Ich bin gerade mitten im Dakar Fieber. Und wenn ich Dakar sage, dann meine ich die Motorrad-Wertung der Rallye Dakar, die gerade in Südamerika läuft.
Nichts gegen die Menschen die sich gemütlich sitzend vom Beifahrer navigieren lassen, aber wenn es nicht mindestens ein fliegender LKW ist, dann ist es doch eher uninteressant für mich. Auf einem Mopped, so wie gestern, 518 km bei über 40° (manche Fahrer sprachen von 50°) durch Flussbetten und über Tiefsand zu fahren und dabei (lest das Ihr Autofahrer!) selbst zu navigieren ist schon noch eine Nummer härter. Zusätzlich fahren die Moppeds auch noch vor den Autos, so dass da keine verlässlichen Spuren gezogen sind, wenn die Weltelite von Wegpunkt zu Wegpunkt eilt. Dass die schnellsten Moppeds dabei Zeiten fahren die bei den Autos für die Top 20 reichen ist mehr als erstaunlich.
Die gesamte Dakar (PDF) geht über 13 Fahrtage, 9.295 km (für Moppeds, PKW fahren 9.111 km und LKW 8.159 km), davon 4.752 km Sonderprüfungen. Das sind durchschnittlich 366 gezeitete Kilometer jeden Tag. Ich würde wetten, davon ist kein einziger Meter asphaltiert. Mit Verbindungsetappen fahren die Jungs und paar Mädels jeden Tag rechnerisch 715 km plus Umwege weil sie sich verfahren haben. Die längste Tagesetappe ist 1.024 Kilometer lang. Und auch wenn es gestern hieß, die 518 km Sonderprüfung sei die längste der Dakar gewesen, so steht doch noch ein Tag mit einer 784 km langen Sonderprüfung auf der Website, nämlich Tag 8 von Uyuni nach Iquique. Angenommen die Etappe ist so schnell wie die erste, nämlich über 130 km/h, wären die schnellsten immer noch über 6 Stunden unterwegs. Diese 130km/h sind übrigens höher als die Höchstgeschwindigkeit meiner kleinen Honda #Hippe.
Amateure fahren selbstverständlich deutlich langsamer als die Profis vorne und sind somit noch länger unterwegs. Nach dem Fahren kommen noch so Dinge wie Essen, das Roadbook des folgen Tages vorbereiten, den Mechanikern das Mopped übergeben aufs Klo gehen, eventuell einen Arzt oder Physio aufsuchen und Schlafen. Es gibt bei den Moppeds auch eine Klasse, in der die Fahrer ohne technische Unterstützung auskommen müssen. Das sind die komplett Wahnsinnigen, die schlafen wahrscheinlich beim schrauben.
Und davon soll man nicht begeiterst sein? Das finde ich schwer verständlich, trifft aber wohl auf 99% der Motorradfahrer zu, vom Rest der Menschheit ganz zu schweigen. Komische Welt.
Ich find’s ja gut, dass du live tweetest. Ich hab gerade keine Möglichkeit, mir das selbst anzugucken und so bekomme ich immerhin das Wichtigste in Kürze.
Ich finde die Dakar inzwischen eigentlich zu krass. Ich meine, die Länge der Etappen und die Bedingungen unter denen sie gefahren werden sind inzwischen so spektakulär gewählt, dass man billigend in Kauf nimmt, dass auch krasse Unfälle passieren. Dieses Red Bull-Konzept finde ich nicht unterstützenswert. Unabhängig davon bleibt es natürlich eine beeindruckende persönliche Leistung gerade der Fahrer, die nicht die hohen Geschwindigkeiten des Spitzenfelds fahren und damit teilweise 2/3 eines Tages im Sattel verbringen, weil die Etappen eben heftig lang sind.
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Von Fabrizio Meoni (starb als Motorrad-Profi auf der Dakar 2005) soll folgendes Zitat stammen: „Dakar must be a race for few people, Dakar is a dream, the dream of the Rose Lake, if everybody finish it, the dream is over“ (Quelle Internet).
Ich denke, das trifft es ganz gut.
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Jo, hat er recht. Aber ich meine halt zwischen everybody finishes und each year somebody dies liegen halt noch viele Abstufungen.
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Stimmt.
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