Der @ErnieTroelf und ich waren auf Moppedtour in der Eifel unterwegs. In einem Ort an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnere, stellte sich ein Gesperrt-Schild in unserem Weg. Solche Schilder kenne ich schon aus vielen anderen Dörfchen, fast immer gibt es dann am Ort der Sperrung doch ein Durchkommen. Nicht so hier, denn hier stand ein Kleintransporter mitten auf der Straße und daneben saß ein Mann mit Warnweste im Klappstuhl.
Äh, was ist denn hier los?
Es stellte sich heraus, dass wir gerade an der letzten Sonderprüfung der Rallye Oberehe angekommen sind. Jede Minute komme hier das erste Auto durch und links auf einer Hügelkuppe gibt es einen Getränkestand und drum herum sitzen ein paar Menschen, das ist der Zuschauerbereich.
Wir beschließen also uns ebenfalls dorthin zu begeben und stellen die Moppeds ab. Entlang eines Flatterbandes geht es über einen Wiese, über eine Straße, an zwei Damen unter einem Sonnenschirm vorbei, eine trägt eine Warnweste und die andere hält eine gelbe Flagge in der Hand, es sind die Streckenposten, wir haben gerade die Rennstrecke überquert.
Die Prüfung fängt irgendwo dahinten an, führt einmal rund um den Zuschauerhügel und geht dann noch weiter. Es ist eine vollkommen entspannte Atmosphäre, wir holen eine Cola und schon rast der erste Rallye-Wagen heran, eine lange Staubfahne hinter sich herziehend rutschte, rollte und driftete ein Mitsubishi Evo über die Strecke. Vom Motor war nur wenig zu hören.
Totaler Quatsch, wenn es nach mir gehen würde, dann müssten Schalldämpfer bei Rennwagen verboten werden. Ich würde sogar Turbos verbieten, die dämpfen den Auspuffsound viel zu viel. Wenn die Fahrer mehr PS wollen, sollen sie halt mehr Hubraum und mehr Zylinder einbauen.
Die nächsten Autos klingen auch nicht viel besser. Dann kommt der erste mit richtig Lärm angerast, ausgerechnet ein Kleinwagen, ich weiß nicht mehr welcher. Es kommen noch ein paar Ascona B, ein Escort II, ein Porsche RSR (geil, mit Entenschwanz), alle mit richtig Sound, herrlich. Zwischendrin ein paar BMW und andere Leisetreter.
Wir freuen uns, dass wir zufällig hier hinein gestolpert sind, hätten wir das Gesperrt-Schild nicht ignoriert, wir hätten nichts gewusst.
Hinweisschilder auf die Veranstaltung, Werbeplakate oder anderes gab es nirgens zu sehen, trotzdem waren ca. drei Dutzend Menschen vor Ort und guckten sich das Rennen.
Mein Liebling war der Trecker, der anstelle der Heugabel eine mittelgroße Tribüne in die Höhe reckte und später, natürlich mit der immer noch vollbesetzen (ca. 5 Leute) Tribüne, einfach wegfuhr, quer über die Strecke als gerade kein Auto kam und weg in Richtung Horizont.
Keine Werbung für Motorsportveranstaltungen ist wohl die übliche Vorgehensweise, beim Supermoto-Lauf in St. Wendel habe ich Ähnliches erlebt. Jetzt könnte man sagen, kein Wunder, dass niemand kommt, wenn keine Werbung gemacht wird, dann weiß ja auch keiner, dass da was ist.
Klingt logisch, ich habe aber einen Gegenbeweis: Das örtliche Weinfest. Plakate gibt es hier auch keine und trotzdem war es so proppevoll, dass es kein Durchkommen zur Wurstbude gab.
Warum tausende Menschen kommen, um eine Dorfstraße mit Schießstand, Wurfbude, ein paar Wein- und Imbissständen und zwei Bühnen mit Coverbands zu sehen, ist mir schleierhaft. Da gibt es eigentlich nichts, was es an allen anderen Tagen im Jahr auch gibt, wenn auch nicht in der selben Straßen in provisorischen Buden sondern in richtigen Geschäften und ein paar Kilometer auseinander.
Für ein einmaliges Event, wie eben die Rally kommt fast niemand.
Menschen sind komisch.
P.S.
Es gibt wieder mal keine Fotos. Ich habe vor der Tour extra meine Kamera beiseite gelegt, damit ich sie ja nicht vergesse, als es dann aber los ging wusste ich nicht mehr, wo genau sie in Bereitschaft lag und habe sie erst gerade wieder gefunden.
So tolle Fotos von der Rallye Oberehe wie hier hätte ich sowieso nicht hingekriegt.
Hihi! Die Erfahrung, daß es mit den Sperrungen in Ortschaften meist nicht ganz ernst gemeint ist, habe ich auch gemacht. Man fährt immer erst mal wacker drauf los und dann kann man immer noch sehen. Meist kommt man dann unerwartet gut durch. Aber nicht immer. Das hatte ich auch gerade gehabt.
Weinfeste ziehen die Leute an, weil da traditionell gesoffen wird was rein geht. Und man trifft die Nachbarn und Tante Liesbeth und so weiter. Vielleicht ist die Landbevölkerung Rallyes einfach noch nicht so gewöhnt.
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Die Rallye gibt es seit 40 Jahren, aber wahrscheinlich wissen die Nachbardörfer das nicht, wegen der fehlenden Werbung.
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Davon ist auszugehen, die wundern sich immer nur über die ganzen Autos…
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