen Groß-Schwer-Reise-Enduros sind für die Straße gebaut, da kommt es eventuell nicht so sehr auf ein paar Dutzend Kilos an. Bei der AT hat Honda jedoch vor allem mit den Geländeeigenschaften geworben. Und da, im Gelände, da zählt jedes Kilo, vor allem wenn man den Bock nach einem Umfaller wieder aufheben muss.

Da stelle ich mir die Frage, warum kriegt die AT einen 1.000 ccm Motor mit 95 PS, wo der alten AT doch 750 ccm und 60 PS reichen? Weniger Hubraum und weniger Leistung bedeuten einen leichteren Motor und alles andere drumherum kann auch leichter gebaut werden. Wer jetzt spontan denkt, dass ist viel zu wenig Motor, der sollte sich die Frage stellen, wofür es zu wenig Motor ist. Wer viel Motor in einer enduroartigen Honda will, der kann zur Crosstourer greifen. Ordentliche Reifen vorausgesetzt, kann man auch damit über eine Crossstrecke fahren. Zugegeben schlechter und mühsamer als mit der aktuellen Africa Twin, aber es geht. Die AT spielt, meiner Meinung nach nicht in der Liga der ganz Dicken: Yamaha Super Ténéré, Tiger Explorer, 1200 GS, 11/1290er Kati oder Multistrada, eher bei den 800er von BMW, Triumph und bald wohl auch KTM.

Honda ist die Firma, die 1992 die Fireblade auf einen Markt brachte, der 750er Superbikes kannte oder Speck-Sportler mit über 1.000 Kubik. Die folgenden Werte illustrieren vielleicht, was für ein Quantensprung die Blade war. Und an der Blade war viel mehr anders, als die Werte vermuten lassen. Die AT ist kein solcher Quantensprung und an Ihr ist auch nicht wirklich etwas anders.

  • Fireblade 1992: 893ccm, 128 PS, 185kg trocken
  • Yamaha FZR 1000 Exup: 1002 ccm, 145 PS, 242 kg fahrbereit
  • Suzuki GSX-R 1100: 1.052 ccm, 130 PS, 227 kg fahrbereit
  • Kawasaki ZZR-1100: 1.052 ccm, 147 PS, 264 kg leer

Vielleicht kommt ja demnächst auch eine neue Transalp, bisher habe ich dazu noch nicht mal Gerüchte gehört. Das sollte dann jedoch keine hubraumreduzierte AT sein, sondern ist hoffentlich etwas ganz anderes, komplett neu, vielleicht mit dem 500er Motor der CB. Rally Raid hat da schon mal was vorbereitet, das sollte Honda doch toppen können. (Video ist australisches Englisch.)

Oder gleich eine 250er Hippe mit dem 500er CB-Motor, so wie ihn hier jemand in seiner Garage gebaut hat. (Video mit ganz schrecklicher Musik und ohne Text.)

Langer Rede kurzer Sinn: Ich hatte mir von der Africa Twin mehr erwartet als ein Mopped, das funktioniert und in etwa das Gleiche kann, wie alle 800er Enduros.

Was für die AT spricht sind: Das DCT (aber dass hat der Crosstourer auch) und das leicht abschaltbare ABS (kein durchklicken durch 32 Menüpunkte) und die ebenso leicht umschaltbare Traktionskontrolle.

Aber das ist für mich zu wenig um mitzujubeln.

4 Gedanken zu „Ist die Africa Twin scheiße? Nein

  1. Auch wenn ich die AT gekauft habe, so kann ich deine Worte sehr gut nachvollziehen. Ich wollte etwas in der F800GS / Triumph Tiger 800 XCx haben- und da hat das Bauchgefühl sich für die AT entschieden. Ins wirkliche Gelände fahre ich damit keinesfalls, und auch auf der Straße machen sich die „paar“ Mehr- Kilos zur 660er Tenere deutlich bemerkbar.

    Aber wo die Liebe hinfällt… ;-)

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