Nach dem Crossen war ich richtig angeschlagen, so dass ich lieber nicht sofort wieder auf die Rennstrecke wollte. Ich habe mich daher entschieden, an der angebotenen Tour über die Landstraße teilzunehmen. Mit zwölf Leuten und drei Guides ging es ca. eine Stunde lang über die Straßen rund um das Baden Airfield. Für diese Strecke hatte Metzeler ca. zwei Dutzend Bigbikes zur Verfügung gestellt, von der 1200er Sporty (lustig, statt einem Rücklicht hat das Ding rote LEDs in den Blinkern) bis zur tourigen Sechszylinder BMW. Da fiel mir die Wahl schwer. Als @schrm sich spontan für die Z1000 entschied, erinnerte ich wieder daran, wie viel Spaß mir die CB1000R beim #HondaTT11 gemacht hatte und ich wählte die 1050er Speed Triple, die ebenfalls vorhandene Honda kannte ich ja bereits. Keine gute Wahl, denn die Trumpet war todeslangweilig. In der Presse liest man immer vom tollen Dreizylinder-Sound, was ich bisher nicht bestätigen konnte, denn das Aupuffgeräusch klingt für mich in der Vorbeifahrt eher wie eine 600er Bandit. Wenn man selbst fährt, hört man jedoch das Ansauggeräusch sehr viel besser, und das ist dieser charakteristische Sound, von dem immer geschrieben wird. Das ist aber leider auch schon alles. Die Sitzposition hat mich an die CB1300 erinnert, war also eher gemütlich, die Lenkerkröpfung passte jedoch nicht richtig, das Fahrwerk war zu hart, es fühlte sich ein bisschen wie ein Starrahmen an, das Hinterrad fiel in jedes Schlagloch. Ansonsten war das Mopped unauffällig, es hat funktioniert, aber Spaß stellte sich bei mir nicht ein. Sie ist weder besonders handlich, noch besonders stabil, die Beschleunigung ist gefühlt ebenfalls nur durchschnittlich, so wie 90 PS auf 250 Kilo nicht wie 135 PS auf 214 Kilo.
In der Fotopause habe ich dann die Gelegenheit genutzt und nach einem Tauschpartner gesucht und auch schnell gefunden. Der Kollege, der mit der V-Rod fuhr, war froh, dass er von dem Bock runterkam und ich hatte das erste Mal die Gelegenheit, eine Harley zu fahren. Okay, eine V-Rod, genauer eine VRSCF (oder so). Wider Erwarten hatte ich mit dem Ding mehr Spaß als mit der Speed Triple. Das lag vor allem daran, dass die H-D eher seltsam konstruiert ist. Die Klappmesser-Sitzposition, Hände und Füße weit vorne, Arsch weit unten und hinten war sehr gewöhnungsbedürftig. Mit dem Kopf in derselben Höhe wie in einem Auto fehlt die moppedtypische Übersicht auf der Straße und neben der 800er GS stehend, auf der @Moto1203 unterwegs war, hatte ich den Kopf auf Sattelhöhe. Beim losfahren habe ich die Fußrasten jedes Mal instinktiv einen Meter weiter hinten gesucht. Bei dieser Sitzposition konnte mir der Motor die Arme gar nicht mehr länger ziehen, aber auch bei einem anderen Lenker hätte der Qualm von dem Motor dafür sicherlich nicht gereicht, die Leistung ist in etwas auf dem Niveau wie bei einem großen Boxer, ausreichend um alle Autos herzubrennen, bei anderen Moppeds wird es jedoch schwer. Da der vorherige Fahrer sich über die Kurvenunwilligkeit und mangelnde Schräglagenfreiheit beschwert hatte, er nannte die H-D gar unfahrbar, habe ich mich ganz hinten in der Schlange eingereiht, damit die anderen in Ruhe fahren können. Wie es sich gehört, wenn man in einer großen Gruppe mit Leuten fährt, mit denen man noch nie gefahren ist, herrschte auf der Ausfahrt internes Überholverbot und ich wollte keinem im Weg stehen. Das war aber gar nicht nötig, denn die V-Rod kann sehr wohl Kurven fahren, auch mit dem 240er Hinterreifen (je breiter der Reifen, desto mehr Schräglage braucht man um um die Kurve zu kommen). Als zwölfter in der Gruppe viel mir auf, wie unterschiedlich die Fahrstile waren, es gab es Leute, die versuchten ohne Schräglage durch die Kurven zu kommen und Leute, die sich nicht trauten mit einer 1200er BMW einen LKW zu überholen, aber so dicht auffuhren, dass sie nur noch Rückwand sehen konnten (unverständlich und dumm). Beim nächsten Fotohalt habe ich mich also wieder vorne einsortiert. Hier konnte ich mit höherer Kurvengeschwindigkeit über die Landstraßen fahren und bekam die Harley auch auf die Rasten herunter. Das ständige Kratzen hört sich zwar unschön an, stört jedoch die Linie nicht wirklich. Damit das Biest bremst, muss man ordentlich reingreifen und kräftig ziehen bzw. treten. Ich hatte Spaß und konnte mit Z1000 und Co. gut mitfahren. Sollte es jemals zu einem Tempolimit in Deutschland kommen, wäre eine V-Rod mehr als nur eine Überlegung wert, dann aber eher eine Street-Rod, die liegt höher, hat somit mehr Schräglagenfreiheit und die Fußrasten liegen weiter hinten. Oder eine Ducati Diavel, die ich jetzt auch mal testen möchte.
Die Gruppengröße, besonders weil wir so heterogen zusammengesetzt waren, störte ein wenig den Fluss, da die Vorderen immer wieder auf die Hinteren warten mussten. Bei zwölf Fahrern und drei Guides hätte die Gruppe auch aufgeteilt werden können. Metzeler hätte uns auch ganz ohne Guides auf die Straßen lassen können, so wie Honda ein paar Wochen vorher. In der Tour steckt also noch Verbesserungspotential.
Hätte ich noch Zeit für eine weitere Tour gehabt, hätte ich gerne die dicke BMW getestet. Später.
Die Moppeds in diesem Beitrag:
1200er Sporty – Harley Davidson
Tourige Sechszylinder BMW – K 1600 GTL
Z1000 – Kawasaki
CB1000R – Honda
1050er Speed Triple – Triumph
600er Bandit – Suzuki GSF600 (wird nicht mehr gebaut)
CB1300 – Honda
V-Rod – Harley Davidson
800er GS – BMW F
1200er BMW – R 1200 GS
Street-Rod – Harley- Davidson (wird nicht mehr gebaut)
Ducati Diavel
Pingback: Moppeds von Triumph testen #TTT13 | Griesgram999