Monster S1000R SuperDuke Battle

Leider musste ich dieses Jahr die Honda Presse Tage aus beruflichen Gründen ausfallen lassen. Da kam mir die Einladung vom Portal BikerSzene.de ganz recht, andere Moppeds Probe zu fahren.

Die neuesten Vertreter der Gattung Motorrad, die ich noch nie verstanden habe, PS-starke Sport-Nakeds. Viel PS braucht man nur auf der Autobahn, wenn man dort zügig vorankommen will. Dabei wäre dann eine Verkleidung ebenfalls hilfreich. Für die Landstraße (ebenso wie für Bundes-und Kreisstraßen) reichen 50 PS dicke und 80 sind eigentlich schon zu viel, denn dort darf man nämlich nur 100 km/h fahren. Mit meinen 24 PS in der #Hippe bin ich bereits für fast alles ausreichend motorisiert, wozu also 180? Es gibt also keinen rationalen Grund, sich so ein Ding zu kaufen, außer man muss etwas kompensieren, das fehlt.

Ich dachte an Kurvenspeed, nicht an Zentimeter.

Wenn ich schon vorher weiß, dass es Quatsch-Motorräder sind, kann ich ganz unvorbelastet losfahren.

Seit ich vor viel zu langer Zeit eine 97er TL1000S fuhr, stehe ich auf dicke Sport-V2, also rauf auf die Super Duke und mit Ihr auf die Autobahn um in die Pfalz zu kommen. Erste große Überraschung: Mit dem dicken Graf kann man locker und entspannt sitzend mit Tacho 245 fahren. Und das trotz dem breiten Lenker. Hat mich beeindruckt.

Der Weg dorthin ist ebenfalls beeindruckend, da die Sitzposition nicht darauf ausgelegt ist, die Wahnsinnsbeschleunigung zu der der Bock fähig ist, auch zu nutzen. Für mich sind die Fußrasten zu weit vorne, um mich richtig abzustützen. So fühlt sich die Beschleunigung noch gewaltiger an. Ist das der Grund für die Positionierung der Rasten?
Runter von der Bahn und auf die Bundesstraße. Der sechste Gang ist als Fahrgang zu lang übersetzt, unter 135 km/h sollte er nicht eingelegt werden. Bei dieser Geschwindigkeit ist der Führerschein außerhalb der Autobahn jedoch akut gefährdet, so gesehen hat der sechste also vor allem eine Warnfunktion.
Das Fahrwerk der Kati ist eher auf stabilen Geradeauslauf denn auf Handlichkeit ausgelegt. Mit einem lockeren Hüftschwung geht sie nicht in Schräglage, da muss auf die Fußraste getreten oder am Lenker ein Impuls gesetzt werden. Der gefühlt breiteste Lenker der drei Tester hilft dabei. Dann lässt sich das Mopped in der Kurve auch von nichts mehr aus der Ruhe bringen. Asphaltflicken werden an den Fahrer gemeldet, Änderungen des Radius, beschleunigen oder bremsen gehen problemlos. Die anderen Probanten werden sich als beweglicher erweisen und mit Hüftschwung fahren lassen. Die KTM fühlte sich am wohlsten, wenn sie tief in die Kurve hinein gebremst wird und früh wieder raus beschleunigen kann. Klassisch vor der Kurve bremsen und mit Stützgas geht natürlich auch, fühlt sich aber falsch an. Der V2 brummt gänsehautschön und alles andere funktioniert tadellos. Es macht Spaß mit der KTM zu fahren, man muss halt damit leben, dass Motor und Fahrwerk gnadenlos unterfordert sind mit allem, was man auf der Straße damit anstellen kann, solange man sich legal bewegt.

Bis hierher haben sich meine Vorbehalte gegenüber Sport-Nakeds bestätigt.

Also auf den nächsten V2. Das Schöne am Monster fahren ist, ich muss das Ding nicht sehen. Ich finde die aktuelle Generation fürchterlich verbaut mit lauter Schläuchen, Kästen, Deckelchen und was sonst noch so da dran gehängt wird. Also schnell rauf und den Motor anlassen. Der geilste Sound von allen kommt aus einem 90° V2 wie diesem! Leider ist die Sitzposition ein bisschen hmpf (nicht so dass es stört, aber auch nicht so ganz richtig) und die Stiefel stoßen an die Ausleger der Soziusrasten, aber damit kann ich mich schnell arrangieren.
Losfahren und erste Kurve. Was für ein Unterschied zur Duke, Beschleunigungen werden mit einem Ruck eingeleitet und in die Kurve fast hineingekippt. Hier ist aktives Fahren gefordert, jeder Asphaltflicken lässt den Lenker zucken, jede Veränderung an Bremsdruck oder Drosselklappenstellung bringt Unruhe in die Kiste. Oder besser: bringt Leben in die Bude. Fast bin ich geneigt, die Kurven möglichst unrund zu fahren, dazu den Motor brüllen und spotzen zu lassen, brummeln und knallen, das Monster einfach die Freude am Fahren in den Wald schreien zu lassen. Objektiv gesehen kann die Monster alles deutlich schlechter als die KTM, aber es macht mir mehr Spaß.
Vielleicht hätte ich an der KTM das Fahrwerk verstellen und die Motorsteuerung auf Sport schalten sollen, und hätte dann auch dieses Monstergefühl gehabt. Die Motorsteuerung der Monster stand übrigens auch auf „Tour“ oder wie immer der mittlere Modus da heißt.

Beinahe möchte ich die BMW schon gar nicht mehr fahren, lasse mich dann aber von meiner inneren Chronistenpflicht doch noch zu einem Versuch überreden. Die Beemer ist mit ihrem 1.000er Vierzylinder-Reihenmotor emotional bei mir in einer ganz anderen Liga unterwegs.
Die Sitzposition passt sofort, aber entweder hat ist da noch das Lenkerschloss drin oder die Ingenieure haben vergessen einen Lenkeinschlag einzubauen, ein Wendekreis wie ein Lastkahn. Die anderen beiden habe ich nicht so eng wenden müssen, kann also durchaus sein, dass die ähnlich gebaut sind, würde mich vor allem bei der KTM jedoch überraschen, die in dieser Trio die Vernünftige und Praktische ist. Raus in die Kurven, ans Gas und: Wow, jetzt verstehe ich Sport-Nakeds! Der Motor röhrt und beschleunigt dass es eine Freude ist. Das Fahrwerk macht alles mit und auch auf ESA-Stufe „Soft“ schaffen es deutsche Kreisstraßen nicht für Unruhe in tiefen Schräglagen zu sorgen. Die Beschleunigung kann ich viel besser ausreiten als auf der KTM, da schlagen wohl die Superport-Gene der RR durch. Anders als die CBR600RR, die den Fahrer in jeder Kurve auslacht, weil er so langsam ist, scheint die BMW zu sagen: war ja ganz nett, aber jetzt lass uns spielen. Und spielen kann sie, wie keine andere.

Welche würde ich kaufen? Die BMW. Ich hatte nicht so viel Spaß wie mit der Duc, aber viel mehr als auf der KTM. Ich würde das V2-Bollern vermissen, und die lustige Ruppigkeit aber es wäre irgendwie vernünftiger ohne so vernünftig wie die KTM zu sein.

4 Gedanken zu „Monster S1000R SuperDuke Battle

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