Ich bin keine Litfaßsäule

Wisst Ihr noch, ganz früher als es keine Motorradklamotten gab? Und dann kam die schwarze Lederjacke. Später kamen dann auch Lederhosen und andere Farben. Wachscotton gab es auch. Als dann die 80er Jahre auf dem Kalender auftauchten, kam die Zeit der Papageienkombis: Türkis, Violett und Fuchsia waren die Farben, Streifen und Dreiecke die Muster der Zeit. Schön war das nicht, aber Geschmacksache. Danach kam Goretex. Heute ist Reklame.

Wann habt Ihr das letzte Mal im Laden eine Motorradjacke, einen Helm, Stiefel oder sogar ein anderes Stück Motorradkleidung gesehen, auf dem nicht der Hersteller- oder Handelsname in riesigen Buchstaben stand?

Ich frage mich: warum?

Bei Replika-Kombis, die aussehen sollen wie die eines bestimmten Rennfahrers muss das drauf, denn sonst sieht es halt nicht mehr so aus die das Original.

Ich weiß auch, dass es Leute gibt, die Ihrer Umwelt gerne zeigen möchten, dass sie sich die teure Marke leisten können und daher ganz froh sind, wenn die Marke schon von weit weg zu erkennen ist. Das Argument sticht jedoch nicht für die billigen Handelsmarken. Da sollte doch eigentlich eher das Gegenteil gelten, oder? Gut, die Marken heißen nicht JA! oder TiP, aber ein selbst ausgedachter Phantasiename ist auch nur ein halbes Bisschen besser.

Über drei Ecken habe ich gehört, der Name stehe dort, damit die Kleidung billiger angeboten werden kann. Bullshit! Logos und Schriftzüge anbringen ist in der Herstellung teurer als wenn diese weg gelassen würden. Dieses Geld kommt durch die Kunden in die Kassen der Hersteller. Wenn nun die Marketing-Abteilung von $Hersteller sagen würde, wir geben Geld aus unserem Budget dazu, damit eine bestimmte Kombi billiger verkauft werden kann, dann kommt dieses Geld auch aus den Portemonnaies der Kunden, ist beim Hersteller nur in eine andere Tasche gesteckt worden. Damit man einen riesigen Namen auf Kombi A eine Marketingmaßnahme nennen darf, müsste es Kombi A oder wenigstens Kombi B ohne diesen Schriftzug geben. Gibt es aber nicht.

Ich muss als Kunde also dafür bezahlen, dass Ihr mein Produkt teurer produziert und muss für Euch als Reklametafel durch die Gegend rollen. Und weil Ihr das alle macht, habe ich nur die Wahl, welcher Dieb mich ausrauben darf.

Das gefällt mir nicht.

10 Gedanken zu „Ich bin keine Litfaßsäule

  1. Aus Marketingsicht: man muss Geld ausgeben, um Geld zu verdienen.
    Das Aufbringen der Logos/Namen kostet fast nichts im Herstellungsprozess, dafür ist die Wirkung eine ganz große.
    Da hat jemand eine Kombi o.ä. vorbeifahren sehen und konnte sich den Aufdruck merken, er sucht danach im Internet oder geht zu einem Moppedklamottenverkäufer um sich eben jene Kombi zu kaufen. Das funktioniert, machen nicht nur Klamottenhersteller so, auch auf Fahrzeugen steht der Name. ;)

    Aber es gibt auch Klamotten, bei denen es nicht so groß drauf steht. Da wäre z.B. meine Motorradjeansjacke und Hose, da steht es, wie bei Jeans üblich, auf einem kleinen Schild und an den Knöpfen, kann man von weitem also nicht sehen.

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    • Ich habe nichts gegen Marketing, aber ich will keine Reklametafel sein. WEnn jeder Hans ud Franz das Gleiche tut, dann kann er sich auch nicht von seinen Mitbewerbern unterscheiden, außer dass der eine Hans und der andere Franz auf seine Klamotten drucken lässt, die eventuell auch noch beim selben chinesischen Hersteller eingekauft wurden.
      Ja stimmt, Jeans geht, wenn man das will.

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  2. Ich bin da zwiespältig, weil ich Markenklamotten mag und es mich nicht stört, wenn das Logo zu sehen ist, ganz im Gegenteil. Z.B. bei Buffalo.
    Aus demselben Grund würde ich nie Motorradklamotten bei Louis kaufen: Der Markenname Vanucci klingt so lächerlich und albern, dass das nie tragen würde.

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  3. Das ist die Sache mit dem steten Tropfen und dem Stein. So ist der Markenname in den entsprechenden Kreisen präsent und brennt sich ein. Ausserdem müssen sie so keine Lizenzgebühren für Werbung anderer bezahlen. So das was es früher als Aufnäher gab und was eine Jacke richtig cool machte.
    Mit großen Werbeaufschriften möchte ich allerdings so und so nicht herum fahren. Es sei denn, ich habe mir das selbst ausgesucht wofür ich werbe.

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  4. An die 90er Jahre mit ihren krachbunten Lederkombis erinnere ich mich noch gerne. Auch mit Schaudern, war ich doch selbst so ein Papagei – aber immerhin gerne.

    Lasst mich mal spazierendenken.. auf meiner roten Lederkombi steht Ducati drauf. Ganz groß und fett, stimmt. Aber auf der Ducati passt das, und Ducati hat mächtig Preis nachgelassen, beim Kauf ;-)

    Ansonsten hab‘ ich noch eine pechschwarze Lederjeans und eine antik-braune Lederjacke, beides ohne Buchstaben. Auf der Harley würde die rote Renn-Kombi aber auch nicht gut passen ;-)

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  5. Ein weiteres Manko dieser „Aufnäheritis“ sind die dadurch erzeugten zusätzlichen Wassereintrittsstellen. Nicht genug damit, dass man kaum noch NUR-Leder-Kombis bekommt, werden diese durch die Aufnäher zusätzlich perforiert.
    Bevorzuge allerdings generell ein freundliches schwarz

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